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STATISTIK/293: TK-Umfrage - Allgemeine Zufriedenheit der Patienten mit dem Klinikaufenthalt (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2017

Umfrage
Zufriedene Patienten

von Dirk Schnack


Bei einer TK-Umfrage schneidet die stationäre Versorgung so gut ab, dass die Kasse die Ärzte lobt.


Viele Klinikpatienten in Schleswig-Holstein verlassen sich bei der Auswahl des Krankenhauses nicht allein auf die Empfehlung des behandelnden Arztes oder fahren einfach in die nächstgelegene Klinik. Jeder fünfte Patient macht seine Entscheidung inzwischen von Informationen abhängig, die er gezielt zur Behandlungsqualität eingeholt hat, etwa über das Internet. Auch bei der Frage, ob ein Krankenhausaufenthalt wirklich notwendig ist, werden die Patienten mündiger: Jeder Vierte hat sich vor dem Gang in die Klinik eine zweite Meinung eingeholt.

Diese Ergebnisse ihrer Patientenbefragung stellte die Techniker Krankenkasse (TK) vergangenen Monat vor. Knapp 6.000 TK-Versicherte aus Schleswig-Holstein hatten bei dieser Befragung ihre Meinung nach einem Krankenhausaufenthalt geäußert. Gefragt wurden sie u. a. nach der Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis, mit der medizinisch-pflegerischen Versorgung, mit Organisation und Unterbringung im Krankenhaus und erstmals auch danach, ob die Patienten sich während der Behandlung bei Ärzten und Pflegekräften in sicheren Händen gefühlt haben. Daraus resultierten Bewertungen von insgesamt 40 Krankenhäusern im Land, die in den Klinikführer eingeflossen sind (www.tk.de/klinikführer).

Die Ergebnisse der Befragung in Schleswig-Holstein zeigen, dass die allgemeine Zufriedenheit der Patienten mit dem Klinikaufenthalt insgesamt hoch ist. Erreicht wurden 80,4 von 100 möglichen Punkten. Auch mit dem Behandlungsergebnis sind die Patienten im Norden zufrieden: Über alle Krankenhäuser in Schleswig-Holstein wurden 79,5 Punkte erreicht.

"Die Befragung zeigt die hohe Leistungsfähigkeit der Kliniken in Schleswig-Holstein", lobte Dr. jur. Johann Brunkhorst, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. Er bilanzierte: "Im Urteil der Patienten leisten Ärzte und Pflegekräfte ganz überwiegend hervorragende Arbeit." So waren beispielsweise 86 Prozent der Patienten der Meinung, dass sich Ärzte und Pflegepersonal angemessen Zeit nahmen und genauso viele haben die beiden Gruppen als eingespieltes Team wahrgenommen. "Die oft geäußerte Kritik, dass sich niemand für die Patienten Zeit nimmt, hat sich in der Befragung nicht bestätigt", sagte Brunkhorst.

Für eine bessere medizinische Qualität ist der Großteil der Menschen in Schleswig-Holstein bereit, einen längeren Anfahrtsweg auf sich zu nehmen - und das über alle Alterskategorien hinweg. Selbst im Alter von 80plus würden fast 70 Prozent der Befragten für eine höhere Qualität weiter fahren. Für eine gute medizinische Betreuung in den Fachgebieten Orthopädie, Pädiatrie, Geburtshilfe und Augenheilkunde ist die Bereitschaft der Patienten für eine längere Anfahrt am höchsten. "Gut informierte, qualitätsorientierte Patienten scheinen auch bei der Wahl des Krankenhauses die Bedeutung medizinischer Qualität über kurze Wege zu stellen", interpretiert Brunkhorst die Ergebnisse. Als Konsequenz fordert er: "Für diese vom Patienten nachgefragte qualitätsorientierte Aufstellung der Krankenhäuser bedarf es längst überfälliger Bündelungs- und Schwerpunktprozesse in Schleswig-Holstein."

Die wichtigsten Kriterien für die Wahl eines Krankenhauses sind die ärztliche Empfehlung, Wohnortnähe und Qualität. 43,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Entscheidung unabhängig vom Rat ihres Arztes treffen. Viele Patienten informieren sich selbst gezielt über die Behandlungsqualität der Kliniken (21,4 Prozent). Brunkhorst betont daher: "Hier sind Politik, Kassen und Verbände gleichermaßen gefordert, für eine neutrale, transparente und für den Laien verständliche Darstellung der Qualität zu sorgen."

Die TK sieht sich durch das Votum der Patienten in ihrer Forderung bestätigt, den Aspekt Qualität in die Landeskrankenhausplanung aufzunehmen. "Qualität und Transparenz müssen als Schlüsselfaktoren der stationären Versorgung angesehen werden. Es gilt Wissen und Können der Spezialisten zu bündeln, damit möglichst viele der Patienten davon profitieren können. Beispielsweise könnten Strukturqualitätsvorgaben - ähnlich wie bei den Geburtskliniken - für die Orthopädie entwickelt werden", forderte Brunkhorst. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) aus Ärzten und Krankenkassen ist derzeit dabei, Qualitätsindikatoren für die Bewertung der Versorgungsqualität von Kliniken oder Abteilungen zu beschließen.

Rund jeder vierte Befragte im Land gab an, vor einem medizinischen Eingriff Zweitmeinungsangebote in Anspruch zu nehmen. Der Bedarf der Patienten nach Zweitmeinungen ist insbesondere in den Fachgebieten Orthopädie mit 41,1 Prozent, Chirurgie mit 28,2 Prozent und Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen mit 27,4 Prozent hoch. "Besonders vor Operationen sind sich viele Menschen unsicher, ob eine solche Maßnahme wirklich notwendig ist. Hier lohnt es sich, eine zweite Meinung einzuholen, denn es gibt häufig Alternativen", so Brunkhorst. Bei der Auswertung der 40 Einzelfragen wurden folgende Qualitätsdimensionen gebildet:

  • Allgemeine Zufriedenheit der Patienten mit dem Krankenhaus
  • Zufriedenheit der Patienten mit dem Behandlungsergebnis
  • Zufriedenheit der Patienten mit der medizinisch-pflegerischen Versorgung
  • Zufriedenheit der Patienten mit der Information und Kommunikation im Krankenhaus
  • Zufriedenheit der Patienten mit der Organisation und Unterbringung im Krankenhaus


info

815.000 TK-Versicherte wurden 2015 und 2016 für die Umfrage angeschrieben, 30.000 davon leben in Schleswig-Holstein. Von ihnen haben rund 6.000 geantwortet. Befragt wurden alle TK-Versicherten mit einem Krankenhausaufenthalt in 2015. Die Befragung wurde erstmalig online vorgenommen. Die Befragten erhielten ein Anschreiben, das den Webcode zur Umfrage sowie individualisierte Zugangsdaten enthielt, mit denen sich die Teilnehmer einloggen konnten.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2017 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2017/201705/h17054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, Mai 2017, Seite 19
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2017

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