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ARTIKEL/1018: Keine E-Card-Lesegeräte für die Arztpraxen (IPPNW)


IPPNW -
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

Keine E-Card-Lesegeräte für die Arztpraxen

IPPNW begrüßt Beschluss der Ärztekammer Nordrhein


Die Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) begrüßen den heute bekannt gewordenen Beschluss des Vorstandes der Ärztekammer Nordrhein, ihren Kammerangehörigen zu empfehlen, sich derzeit keine Lesegeräte für die elektronische Gesundheitskarte zu beschaffen und nicht am Basis-Rollout teilzunehmen. Die IPPNW hatte im Dezember letzten Jahres in der betroffenen Region die Kampagne "Keine E-Card-Lesegeräte in unsere Praxen" gestartet.

"Wir lehnen eine Anschaffung von Lesegeräten für diese aus datenschutzrechtlicher Sicht hochgefährliche Technologie ab", so Vorstandsmitglied Matthias Jochheim. "Das Arzt-Patienten Verhältnis wird durch die Speicherung sensibler Patientendaten in zentralen Rechnern beschädigt oder sogar zerstört", erklärt Jochheim. Zudem gebe es nach wie vor keinen belegbaren medizinischen Nutzen der Elektronischen Gesundheitskarte. Die Handhabung der Abläufe in den Praxen werde erheblich behindert. Die elektronische Gesundheitskarte widerspreche eklatant der Verpflichtung zu sparsamer, die Gelder der Versicherten schonender Arbeitsweise. Kosten der milliardenschweren Entwicklung der Gesundheitskarte, ihrer Installation und Mehrkosten für die Praxisabläufe würden auf Patienten und Ärzte abgewälzt. Allein für 2009 seien rund 800 Millionen Euro an Finanzaufwand geschätzt worden.

"Die nur zu berechtigten Einwände und ablehnenden Beschlüsse der Ärzte wurden von den Betreibern, insbesondere von der Bundesregierung, bisher ignoriert und keinerlei qualifizierter Antwort gewürdigt", kritisiert der IPPNW-Arzt. Die Einführung von Telematik-Hardware ohne online-Funktionen bedeute eine Salami-Taktik zur Überwindung der Widerstände, die einer demokratischen Gesellschaft unwürdig sei. Neue Kommunikationstechnik dürfe gerade im Gesundheitsbereich erst eingeführt werden, wenn ihre Wirkungen umfassend erprobt und von den Anwendern als unbedenklich und nützlich akzeptiert wurden.

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Faltblatt zur Kampagne

Ärzte in sozialer Veranwortung (IPPNW)

Keine E-Card-Lesegeräte in unsere Praxen!

Wir empfehlen unseren Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, dem Beispiel der Bremer Hausärzte zu folgen und die Anschaffung von Lesegeräten abzulehnen. Es gibt keine rechtliche Handhabe, die Installation der neuen Geräte in den Praxen zu erzwingen. Selbst wenn das Projekt wie geplant vorankommt (woran berechtigte Zweifel erlaubt sind), werden wir noch geraume Zeit auch ohne neues Lesegerät alle Patienten der GKV versorgen können, denn diese werden parallel ihre alten Karten behalten müssen.

Wir, die IPPNW-Ärzte in sozialer Verantwortung, die Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin und die Gesellschaft Anthoposophischer Ärzte in Deutschland, lehnen die Installation der Lesegeräte für die neue E-Card in Praxen und Einrichtungen aus sechs Gründen ab:

  • Das Arzt-Patienten Verhältnis wird durch die Speicherung sensibler Patientendaten in zentralen Rechnern beschädigt oder sogar zerstört.

  • Es gibt keinen belegbaren medizinischen Nutzen der E-Card.

  • Die Handhabung der Abläufe in den Praxen wird erheblich behindert.

  • Die E-Card widerspricht eklatant der Verpflichtung zu sparsamer, die Gelder der Versicherten schonender Arbeitsweise. Kosten der milliardenschweren Entwicklung der Gesundheitskarte, ihrer Installation und Mehrkosten für die Praxisabläufe werden auf Patienten und Ärzte abgewälzt. Allein 2009 werden laut Bundesregierung 650 Millionen Euro an zusätzlichem Finanzaufwand geschätzt.

  • Die nur zu berechtigten Einwände und ablehnenden Beschlüsse der Ärzte wurden von den Betreibern, insbesondere von der Bundesregierung, ignoriert und keinerlei qualifizierter Antwort gewürdigt. Die Einführung von Telematik-Hardware ohne Online-Funktionen bedeutet eine Salami-Taktik zur Überwindung der Widerstände, die einer demokratischen Gesellschaft unwürdig ist.

  • Neue Kommunikationstechnik darf gerade im Gesundheitsbereich erst eingeführt werden, wenn ihre Wirkungen umfassend erprobt und von den Anwendern als unbedenklich und nützlich akzeptiert wurden.

Wer unsere Kampagne "E-Card stoppen!"
unterstützen oder weitere Informationen möchte,
melde sich bitte in der IPPNWGeschäftsstelle.

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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 6. März 2009
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
IPPNW-Geschäftsstelle, Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel. 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2009

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