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AUSLAND/1940: Humanitäre Situation in Syrien katastrophal (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 7. März 2013

Humanitäre Situation in Syrien katastrophal



Berlin, 7. März 2013. Nach zwei Jahren Bürgerkrieg ist die humanitäre Situation in Syrien katastrophal. "Der Umfang der geleisteten Hilfe liegt dramatisch unter dem, was benötigt wird", sagt Frank Dörner, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. "Dass keine politische Lösung für den Konflikt gefunden wird, kann keine Entschuldigung für ein Versagen der humanitären Reaktion sein. Wir rufen alle Konfliktparteien dazu auf, ein Übereinkommen auszuhandeln, das im ganzen Land humanitäre Hilfe ermöglicht, auch von Nachbarländern aus oder über die Fronten hinweg. In der Zwischenzeit müssen die Vereinten Nationen, die einzelnen Staaten und die Geldgeber einen Rahmen schaffen, in dem NGOs bestmöglich Hilfe leisten können."

Das vor dem Bürgerkrieg gut funktionierende Gesundheitssystem Syriens ist zusammengebrochen. Medizinische Hilfseinrichtungen werden gezielt angegriffen, Krankenhäuser werden zerstört, medizinisches Personal wird verfolgt.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet derzeit mit rund 200 Mitarbeitern in von der Opposition kontrollierten Gebieten im Norden Syriens. Die Teams betreiben dort drei Kliniken. Sie haben bislang 16.000 Patienten behandelt und 1.300 Operationen durchgeführt. Außerdem unterstützt die Organisation syrische Flüchtlinge im Libanon, im Irak, in Jordanien und der Türkei. Von der syrischen Regierung erhält die Organisation bislang keine Genehmigung, in den von Damaskus kontrollierten Gebieten zu helfen.

In von der Regierung kontrollierten Gebieten wird die Hilfe vom syrisch-arabischen Roten Halbmond und anderen von der Regierung autorisierten lokalen Organisationen geleistet. UN-Organisationen und einzelne internationale Hilfsorganisationen, die von der Regierung eine Bewilligung haben, sind verpflichtet, mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten. Deren Einsatzgebiete sind jedoch begrenzt und die Kapazitäten bereits erschöpft. In Gebieten, die von der Opposition kontrolliert werden, ist die internationale Hilfe stark eingeschränkt. Der größte Teil kommt hier von der syrischen Diaspora, von Ländern, die sich mit der Opposition solidarisieren sowie von politisch-religiösen Wohlfahrtsnetzwerken.

"Ein Übereinkommen aller Konfliktparteien sollte die praktischen Bedingungen für humanitäre Hilfe von benachbarten Ländern aus oder über die Frontlinien hinweg festlegen", fordert Dörner. "Außerdem müssen die Kriegsparteien die Neutralität aller medizinischen Einrichtungen im Land respektieren."

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2013