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INTERNATIONAL/011: Weltbevölkerungsbericht 2012 - Jede vierte Frau kann Schwangerschaft nicht verhüten (DSW)


Deutsche Stiftung Weltbevölkerung - Pressemitteilung vom 14.11.2012

UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2012
Jede vierte Frau kann Schwangerschaft nicht verhüten

Familienplanung ist Schlüssel für Entwicklung



Berlin, 14. November 2012. Mehr als 220 Millionen Frauen in Entwicklungsländern können nicht verhüten. Das ist jede vierte Frau, die eine Schwangerschaft vermeiden möchte. Wenn alle Menschen Zugang zu Familienplanung hätten, würde die Zahl der jährlich 80 Millionen ungewollten Schwangerschaften um zwei Drittel sinken und sich damit das Bevölkerungswachstum verlangsamen, jährlich könnte das Leben von mehr als 80.000 Schwangeren gerettet werden, und die Entwicklungschancen armer Länder würden deutlich verbessert. Das geht aus dem heute veröffentlichten UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2012 "Das Recht auf Entscheidung - Familienplanung, Menschenrechte und Entwicklung" hervor.

"Familienplanung ist ein Menschenrecht und zugleich eine der wirksamsten und kosteneffektivsten Maßnahmen zur Armutslinderung", betont Werner Haug, Mitglied des Exekutiv-Komitees von UNFPA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. "Denn wenn Frauen das Recht haben, über die Zahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt ihrer Geburt zu bestimmen, sind sie gesünder und besser gebildet, sie können eher am Erwerbsleben teilnehmen, und sie sind wirtschaftlich produktiver. Auch den Kindern geht es besser: Sie kommen in der Schule besser zurecht, haben bessere Berufschancen und verdienen später mehr."

Ungewollte Schwangerschaften vermeiden

Die Verhütungsrate von verheirateten Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren ist in Industrie- und Entwicklungsländern von fast null Anfang der 1960er Jahre auf 47 Prozent im Jahr 1990 und 55 Prozent im Jahr 2000 angestiegen. Seitdem gab es eine weitgehende Stagnation. "Das ist dramatisch für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, wo etwa ein Drittel des Bevölkerungswachstums auf ungewollte Schwangerschaften zurückgeht", sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. "Denn das rasante Bevölkerungswachstum übt zusätzlichen Druck auf Bildungs- und Gesundheitssysteme sowie auf die ohnehin knappen Ressourcen aus. Bei der Linderung von Hunger und Armut wäre viel erreicht, wenn alle, die verhüten wollen, dies auch könnten."

Kosten der Familienplanung

Um allen Frauen, die verhüten möchten, die Möglichkeit dazu zu geben, würde dies 8,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr kosten - für Verhütungsmittel, Personal und Gesundheitssysteme. Das sind 4,1 Milliarden US-Dollar mehr, als heute investiert werden. Die zusätzlichen 4,1 Milliarden US-Dollar für Familienplanung würden etwa 5,7 Milliarden US-Dollar für die Versorgung von Neugeborenen und Müttern einsparen.

"Die internationale Gemeinschaft hat sich verpflichtet, bis 2015 allen Menschen Zugang zu Aufklärung und Verhütung zu ermöglichen", mahnt Renate Bähr. "Es ist höchste Zeit, dieses Versprechen endlich einzulösen."

Renate Bähr wurde im September 2012 auf Empfehlung der Bundesregierung in eine hochrangig besetzte internationale Task Force berufen. In dieser Funktion wird sie sich in den kommenden Jahren verstärkt bei Regierungen und in der Zivilgesellschaft dafür einsetzen, dass das Thema Familienplanung in die neue Entwicklungsagenda einfließt.

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Quelle:
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Pressemitteilung vom 14.11.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2012