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MELDUNG/760: Übernahme der Allgemeinen Hospitalgesellschaft - Sorge über Einschränkung demokratischer Rechte (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 29.07.2016

Reha-Konzern Median kauft Allgemeine Hospitalgesellschaft - ver.di besorgt über Einschränkung demokratischer Rechte bei Median


Angesichts der Übernahme der Allgemeinen Hospitalgesellschaft (AHG AG) durch Median befürchtet die Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft (ver.di), dass künftig noch mehr Beschäftigte in ihren demokratischen Rechten beschnitten werden. Zu den inzwischen 78 Einrichtungen der Median Gruppe kommen jetzt weitere 45 Betriebe der AHG AG mit mehr als 2.500 Beschäftigten. Damit steigt die Anzahl der Median-Beschäftigten auf insgesamt gut 15.000 und lässt Median zum mit Abstand größten privaten Anbieter von Rehabilitationsleistungen in Deutschland werden.

Seit die Investment-Gesellschaft Waterland bei Median eingestiegen ist, sei ein zunehmend rabiater Umgang des Konzerns mit den Beschäftigten, den Betriebsräten und der Gewerkschaft ver.di festzustellen. "Waterland ist ein Finanzhai, der vorrangig die Investoren im Blick hat und nicht das Patientenwohl oder die Beschäftigten", kritisiert ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Waterland scheine heftigen Druck auf das Management auszuüben. Die Führung gebe diesen dann an die Betriebsräte und die Belegschaften weiter, so Bühler.

Median hat nahezu alle Tarifverträge gekündigt und gegenüber ver.di im Mai erklärt, keine Tarifverträge mehr abschließen zu wollen. Nun übt der Konzern auf einzelne Betriebsräte massiv Druck aus, die Einkommen nicht mehr über Tarifverträge, sondern über örtliche Betriebsvereinbarungen zu regeln. Nur ein Teil der Berufsgruppen erhält nach diesen Vereinbarungen mehr Lohn. Damit sollen die Beschäftigten anscheinend gegeneinander ausgespielt werden. Zudem werde Beschäftigten mit Sanktionen gedroht, wenn sie den Abschluss von Vereinbarungen mit der Geschäftsführung kritisierten. "Hier soll die freie Meinungsäußerung unterbunden werden", so Bühler. Auch vor der Androhung von Kündigungen schrecke Median nicht zurück.

Gewerkschaftliche Aktivität werde mit allen Mitteln verhindert, "Beschäftigte werden eingeschüchtert, in vielen Kliniken herrscht ein Klima der Angst", so das ver.di-Bundesvorstandsmitglied. "Ein gut funktionierendes Gesundheitswesen benötigt engagierte Beschäftigte, in einem angstfreien Arbeitsklima." Voraussetzung dafür seien eine gute Bezahlung, anständige Arbeitsbedingungen und ein fairer Umgang miteinander. Sei dieses nicht gewährleistet, werde es zukünftig schwer, ausreichend Nachwuchs in den gesellschaftlich relevanten Gesundheitsberufen zu gewinnen.

"Schwarze Schafe wie Median gefährden den Ruf einer ganzen Branche", so Bühler. Median mache mit öffentlichen Geldern Gewinne und verstoße dabei eklatant gegen gesellschaftliche Werte.

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Quelle:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Presseinformation vom 29.07.2016
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2016

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