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ARTIKEL/1071: Patientencoaching - ein Beitrag zu mehr Effizienz im Gesundheitswesen (AGS)


Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung e.V. (DGbG) - 13.10.2009

Patientencoaching - ein Beitrag zu mehr Effizienz im Gesundheitswesen

Experten wollen Gesundheitskompetenz fördern


Berlin, 13.10.09. In der Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung (DGbG) e.V. vergangene Woche in Berlin zum Thema "Patientencoaching" forderte deren Präsident Professor Dr. Dr. Dieter Adam angesichts der steigenden Krankheitskosten ein stärker auf Patientenkompetenz setzendes Gesundheitswesen. Dadurch ließen sich - insbesondere bei chronisch Kranken - bessere Behandlungsergebnisse mit geringerem finanziellem Einsatz erzielen. Menschen mit chronischen Erkrankungen benötigen zusätzlich zu ihrer medizinischen Versorgung eine qualifizierte Gesundheitsbildung und gelegentlich qualifiziertes Coaching, damit sie die Krankheit in allen Aspekten ihres täglichen Lebens bewältigen und weitgehend selbstständig managen können, so die Meinung der Experten.

Die bisherige Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Frau Marie-Luise Müller, warb nach einer grundlegenden Systemkritik engagiert für ein stärker patientenorientiertes und transparenteres Gesundheitswesen sowie mehr Kompetenzen für nichtärztliche Gesundheitsberufe, wie es in anderen Ländern bereits praktiziert wird. Die Zielkonflikte zwischen den Berufen müssten überwunden und der Paradigmenwechsel hin zu "Mehr Gesundheitskunde und weniger Patient" vollzogen werden.

Frau Professor Dr. Ingrid Mühlhauser, Universität Hamburg, hob die Bedeutung einer für Patienten verständlichen und seriösen Kommunikation medizinischer Sachverhalte hervor und zeigte anhand von Beispielen Stolpersteine und Manipulationen bei der Darstellung wissenschaftlicher Studienergebnisse. Außerdem sei nach ihrer Überzeugung die Zusammenarbeit von Patientencoaches und Ärzten sowie Evidenz und Relevanz aller Inhalte wichtig, um die angestrebten Behandlungsergebnisse zu erzielen.

Aus der Sichtweise von Patienten und Selbsthilfe-Organisationen forderte die stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG), Frau Hannelore Loskill, dass Beratung und Betreuung "kein Feld für Marketingaktivitäten" sein dürfe. Alle Maßnahmen zur Betreuung und Information von Patienten müssten daran gemessen werden, ob sie zu einer besseren Versorgung von chronisch und akut kranken Patienten beitragen. Sie sollten in jedem Fall unter Beteiligung der Betroffenen entwickelt werden.

Die direkten und indirekten Folgen des bei vielen Patienten mangelnden oder fehlenden therapiegerechten Verhaltens (Non-Compliance und Non Adherence) seien infolge ausbleibender Behandlungserfolge nicht bezifferbares menschliches Leid und vermeidbare Kosten, die auf jährlich rund 15 Milliarden Euro geschätzt werden. Wenn es gelingen würde, diese Folgekosten nur zu halbieren, würde sich daraus ein Betrag ergeben, der dem vom Schätzerkreis für 2010 prognostizierten Defizit der Gesetzlichen Krankenkassen bei einem "weiter so" in Höhe von rund 7,5 Milliarden Euro entspricht. Dieser drohende Fehlbetrag solle vor allem als Anlass gesehen werden, um Mängel im Versorgungsmanagement zu beheben, nicht als Signal für eine Finanzreform oder eine weitere Belastung der Versicherten durch Beitragserhöhungen, mahnte Dr. Klaus Meyer-Lutterloh, Vizepräsident der DGbG.

Deshalb setzt sich die Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung für den verstärkten Einsatz von Patientencoaching und die Ausbildung qualifizierter Patientencoaches ein, so Dr. John N. Weatherly, Berlin, der gemeinsam mit Professor Adam und Hanno Wolfram durch die Veranstaltung führte.

Hinweis:
Ein ausführlicherer Bericht über die Fachtagung wird in der nächsten Ausgabe von Monitor Versorgungsforschung erscheinen.


Die Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung (DGbG) e.V. ist ein pluralistischer Verein, der sich für mehr Bürgerorientierung auf allen Ebenen des Gesundheitswesens einsetzt, das heißt Förderung der Gesundheitskompetenz des einzelnen Bürgers sowie die Beteiligung der Versicherten- und Patientenvertreter in Entscheidungsgremien. Neben Struktur- und Prozessoptimierungen betrachtet die DGbG das gesundheitliche Selbstmanagement der Bürger und Patienten als eine dritte Säule zur Stabilisierung des Gesundheitswesens.

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung e.V. (DGbG)
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2009
AGS Medienservice, Jürgen Bause
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2009

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