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DIABETES/1632: Individualisierte Prävention und Therapie - Wie können neue Studienergebnisse helfen? (idw)


Deutsches Zentrum für Diabetesforschung - 16.11.2012

Individualisierte Diabetesprävention und Therapie - Wie können neue Studienergebnisse helfen?



Diabetes und seine Folgeerkrankungen schränken die Lebensqualität der Patienten stark ein und stellen Ärzte und Gesundheitssystem gleichermaßen vor Herausforderungen. Zukunftsweisende Studien für individualisierte Präventions- und Therapiemaßnahmen stellten die Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) in einem Symposium auf der Diabetes Herbsttagung 2012 am 16. November in Berlin vor.

Welche Faktoren einen Diabetes mellitus im Einzelfall auslösen bzw. individuelle Patienten anfällig für bestimmte Folgeschäden machen, ist nur unzureichend bekannt. Daher steht die Entwicklung individualisierter Präventions- und Therapiestrategien im Fokus von drei multizentrischen klinischen Studien des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). "Das DZD erlaubt es uns jetzt, große klinische Studien durchzuführen, um die Effektivität unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen in Abhängigkeit von Biomarkern und weiteren individuellen Faktoren zu untersuchen", betonte Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring, Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen (IDM) und Vorstandsmitglied im DZD, bei der Eröffnung des DZD Symposiums auf der diesjährigen Diabetes Herbstagung.

Individualisierte Diabetesprävention

Den größten Nutzen zur Prävention des Typ-2-Diabetes bringt bekanntermaßen eine Lebensstilintervention. Aber nicht jeder Patient profitiert davon. Welche Subtypen auf welche Interventionsmaßnahmen ansprechen wird in der Prädiabetes Lebensstil-Interventionsstudie (PLIS) untersucht. Unter der Federführung des Tübinger Instituts IDM schließen alle DZD-Standorte Personen mit einem erhöhten Typ-2-Diabetesrisiko in die Studie ein. Nach einer umfangreichen Phänotypisierung nehmen die Studienteilnehmer an mehrjährigen unterschiedlichen Lebensstilprogrammen teil: Sie erhalten Ernährungsberatungen, ihre körperliche Aktivität wird mit Akzelerationsmessgeräten dokumentiert, und die Körperfettkompartimente werden mithilfe der Ganzkörper-Kernspintomografie erfasst. "Die Ergebnisse dieser Studie, bei der die Teilnahme von über 1000 Probanden geplant ist, sollen zu der Entwicklung individualisierter Präventionsmaßnahmen bei Diabetes mellitus führen", so Prof. Dr. Andreas Fritsche vom IDM.

Gestationsdiabetes: Risikofaktoren und Prävention

Sicherlich kann eine rechtzeitige Behandlung eines Gestationsdiabetes Komplikationen sowohl für die Mutter als auch den Fötus bzw. das Baby während der Schwangerschaft und der Geburt erfolgreich verhindern. Dr. Andreas Lechner von der Klinischen Kooperationsgruppe des Helmholtz Zentrum München betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer flächendeckenden Vorsorgeuntersuchung: "Das Entscheidende ist der Leitlinien gerechte Screeningtest für Gestationsdiabetes in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche, der in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen wurde und für alle Versicherten von der Krankenkasse bezahlt wird." Betroffene Mütter und Kinder haben ein vielfach erhöhtes Risiko im späteren Leben einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Der Frage nach Risikofaktoren und geeigneten Präventionsmaßnahmen will eine neue Studie des DZD, die bei den Partnerstandorten Tübingen, München und Düsseldorf durchgeführt wird, auf den Grund gehen. Sowohl Schwangere als auch Frauen, die bis vor maximal 10 Jahren einen Gestationsdiabetes hatten, können an dieser Studie teilnehmen.

Diabetesfolgeerkrankungen verhindern

Neue Erkenntnisse zur Vorbeugung von schwerwiegenden Folgeerkrankungen eines unzureichend behandelten Diabetes erwarten sich die Wissenschaftler von der Deutschen Diabetes-Studie (DDS), die das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf initiiert hat und die nun an weiteren DZD-Studienzentren durchgeführt wird. "Wir wollen die Ursachen für die Heterogenität des Typ-1- und Typ-2-Diabetes besser verstehen, um unsere Patienten mit gezielten Therapien zu behandeln.", beschreibt die Studienleiterin Dr. Bettina Nowotny vom DDZ ihr Ziel. Im Rahmen dieser Studie wird bei Patienten mit einem neu manifestierten Diabetes der Krankheitsverlauf beobachtet, um individuelle Risikoprofile zu ermitteln. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Einfluss einzelner Faktoren, wie dem Lebensstil, weiteren Begleiterkrankungen oder genetischen und metabolischen Parametern, auf die Entwicklung von Folgeschäden.

In Kooperation mit Wissenschaftlern aus den Bereichen Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie wird in allen drei Studien auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht, da diese für die Patienten von zentraler Bedeutung ist. Prof. Dr. Rolf Holle vom Helmholtz Zentrum München erläutert das nähere Vorgehen: "Wir erheben wichtige Parameter der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, wie etwa Krankenhaus- und Arztbesuche sowie Medikamenteneinnahme, um neue Präventions- und Behandlungsstrategien auch aus ökonomischer Perspektive bewerten zu können." Darüber hinaus steht die Qualität der Versorgung von Personen mit Typ-2-Diabetes im Blickpunkt von Untersuchungen im DZD, so etwa im Hinblick auf zeitliche Trends und regionale Unterschiede und zur Auswirkung der Disease Management Programme.


Symposium:
Individualisierte Diabetesprävention und Therapie
6. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft
16. November 2012, 11:15-12:45
ICC-Lounge, Berlin

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dzd-ev.de
weiter Informationen zu den Studien


Volkskrankheit Diabetes
Aufgrund moderner Lebensgewohnheiten mit üppiger Ernährung bei gleichzeitigem Bewegungsmangel nimmt Diabetes in der Bevölkerung zu. Vorsichtigen Schätzungen zufolge leidet mindestens jeder dreizehnte in Deutschland an Diabetes. Neun von zehn Diabetes-Patienten haben "Alterszucker", den Typ-2-Diabetes. Zurzeit werden etwa 6 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes behandelt. Und die Aussichten sind auf Grund der stark steigenden Tendenz düster. Geht man heute weltweit von etwa 285 Millionen Menschen mit Diabetes aus, so sprechen Prognosen von 480 Millionen im Jahr 2030.

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Das DZD wurde 2009 als zweites Deutsches Zentrum für Gesundheitsforschung gegründet. Grundlagenforscher und Klinikärzte arbeiten eng zusammen, um die Forschungsergebnisse aus dem Labor schneller in der Praxis anwenden zu können. Mit modernen biomedizinischen Technologien, großangelegten Studien, neuen Methoden und Forschungsansätzen will das DZD dazu beitragen, die Krankheitsentstehung aufzuklären sowie wirksame und maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen als auch individualisierte, kausale Therapien zu entwickeln. Partner des DZD sind das Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut der Universität Dresden.
www.dzd-ev.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1604

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Dr. Astrid Glaser, 16.11.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2012