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DEMENZ/232: Neue Erkenntnisse in der Alzheimer-Forschung (Uni Bochum)


Ruhr-Universität Bochum - 11. November 2015

Neue Erkenntnisse in der Alzheimer-Forschung

Protein zeigt zusätzlichen Mechanismus / Störung der Neurotransmitter-Aktivität


In der Alzheimer-Forschung liegt ein Forschungsschwerpunkt auf dem Amyloiden Vorläuferprotein (APP), das für die Bildung der zerstörerischen Plaques im Gehirn verantwortlich ist. Bochumer Forscher haben jetzt gezeigt, dass APP neben der Bildung dieser Plaques über einen weiteren Mechanismus an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein könnte.

Protein in der Zellmembran

Unter bestimmten Umständen bewirkt APP, dass sich im Zellkern kugelförmige Strukturen, sogenannte Sphären, bilden. Diese beeinflussen die Aktivität einiger Gene, was zu einer Änderung der Neurotransmitteraktivität führen kann. Neurotransmitter sind biochemische Botenstoffe, die die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen. APP selbst ist ein in der Zellmembran verankertes Protein. Als solches besitzt es verschiedene Bindestellen, an denen andere Proteine andocken können und damit unterschiedliche Vorgänge auslösen. Eines der Adapterproteine ist FE65. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es mit Hilfe des APP in den Kern der Zelle gelangen. Dort bildet FE65 gemeinsam mit anderen Proteinen die beschriebenen kugelförmigen Strukturen aus. Welchen Einfluss diese auf die Zelle haben, war bisher unklar.

Vergleich verschiedener Zellkulturen

Dr. Thorsten Müller vom Medizinischen Proteom-Center erklärt, wie er und seine Doktorandin Christina Looße vorgegangen sind, um mehr über den möglichen Einfluss der Sphären auf das Gehirn zu erfahren: "Wir haben in unserer Studie ein Zellkulturmodell etabliert, in dem wir die Sphärenbildung gezielt anschalten können. Die angeschalteten Zellen bringen Sphären hervor." Verglichen haben die Forscher sie mit ausgeschalteten Zellen, bei denen es nicht zu einer Sphärenbildung kommt. "Dabei kam heraus, dass Zellen, die Sphären ausbilden, eine höhere Expression des Bestrophin 1-Gens zeigen", so Müller.

Biochemische Botenstoffe und Alzheimer

Bestrophin 1 wurde kürzlich in Zusammenhang mit einer gestörten Neurotransmitter-Aktivität bei der Alzheimerkrankheit beschrieben. "Erhöhte Werte des Neurotransmitters GABA in der Rückenmarksflüssigkeit von an Alzheimer erkrankten Patienten wurden bereits beschrieben, und unsere Studie könnte Aufschluss über den Zusammenhang der Neurotransmitter-Änderungen und dem APP liefern", beschreibt Dr. Thorsten Mülller die Relevanz seiner Forschungsarbeit für die Medizin.

Ansatzpunkt für zukünftige Therapien

Anders als bisher angenommen könnte das APP also insofern Einfluss auf die Entstehung der Alzheimer Krankheit nehmen, dass es sich auf eine Störung der Neurotransmitter Aktivität auswirkt, und nicht in erster Linie als Vorläufer der Plaques relevant ist. "Diese Hypothese könnte zukünftig interessante Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung der Alzheimer Krankheit bieten", meint Thorsten Müller.


Titelaufnahme

C. Loosse, M. Pawlas, H.S. Bukhari, A. Maghnouj, S. Hahn, K. Marcus, T. Müller (2015): Nuclear spheres modulate the expression of BEST1 and GADD45G
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26521045
Cellular Signalling, DOI: 10.1016/j.cellsig.2015.10.019

• Förderung

Gefördert wurde diese Studie von FoRUM (Forschungsförderung Ruhr-Universität Bochum Medizinische Fakultät) F800-2014, MERCUR (Mercator Research Center Ruhr) AN-2013-0024, und DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) MU3525/3.

Weitere Informationen

Dr. Thorsten Müller
Medizinisches Proteom-Center
Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum
thorsten.t.mueller@rub.de

Angeklickt

Medizinisches Proteom-Center
http://www.ruhr-uni-bochum.de/mpc/

Kontakt:
Raffaela Römer
Ruhr-Universität Bochum
Dezernat Hochschulkommunikation
Abteilung Wissenschaftskommunikation
Raum UV 0/028
Universitätsstr. 150
44801 Bochum
E-Mail: raffaela.roemer@uv.rub.de
www.uv.rub.de/dezernat8/

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Ruhr-Universität Bochum
Pressemitteilung Nr. 159, 11. November 2015
Pressestelle
Telefon: 0234 / 32-201, Fax: 0234 / 32-14 214
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Internet: www.ruhr-uni-bochum.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2015

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