Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → KRANKHEIT


DEMENZ/334: Demenzplan Schleswig-Holstein - So lange wie möglich selbstbestimmt (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 11/2017

Demenz
So lange wie möglich selbstbestimmt

Dirk Schnack


Fachtagung im Kieler Landeshaus zum Demenzplan. Zentrale Anlaufstellen und Demenzkoordinatoren geplant. Auch mobile Beratung und Online-Beratung sollen eingeführt werden.


Mit einer Fachtagung im Kieler Landeshaus hat Schleswig-Holstein im vergangenen Monat die Öffentlichkeit über die Umsetzung seines Demenzplans informiert. Erstellt wurde der Demenzplan durch die Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V./Selbsthilfe Demenz im Auftrag des Sozialministeriums. Der Schleswig-Holsteinische Landtag hatte im Frühjahr wie berichtet den Demenzplan verabschiedet. Der Plan soll dabei unterstützen, die Lebensqualität von Demenzkranken und ihren Angehörigen in Schleswig-Holstein zu verbessern.

Mit dem Demenzplan sollen auch die Versorgungsstrukturen des Landes dargestellt und qualitätsorientiert weiterentwickelt werden, um Lücken im Unterstützungs- und Versorgungssystem zu verringern. Zu den exemplarischen Empfehlungen zählen:

  • Einrichtung von zentralen Anlaufstellen Demenz oder Demenzkoordinatoren sowie die Erstellung einer Website mit regionalen Angeboten
  • Förderung zielgruppenspezifischer Öffentlichkeitsarbeit und Ausbau von Schulungen und Fortbildungen
  • Erprobung mobiler Beratung im ländlichen Raum und Ausbau ergänzender Online-Beratungs- und Schulungsangebote
  • Ausbau von Angeboten der Gesundheitsförderung und Rehabilitation und Stärkung psychosozialer Begleitung
  • Stärkung sozialer Teilhabe und Schaffung neuer Unterstützungsstrukturen (insbesondere für Menschen mit beginnender Demenz)
  • Stärkung fachgerechter und individueller Beratung in Bezug auf technische Assistenzsysteme und technische Hilfsmittel (z. B. Musterwohnung)
  • Sicherstellung fachärztlicher Diagnostik sowie von Versorgung und Therapie (z. B. ambulante Rehabilitation)
  • Etablierung von Konzepten für Menschen mit Demenz im Krankenhaus (u. a. Entlassungsmanagement)

Zur Informations- und Fachveranstaltung im Kieler Landeshaus unter dem Titel "Gemeinsam Verantwortung für ein demenzfreundliches Land übernehmen" hatte Gesundheitsstaatssekretär Dr. Matthias Badenhop betont: "Demenz gehört zu den großen Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft. Gemeinsames Ziel ist es, demenziell erkrankten Menschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in ihrer eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen, wenn sie dies wünschen." Voraussetzung dafür sei, dass die notwendige Unterstützung und Pflege sichergestellt ist. Badenhop erinnerte zugleich an die gesellschaftliche Teilhabe als wichtiges Element für an Demenz Erkrankte und ihre Angehörigen. "Wir müssen Demenz daher mit vereinten Kräften begegnen und Menschen im Umgang mit der Krankheit unterstützen. Der Demenzplan leistet dazu einen wertvollen Beitrag. Im Fokus stehen dabei die individuellen Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und der Angehörigen", so Badenhop.

Es gelte jetzt für alle Akteure, an der Weiterentwicklung der Angebote in Schleswig-Holstein teilzunehmen. Dafür seien eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit und eine demenzfreundliche Infrastrukturplanung notwendig, die sich auf die Lebenslagen der Menschen im Stadtteil oder in der Gemeinde einstellen. Gute Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz bedeute auch den Aufbau von Unterstützungsnetzwerken sowie ehrenamtlicher, nachbarschaftlicher, niedrigschwelliger und professioneller Hilfen und Angebote.

Der Demenzplan hat eine lange Vorgeschichte: Im Februar 2013 gab es den Landtagsbeschluss zur Erstellung des Demenzplans, gefolgt von einer öffentlichen Auftaktveranstaltung noch im selben Jahr. Im Januar 2014 trafen sich Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen zum Runden Tisch, im selben Jahr erfolgte die Ausschreibung für die Erstellung des Demenzplanes, und im September 2014 erhielt die Alzheimer-Gesellschaft den Auftrag. In der anschließenden Projektphase wurde die Geschäftsstelle Demenzplan eröffnet, parallel dazu wurden Mitglieder für die Arbeitsgruppe akquiriert und Expertengespräche und Fokusgruppeninterviews geführt. Im vergangenen Jahr wurde der Demenzplan an das Ministerium übergeben, woraufhin ein interministerieller Abstimmungsprozess erfolgte und der Plan der Landesregierung übergeben wurde. In diesem Jahr war der Plan dann in verschiedenen Gremien beraten worden, bevor er im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Eine wichtige Rolle bei der Stärkung demenzfreundlicher Strukturen in Schleswig-Holstein hat das Kompetenzzentrum Demenz, das vielfältige Aktivitäten in folgenden Themenbereichen umsetzt:

  • Bündelung von Kompetenz, Wissen und Informationen. U. a. Ermittlung landesweiter Zahlen; kontinuierliche Fortschreibung und Veröffentlichung der landesweiten Angebote, Aufbau einer Website mit Angeboten und Ansprechpersonen
  • Beratung und Begleitung. U. a. fachliche Unterstützung und Schulung der Pflegestützpunkte, Beratungsstellen, Angehörigengruppen; Etablierung von Beratungsangeboten z. B. in Gemeindehäusern und Arztpraxen; Hilfe für Anbieter in Krisensituationen
  • Aufbau demenzfreundlicher Strukturen und Netzwerke. U. a. Unterstützung zur Schaffung demenzsensibler Strukturen in der Verwaltung, Kommunen und Wohnquartieren
  • Fortbildung und Qualifizierung. U. a. Schulungsprogramm für Pflege- und Betreuungskräfte, Ehrenamtliche und pflegende Angehörige
  • Aufbau neuer Beratungs- und Entlastungsangebote insbesondere im ländlichen Bereich.


57.600

Menschen mit Demenz leben nach Angaben der Alzheimer Gesellschaft aktuell in Schleswig-Holstein. Die Prognosen gehen wegen des steigenden Alters davon aus, dass die Zahl der an Demenz Erkrankten in den kommenden Jahren steigen wird.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 11/2017 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2017/201711/h17114a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, November 2017, Seite 22
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-272, -273, -274,
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.de
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang