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DEMENZ/348: Alzheimer-Telefon - "Hilfe, meine Mutter schläft keine Nacht mehr durch!" (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 4/17
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

"Hilfe, meine Mutter schläft keine Nacht mehr durch!"

Von Laura Mey


Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14

Frau Schmidt pflegt ihre demenzkranke Mutter und erzählt Folgendes:
"In letzter Zeit ist meine Mutter nachts sehr unruhig. Immer wieder steht sie auf will sich umziehen, kramt rum. Ich schlafe nebenan und werde jedes Mal wach. Wenn ich zu ihr gehe und ihr erkläre, dass es doch noch mitten in der Nacht ist und sie sich wieder hinlegen soll, ist sie gar nicht recht ansprechbar. Und wenn ich es dann geschafft habe, dass sie wieder im Bett liegt, dauert es meist nicht lange bis sie wieder aufsteht. Ich bin langsam mit den Nerven am Ende. Was kann ich tun?"

"Wenn zu der täglichen Begleitung und Betreuung auch noch nächtliche Unruhe kommt, ist die Belastungsgrenze schnell erreicht. Bei Menschen mit Demenz können die Tiefschlafphasen verändert sein. Durch die geringere Schlaftiefe wacht Ihre Mutter häufiger auf. Dann fehlt ihr die Fähigkeit, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden und sie steht auf.

Diese nächtliche Unruhe gehört in gewissem Maße zum Krankheitsbild Demenz dazu. Diese schwierige Phase kann einige Zeit dauern und auch wieder völlig verschwinden.

Man kann aber trotzdem etwas tun, um die Situation zu verbessern. Zunächst sollten Sie überlegen, seit wann genau ihre Mutter so schlecht schläft. Gab es eine Veränderung bei den Medikamenten oder im Wohn- oder Betreuungsumfeld? Gibt es Nächte, in denen ihre Mutter besser schläft? Was ist dann anders?

Damit ihre Mutter abends müde wird, sollte sie tagsüber nicht viel schlafen. Sorgen Sie also für ausreichend Bewegung und Aktivität. Beziehen Sie Ihre Mutter, so gut es geht, in den natürlichen Tagesablauf ein. Förderlich sind mäßige körperliche Anstrengungen, zum Beispiel Spaziergänge am Nachmittag oder einfache gymnastische Übungen (im Sitzen, mit leichten Bällen, Tanz).

Versuchen Sie, sich an die Schlafgewohnheiten Ihrer Mutter zu erinnern: Gibt es da vielleicht individuelle Schlafförderer die Sie aktivieren könnten? Rituale, die sie mit dem Schlafengehen verbindet? Auch bewährte Hausmittel können helfen, zum Beispiel eine warme Milch vor dem Einschlafen, Wollsocken bei kalten Füßen etc. Probieren Sie beruhigende und schlaffördernde Mittel auf pflanzlicher Basis aus, wie zum Beispiel Lavendel, Baldrian, Hopfen oder Melisse.

Wenn keine behebbaren Ursachen für die Schlafstörungen gefunden werden können und die Situation für Sie zu belastend ist, sprechen Sie mit dem Arzt oder der Ärztin Ihrer Mutter über Medikamente. Allerdings sind Schlaf- und Beruhigungsmittel bei Demenzkranken nur bedingt wirksam und haben oft unerwünschte Nebenwirkungen oder eine 'paradoxe' Wirkung. Dann würde Ihre Mutter noch unruhiger werden.

Vielleicht kann auch der Besuch einer Tagespflegeeinrichtung an mehreren Tagen in der Woche helfen. Dadurch wird ein fester Rhythmus vorgegeben. Die gewonnene Zeit könnten Sie für ihre eigene Erholung nutzen."

Laura Mey, Beraterin am Alzheimer-Telefon, DAlzG

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 4/17, S. 11
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2018

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