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DIABETES/1558: Metformin bleibt Standard bei der Therapie des Typ-2-Diabetes (DDG)


Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) - 2. April 2012

Deutsche Diabetes Gesellschaft zur Therapie des Typ-2-Diabetes mit Tabletten:
Bewährtes Medikament Metformin bleibt Standard



Berlin - Wenn eine Änderung des Lebensstils den Blutzucker nicht senkt, benötigen Menschen mit Typ-2-Diabetes mellitus Medikamente. Dabei bleibt der "Klassiker" Metformin allein die erste Wahl. Dies stellt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) anlässlich der Publikation einer neuen US-Leitlinie fest. Falls weitere Medikamente nötig werden, um das Therapieziel zu erreichen, dürfe bei der Verordnung nicht allein der Preis entscheiden, sondern die Sicherheit müsse im Vordergrund stehen, so die DDG. Während Disease Management Programme (DMP) hierzulande als Kombination mit Metformin oder bei Metformin-Unverträglichkeit grundsätzlich Glibenclamid empfehlen, ist die Fachgesellschaft der Ansicht, dass - abhängig von den individuellen Risiken des Patienten - häufig andere Medikamente geeigneter sind.

"Gesunde Ernährung, Sport und eine Gewichtsreduktion sind das beste Rezept, um einen Typ-2-Diabetes zu vermeiden", sagt DDG-Präsident Professor Dr. med. Stephan Matthaei. Auch wenn es bereits zu einem Typ-2-Diabetes mellitus gekommen ist, sei nach Ansicht des Leiters des Diabetes-Zentrums am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück zunächst eine Änderung des Lebensstils anzustreben. Erst wenn es damit nicht gelinge, den Blutzucker dauerhaft zu senken, kämen Medikamente zum Einsatz. Den Ärzten steht dafür heute eine Auswahl von gut einem Dutzend Wirkstoffen zur Verfügung.

Eine jetzt in den Annals of Internal Medicine veröffentlichte Leitlinie, die "Clinical Practice Guideline from the American College of Physicians", hat die Ergebnisse von mehr als hundert Studien zusammengefasst, in denen die Wirkung der einzelnen Medikamente direkt miteinander verglichen wurde. Mit interessantem Ergebnis: "Metformin zeigte sich als Mono- oder Kombinationstherapie effektiver als andere Medikamente, was die Senkung des HbA1c-Wertes angeht", erläutert Professor Matthaei. Als Ziel-HbA1c-Wert wird in der US-Leitlinie ein Wert unter sieben Prozent angesehen. Dieser Zielwert ist auch aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft individuell abgestimmt für die meisten Patienten sinnvoll. "Die Senkung des Blutzuckers ist jedoch nicht das einzige Ziel der Diabetestherapie", sagt Matthaei: "Die eigentliche Aufgabe ist es, die langfristigen Diabetesfolgen für Herz und Nieren, Augen und Nerven zu vermindern."

Deshalb sei es wichtig, dass die Medikamente, die den Blutzucker senken, nicht an anderer Stelle das Risiko erhöhen. Eine Reihe von Antidiabetika führt zu Gewichtszunahme und beeinträchtigt den Fettstoffwechsel. Der Studienvergleich ergab hier für Metformin - einem Medikament, das seit über 50 Jahren eingesetzt wird - die günstigste Wirkung. "Metformin kann das Körpergewicht reduzieren und bei vielen Patienten bessern sich Cholesterin- und Triglyzeridwerte", berichtet Professor Matthaei. Für Diabetologen sei das ein starkes Argument, Metformin anderen Wirkstoffen vorzuziehen. Hinzu komme, dass für Metformin günstige Wirkungen auf die Langzeitkomplikationen des Diabetes gut belegt sind.

Metformin gehöre auch zu den sichersten Medikamenten, so die DDG: "Die Gefahr von Unterzuckerungen ist wesentlich geringer als beispielsweise bei Sulfonylharnstoffen", fügt Professor Dr. med. Andreas Fritsche von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen hinzu. Der Sicherheitsaspekt ist vor allem bei Kombinationstherapien wichtig: "Die Praxis zeigt, dass viele Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus nicht mit einem Wirkstoff auskommen", so der DDG-Pressesprecher. Die US-Leitlinie hat deshalb auch die Wirkung verschiedener Kombinationen verglichen. Dabei zeigte sich, dass Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid in Kombinationen das Risiko von Unterzuckerungen deutlich erhöhen. "Sulfonylharnstoffe werden in Deutschland häufig aus Kostengründen als Monotherapie oder in Kombinationen bevorzugt", berichtet Professor Fritsche. Sie seien aber aus den genannten Gründen kein Mittel der ersten Wahl. Mit Rücksicht auf den Patienten dürfe bei der Verordnung von Antidiabetika nicht allein der Preis ausschlaggebend sein.


Literatur:
Amir Qaseem, Linda L. Humphrey, Donna E. Sweet, Melissa Starkey, Paul Shekelle for the Clinical Guidelines Committee of the American College of Physicians. Oral Pharmacologic Treatment of Type 2 Diabetes Mellitus: A Clinical Practice Guideline From the American College of Physicians. Annals of Internal Medicine 2012; 156: 218-231

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Quelle:
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2012