Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

KASSEN/752: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 22.09.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 22. September 2010


→  Kritik an dem im Kabinett beschlossenen Gesundheitsreformentwurf
→  Bundesweit größte Medizinstudenten-Befragung ist veröffentlicht
→  Praxisgebühr hat keine steuernde Wirkung
→  KV Schleswig-Holstein hat gewählt
→  KV Westfalen-Lippe und Vereinigte IKK schließen Vertrag zur hausärztlichen Versorgung
→  GKV dementiert Meldung der "Rheinischen Post"
→  GBA: künstliche Befruchtung auch von HIV betroffenen Paaren
→  ÄZQ gibt Nationale VersorgungsLeitlinie zur Kommentierung frei

Raute

___Aus Berlin___

Kritik an dem im Kabinett beschlossenen Gesundheitsreformentwurf

Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beschlossen. Demzufolge sollen 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2011 bei Ärzten, Pharmaindustrie und Kliniken eingespart werden. Begrenzt werden die Honorarzuwächse in der vertragsärztlichen und hausarztzentrierten Versorgung. "Das ist ein Kostendämpfungsgesetz und keine Reform. Die notwendigen Strukturfragen sind erst gar nicht angegangen worden." So kritisierte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, den neuen Beschluss. Einerseits sei dies vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise zu verstehen. Andererseits gefährde die Reform die Attraktivität des Arztberufes, so Köhler weiter.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Carola Reimann verwies auf die doppelte Belastung der 50 Millionen gesetzlich Versicherten, denn zur Beitragserhöhung auf 15,5 Prozent kämen die nach oben offene Zusatzbeiträge. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast zweifelte daran, ob es angesichts einer Rekordverschuldung tatsächlich einen Sozialausgleich gäbe. Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem erwartet, dass die gesetzlich Versicherten 2020 im Schnitt einen monatlichen Zusatzbeitrag von 80 Euro bezahlen werden.

Dagegen verteidigte der Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) die Gesundheitsreform: "Durch eine gemeinsame Anstrengung von Beitrags- und Steuerzahlern und Leistungserbringern wird 2011 ein Milliardendefizit in der gesetzlichen Krankenversicherung verhindert", sagte er.

(Agenturmeldungen 22. September, Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums, 22. September)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Bundesweit größte Medizinstudenten-Befragung ist veröffentlicht

Die KBV und die Universität Trier haben mit Unterstützung der Deutschen Hochschulmedizin über 12.000 Medizinstudierende gefragt, was sie vom Arztberuf erwarten. "Die jungen angehenden Ärztinnen und Ärzte wissen, dass ihre Arbeit gefragt ist. Sie haben das Privileg, sich später aussuchen zu können, ob sie in einer Klinik oder in einer Praxis arbeiten. Sie sind selbstbewusst und flexibel", lautet das Fazit von Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der KBV.

Die Befragung ergab, dass sich lediglich 38 Prozent der Befragten vorstellen können, später als Hausarzt tätig zu sein. Eine Niederlassung als Facharzt kommt hingegen für 75 Prozent der Befragten in Betracht. 50 Prozent der Studenten erklärten, dass drohende Regressforderungen der Krankenkassen gegen eine Niederlassung sprächen. Außerdem gaben 96 Prozent an, dass sie sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen.

(KBV-Pressemitteilung, 20. September)


*


Praxisgebühr hat keine steuernde Wirkung

Von 2004 bis 2009 haben die niedersächsischen Vertragsärzte insgesamt 972,5 Millionen Euro an Praxisgebühren für die gesetzlichen Krankenkassen von ihren Patienten eingenommen. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen hervor. "Die Praxisgebühr hat jedoch keinen Einfluss auf die Mengenentwicklung der ambulanten Fälle. Die Fallzahlen steigen seit 2004 kontinuierlich. Schließlich stehen die Deutschen mit jährlich 18 Arztkontakten weltweit an der Spitze. So wie sie jetzt erhoben wird, kann man die Gebühr auch gleich abschaffen", sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Eberhard Gramsch.

Die Gesamteinnahmen aus der Praxisgebühr sind seit ihrer Einführung eher rückläufig. So wurden im Jahr 2004 noch 167,7 Millionen Euro von Patienten gezahlt und im Jahr 2008 149,8 Millionen Euro. Eine Ursache liegt in der kontinuierlich wachsenden Anzahl von erteilten Zuzahlungsbefreiungen.

