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AUSLAND/2386: Mittelmeer - Gesundes Baby auf Rettungsschiff Aquarius geboren (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 11. September 2016

Mittelmeer: Gesundes Baby auf Rettungsschiff Aquarius geboren


Am Morgen des 12. September ist auf dem Rettungsschiff Aquarius im Mittelmeer ein Baby zur Welt gekommen. Der Junge ist gesund und hat noch keinen Namen. Seine Eltern kommen aus Nigeria. Die Nationalität des Jungen steht noch nicht fest, da er in internationalen Gewässern geboren wurde.

Die Eltern des Babys, Otis und Faith, und seine älteren Brüder Victory (7) und Rollres (5) wurden 24 Stunden vor der Geburt von einem überfüllten Gummiboot gerettet. Derzeit befinden sich auf der Aquarius, die von der Organisation SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen gemeinsam betrieben wird, 253 Gerettete von zwei Gummibooten. Darunter sind 97 jünger als 18 Jahre, 10 Kinder unter fünf und vier Babys unter einem Jahr. 84 der Minderjährigen sind unbegleitet auf der Flucht.

Die junge Mutter Faith erzählt: "Ich war sehr gestresst, während ich mit den anderen Frauen und Kindern in dem Gummiboot auf dem Boden saß. Ich hatte Panik, dass die Wehen anfangen würden. Das Baby hat sich in meinem Bauch auf und ab bewegt - schon drei Tage lang hatte ich immer wieder Kontraktionen."

Jonquil Nicholl, Hebamme von Ärzte ohne Grenzen, half bei der Entbindung. "Es war eine ganz normale Geburt unter gefährlich unnormalen Bedingungen. Was für ein schrecklicher Gedanke, was passiert wäre, wenn das Baby 24 Stunden früher gekommen wäre: In diesem seeuntüchtigen Gummiboot, in dem die Frauen am Boden in einer Benzinlache sitzen, so zusammengequetscht, dass sie sich nicht bewegen können, dem Meer ausgeliefert. Noch 48 Stunden vorher haben sie in Libyen am Strand gewartet, ohne zu wissen, was ihnen bevorsteht. Wie kann so etwas im Jahr 2016 noch passieren? Diese Familien, schutzbedürftige Menschen, Schwangere, winzige oder ungeborene Babys werden dazu gezwungen, ihr Leben auf dem Mittelmeer zu riskieren, während sie doch Hilfe und Schutz bekommen müssten."

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 11. September 2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2016

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