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STUDIE/037: Ökonomischer Fußabdruck - Wirtschaftskraft des Life Science Clusters Nord (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 12/2016

Life Science
Ökonomischer Fußabdruck

von Dirk Schnack


Neue Zahlen unterstreichen die volkswirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens in Schleswig-Holstein und Hamburg.


Die Wirtschaftskraft des Life Science Clusters Nord wächst seit über einem Jahrzehnt stärker als die Gesamtwirtschaft. Eine Studie zeigt, dass Pharma und Medizintechnik die wichtigsten Treiber sind.

Deutlich wird dies in der Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR, das im Auftrag von Life Science Nord den ökonomischen Fußabdruck der Branche ermittelt hat. Danach entstand im Jahr 2014 durch die Arbeit der beteiligten Unternehmen in der Region Hamburg und Schleswig-Holstein eine Wertschöpfung von vier Milliarden Euro. Von 2004 bis 2014 wuchs dieses Volumen um 1,1 Milliarden Euro. Beim durchschnittlichen jährlichen Wachstum liegen die Life Sciences deutlich über der Gesamtwirtschaft. Auch im Vergleich zu anderen Regionen spielt der Norden ganz oben mit: Nur Hessen und Baden-Württemberg kommen in der Bruttowertschöpfung je Einwohner auf höhere Werte (Norden: 1.118 Euro je Einwohner).

Insgesamt beschäftigt die Branche in Schleswig-Holstein und Hamburg rund 42.300 Mitarbeiter. In erster Linie sind es kleine und mittelständische Unternehmen, die im Norden den Markt prägen. Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten erwirtschaften zwei Drittel des Umsatzes im Cluster. Wichtigster Sektor in diesem Cluster ist die Pharmaindustrie mit 43 Prozent der Wertschöpfung, gefolgt von der Medizintechnik (35 Prozent). Weitere Sektoren sind Körper-, Mund- und Zahnpflegeprodukte, Sport- und Fitnessgeräte, Forschung und Entwicklung sowie Informations- und Kommunikationstechnologie und Datenverarbeitungsgeräte ebenso wie deren Vertrieb und Großhandel.

Bedeutsam ist aber auch die Strahlkraft des gesamten Bereichs auf andere Branchen. Je Euro Wertschöpfung im Life Science Cluster entsteht in der Region ein weiterer Euro an Wertschöpfung in anderen Branchen. Für Deutschland insgesamt entsteht durch die Arbeit der Unternehmen im Norden sogar eine Wertschöpfung von 2,37 Euro je Euro im Cluster.

Die in der Deutschland-Zentrale von Astra Zeneca in Wedel bei Hamburg vorgestellten Zahlen überzeugten auch die Wirtschaftsressortchefs beider Landesregierungen. Frank Horch, unparteiischer Wirtschaftssenator in Hamburg, sprach von einer "Erfolgsgeschichte". Dies zeigt sich außer an den Zahlen auch an der Mischung der Unternehmen. Laut Horch waren bei Gründung des Clusters noch wenige Biotech- und Pharmaunternehmen dabei, deren Anteil ist inzwischen gewachsen. Sie profitieren durch die Mitgliedschaft im Cluster u. a. von der Vernetzung, die nach Angaben von Dirk Greshake von Astra Zeneca von vielen qualifizierten Bewerbern als positiv empfunden wird und oft mit ausschlaggebend für die Wahl eines Arbeitsplatzes ist. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht einen weiteren Vorteil des Clusters darin, sich eine Position im internationalen Markt sichern zu können, die für einzelne Unternehmen schwer zu erreichen sei. Stichwort Export: Insgesamt 5,8 Milliarden Euro betrug das Exportvolumen der Unternehmen aus dem Life Science Cluster im Jahr 2014, dies führte zu einem Exportüberschuss in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Damit dieses Volumen noch steigt, hat das Cluster inzwischen enge Beziehungen zur Region Kobe in Japan aufgebaut. Außerdem ist man regelmäßig im Nahen Osten präsent. Clustermanager Dr. Hinrich Habeck reicht dies aber noch nicht aus. "Es geht darum, neue Absatzmärkte zu finden", formulierte Habeck als Ziel.

Life Science Nord wird über Mitgliedsbeiträge und von den beiden Bundesländern finanziert. Hamburg und Schleswig-Holstein steuern jeweils 400.000 Euro pro Jahr bei. An dieser Konstellation soll nach Angaben der beiden Politiker nichts geändert werden.


DIE ZAHLEN

4 Mrd.
Euro Bruttowertschöpfung erwirtschafteten die Firmen des Life Science Clusters Nord in 2014.

1,1 Mrd.
Euro betrug der Anstieg seit 2004.

1,3 %
betrug das preisbereinigte durchschnittliche Wachstum.

43 %
beträgt der Anteil der Pharmabranche am Cluster.

35 %
kommen aus der Medizintechnik.

42.300
Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein arbeiten in der Branche.

70 %
arbeiten in Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten.

3.700
neue Arbeitsplätze sind seit 2004 in der Branche entstanden.

1.118 Euro
beträgt die Wertschöpfung je Einwohner.

5,8 Mrd.
Euro betrug die Exportleistung.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 12/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201612/h16124a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Dezember 2016, Seite 20 - 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
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Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2017

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