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DIABETES/1577: Fragen und Antworten - Neues aus der Therapie (diabetesDE)


diabetesDE - 24.05.2012

Chat-Protokoll zum Thema
Neues aus der Therapie

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 24. Mai 2012
mit dem Experten: Professor Dr. med. Thomas Haak



Protokoll der Sprechstunde
Annett K. fragt:

Ich habe von einer Therapie gelesen, bei der bei stark Übergewichtigen braune Fettzellen eingepflanzt werden, damit sie mehr Kalorien verbrennen. Die meisten Schlanken haben ja von Natur aus mehr braune Fett-Depots. Funktioniert diese Methode und wo wird sie durchgeführt? Gibt es auch einen natürlichen Weg, um braunes Fett aufzubauen? Kann man den Anteil an braunem Fett messen lassen? Mir fällt das Abnehmen ziemlich schwer. Bisher hat keine Diät und kein Bewegungsprogramm gefruchtet.


Professor Haak:

Liebe Frau K.,

das habe ich in der wissenschaftlichen Literatur noch nicht gelesen. Man kann keine fremden Fettzellen einpflanzen, denn diese würden vom Körper abgestoßen. Gewicht verliert man, wenn man weniger Energie zu sich nimmt, als man verbraucht. Den Kalorienbedarf kann man schätzen als Körpergröße minus 100 mal 80. Eine Frau mit 160 cm hat demnach in etwa einen Grundumsatz in Ruhe von 1800 Kilokalorien. Man sollte zum Abnehmen 500 Kilokalorien pro Tag weniger zu sich nehmen, als man verbraucht. Auch Sport hilft beim Abnehmen.

Viele Grüße
TH

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Günther T. fragt:

Betreff: Patch Pumpen

Was gibt es Neues zum Thema Patch Pumpen? Man hört nichts mehr davon. Unser Sohn hat an einer Studie teilgenommen, wir waren alle begeistert, aber das war's! Keine Publikationen oder Infos, nichts?! Mag man Patch Pumpen in Deutschland nicht? Wir sehen sie als weitere Steigerung der Lebensqualität an. Sieht der Arzt das anders???


Professor Haak:

Lieber Herr T.,

auf dem deutschen Markt ist die Patchpumpe von diaexpert mit dem Namen omniPOD verfügbar und verordenbar. Weitere Pumpen sind in der Entwicklung. Dieses Therapieangebot wird sich in den nächsten Jahren sicher weiter ausbreiten.

Viele Grüße
TH

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Reinhold H. fragt:

Betreff: Diabetes Mellitus Typ I und Cortisoneinnahme

Ich nehme jetzt schon seit über 7 Jahre wegen meiner Sarkoidose III Cortison, erst in größeren Mengen, jetzt nur noch eine Erhaltungsdosis vom 5 mg am Tag. Durch diese Cortisoneinnahme hat sich mein Langzeitwert von 6,8 % in 2005 auf jetzt 8,4 % verschlechtert. Obwohl ich schon ca. 40 % mehr an Insulin spritze, ändert sich leider nicht mehr viel. Seit über 3 Monaten habe ich einen diabetischen Zeh und gehe am Freitag zu einer DSAUntersuchung. Welche Therapie können Sie mir bei dieser Zusammenstellung denn vorschlagen.??

Gruß von Reinhold H.


Professor Haak:

Lieber Herr H.,

Cortison ist ein Gegenspieler von Insulin und erhöht dadurch den Insulinbedarf. Eine diabetische Fuss-Erkrankung mit Infektion kann den Insulinbedarf ebenfalls erhöhen. Ihre Therapie muss daher umgehend angepasst werden, denn eine hoher Zucker führt nicht nur zu Folgeschäden, sondern erschwert auch die Heilung der Fuss-Wunde. Achten Sie vor der DSA bitte darauf, dass Ihre Nierenwerte und die Schilddrüse in Ordnung sein sollten, denn das Kontrastmittel ist bei erkrankten Nieren schädlich und kann bei Schilddrüsenerkrankungen zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen.

Viele Grüße
TH

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Kamela H. fragt:

Betreff: OP

Sehr geehrter Herr Prof. Haak,

mein Mann ist stark übergewichtig - 1,82 Meter, wiegt gute 100 Kilo und ist 52 Jahr alt. Vor 6 Jahren wurde bei ihm Diabetes festgestellt. Zu Beginn nahm er Meformin, das hat dann aber irgendwann aufgehört zu wirken. Dann kam eine zweite Tablette dazu. Er kommt mit der Umstellung noch nicht richtig klar. Hatte auch mal einen Unterzucker, was zuvor nicht vorkam. Wir wollen uns nun informieren über ein Magenband. Wie schätzen Sie seine Chancen ein? Wann zahlt die Krankenkasse?

Kamela H.


Professor Haak:

100 kg bei einer Größe von 1,82 ist noch nicht so hoch, als dass man das Gewicht nicht mit Lebensstiländerung reduzieren könnte. Eine bariatrische Operation wie Magenband oder Magenbypass würde die Krankenkasse daher nicht bezahlen. Wenn Ihr Mann Unterzuckerungen hat, spricht das dafür, dass er Medikamente nimmt, die dies hervorrufen. Die gleichen Medikamente erschweren auch die Gewichtsabnahme. Es wäre daher besser, er würde zum Metformin einen DPP-IV-Hemmer nehmen, die weder schwere Unterzuckerungen machen noch das Gewicht steigern.

Viele Grüße
TH



zum kompletten Chat-Protokoll:
(http://ow.ly/b82ei)

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 24. Mai 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2012