(Pressemitteilung der KV Niedersachsen, 21. September)


*


KV Schleswig-Holstein hat gewählt

Die Vertragsärzte und -psychotherapeuten in Schleswig-Holstein haben ihre neue Vertreterversammlung (VV) für die Legislaturperiode von 2011 bis 2016 gewählt: In dem 40 Mitglieder starken Gremium haben Hausärzte künftig 18, die Fachärzte 19 und die Psychotherapeuten drei Vertreter. Die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent. Die erste Sitzung des neuen Parlaments der Ärzte und Psychotherapeuten ist am 12. Januar 2011. Dann werden die Vertreter einen neuen Vorsitzenden wählen. Der Kieler Allgemeinmediziner Dr. Jochen-Michael Schäfer, der seit 13 Jahren Vorsitzender der Abgeordnetenversammlung ist, tritt nicht wieder an.

(Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein, 18. September)


*


KV Westfalen-Lippe und Vereinigte IKK schließen Vertrag zur hausärztlichen Versorgung

Die Vereinigte IKK und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe haben einen Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung abgeschlossen. Damit wird zum ersten Mal ein Hausarztvertrag, der bereits zwischen einer Krankenkasse und dem Hausärzteverband besteht, in der vom Gesetz zugelassenen Form mit vergleichbaren Inhalten ebenfalls mit einer KV geschlossen. "Der Vertrag bietet uns die Möglichkeit, zusammen mit einem verlässlichen Partner Versorgung aktiv neu zu gestalten und zusätzliche Honorare für Haus- und Fachärzte nach Westfalen-Lippe zu holen", bilanzierte der Vorstandsvorsitzende der KV, Dr. Ulrich Thamer. Auch aus Sicht der Vereinigten IKK ist der Vertrag ein derzeit einzigartiges Angebot. "Wir wollen langfristig und eng mit den niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten. Dabei kommt es uns auf verlässliche und innovative Partner an - unabhängig von derzeitigen politischen Interessen", betonte Dr. Heinz Giesen, Geschäftsbereichsleiter Verträge der Vereinigten IKK. So wolle die Krankenkasse ihren zurzeit mehr als 750.000 Versicherten in Westfalen-Lippe flächendeckend attraktive Vertrags- und Versorgungsangebote anbieten.

(Pressemitteilung der KV Westfalen-Lippe, 22. September)

Raute

___Aus den Verbänden___

GKV dementiert Meldung der "Rheinischen Post"

Die von der "Rheinischen Post" veröffentlichte Meldung, dass der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 23 Krankenkassen als "gefährdet" einstuft, beruht nach Aussagen des Verbandes auf veralteten Zahlen. Diese ließen keinen Rückschluss auf die aktuelle Finanzsituation einzelner Krankenkassen oder die GKV zu. Nach dem vorgelegten Referentenentwurf für ein Gesetz zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der GKV schließt der GKV-Spitzenverband Schließungen oder Insolvenzen von Krankenkassen weitgehend aus.

(Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 17. September, Artikel der Rheinischen Post, 17. September)


*


GBA: künstliche Befruchtung auch von HIV betroffenen Paaren

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat sechs Änderungen am Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beschlossen. Zu den Neuerungen gehört unter anderem ein Beschluss, nach dem Paare, die von HIV betroffen sind, Anspruch auf eine künstliche Befruchtung als GKV-Leistung haben, wenn die gesetzlich geregelten Voraussetzungen (Paragraf 27a Fünftes Sozialgesetzbuch) erfüllt sind.

Änderungen gibt es auch in der Schutzimpfungs-Richtlinie: Schwangere können sich gegen die saisonale Influenza zulasten der GKV impfen lassen. Zudem können künftig nicht nur Patienten, die an einer Multiplen Sklerose mit Schüben leiden, die durch Infektionen ausgelöst werden, eine Grippeschutzimpfung erhalten. Auch Versicherte mit anderen vergleichbar schweren chronischen neurologischen Krankheiten, die zu Problemen bei der Atmung (respiratorischen Einschränkungen) führen können, haben Anspruch auf die Impfung.

Weitere Beschlüsse des GBA betreffen die Behandlungen vor und nach Lebertransplantationen, die Verordnung von Stimulantien, die Behandlung von Depressionen mit dem Wirkstoff Reboxetin und die Therapie mit Valproinsäure-haltigen Arzneimitteln zur Migräneprophylaxe. Der GBA legt die Beschlüsse dem Bundesministerium für Gesundheit zur Prüfung vor. Bei einer Nichtbeanstandung treten sie dann in Kraft.

(Pressemitteilungen des GBA, 16. September)


*


ÄZQ gibt Nationale VersorgungsLeitlinie zur Kommentierung frei

Bis zum 21. Dezember können Fachkreise, Interessierte und Betroffene ihre Anmerkungen zu der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter abgeben. Die Kommentare werden später gesichtet und gegebenenfalls berücksichtigt. Die NVL Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter hat zum Ziel, die sektorenübergreifende Versorgung von Menschen mit diabetischer Neuropathie zu verbessern. Das Programm für NVL steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, KBV und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) beauftragt.

(Pressemitteilung des ÄZQ, 21. September)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 22. September 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. September 2010