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HERZ/512: Meldungen von der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
Pressemitteilungen vom 29. April 2011

77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Mannheim, 27. - 30. April 2011


→ "Cholesterinsenkende" Lebensmittel
      Ernste Zweifel am Gesundheitsnutzen zugesetzter Pflanzenstoffe
→ Schrittmacher- und Defi-Patienten - Keine Gefahr am Airport
→ Stammzelltherapie - Kein positiver Effekt bei Herzinfarkt
→ Brustschmerz-Einheiten identifizieren Hochrisiko-Patienten und
      bieten optimale Therapie → Chronische Herzkrankheiten - Konsequente Blut-Selbsttests verlängern das Leben
→ Herzschwäche - Telemedizin macht Versorgung schneller, besser und billiger

Raute

Freitag, 29. April 2011

"Cholesterinsenkende" Lebensmittel:
Ernste Zweifel am Gesundheitsnutzen zugesetzter Pflanzenstoffe

Pflanzliche Sterine oder Phytosterole, mit denen verschiedene Nahrungsmittel wie Margarine oder Milchprodukte angereichert sind, haben nicht nur keinen nachgewiesenen Nutzen für die Herzgesundheit, sondern könnten sogar negative Effekte haben. Bevor Lebensmittel mit Phytosterolen empfohlen werden könnten, seien mehr Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit nötig, forderten Experten heute auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Bis Samstag diskutieren in Mannheim mehr als 7000 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Ein Grund für den Zweifel der Wissenschaftler an der Sinnhaftigkeit von mit Pflanzensterinen angereicherten Lebensmitteln: Es gibt keinen Nachweis dafür, dass die mögliche cholesterinsenkende Wirkung der Phytosterole einen messbaren Nutzen für die Herzgesundheit bringt. "Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase, das Geschwindigkeits-bestimmende Enzym der körpereigenen Cholesterinsynthese in der Leber und senken dadurch das Cholesterin im Blut. Große klinische Studien haben bewiesen dass Statine das Risiko von Herzkreislauferkrankungen senken", sagte Dr. Oliver Weingärtner (Universität des Saarlandes, Homburg/Saar). "Für das Konzept der Cholesterinresorptionshemmung durch Nahrungsmittelsupplementation mit Phytosterolen liegen dagegen keine belastbaren Studienergebnisse vor, die die Wirksamkeit im Hinblick auf Patienten-relevante klinische Endpunkte wie zum Beispiel Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko belegen."

Tagesration 425 Tomaten, 150 Äpfel

Dazu kommt, so der Experte, ein Dosisproblem: "Soll durch Phytosterine aus der Nahrung das Cholesterin tatsächlich um zehn Prozent reduziert werden, so wären Mengen von zwei Gramm und mehr pro Tag nötig", so Dr. Weingärtner. "Um das über Obst und Gemüse zu erreichen, müssten beispielsweise 425 Tomaten, 150 Äpfel, oder 11 Tassen Erdnüsse am Tag verzehrt werden." Werde "Functional Food" mit solchen Mengen an Phytosterolen angereichert, entspreche dies nicht dem Ansatz einer "gesunden Ernährung", so Prof. Dr. Ulrich Laufs (Universität des Saarlandes, Homburg/Saar): "Dann handelt es sich um eine Maßnahme, die mit einem Medikament vergleichbar ist, und entsprechend sorgfältig muss man damit umgehen."

Mögliche Gesundheitsrisiken

Dies schon deshalb, weil eine Reihe von experimentellen und klinischen Untersuchungen Hinweise liefern, dass Phytosterole, die sich im Körper ablagern, möglicherweise sogar negative Effekte auf Herz und Gefäße haben könnten. Dazu kommt, wie sich im Tierversuch gezeigt hat, dass sich die Pflanzensterine dauerhaft im Gehirn - nämlich in der Lipidbasis von Zellmembranen - anlagern.

"Wegen der Hinweise auf Risiken und aufgrund eines fehlenden Beleges für eine positive Wirkung sind vor einer Empfehlung von Lebensmitteln mit Phytosterolen weitere Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit erforderlich", so Dr. Weingärtner.

Quellen:
Weingärtner et al.
Plant sterol and stanol esters induce differential effects on oxidative stress, inflammation, leucocytes, vascular function and tissue concentrations in mice.
Abstract V1268, Clin Res Cardiol 100, 201

Vanmierlo et al.
Irreversible accumulation of plant sterols in the brain.
Abstract P1305, Clin Res Cardiol 100, 201


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Freitag, 29. April 2011

Schrittmacher- und Defi-Patienten: Keine Gefahr am Airport

Herkömmliche tragbare Metalldetektoren, wie sie bei Sicherheitskontrollen verwendet werden, stellen keine Gefahr für Herzpatienten mit implantierten Schrittmachern, Defibrillatoren oder kombinierten Schrittmacher-Defi-Geräten dar. Das ist das Ergebnis einer deutsch-griechischen Studie, die heute auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurde. Vom 27. bis 30. April diskutieren in Mannheim mehr als 7000 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Das Thema beschäftigt immer mehr Menschen: Jährlich werden in Deutschland etwa 60.000 neue Herzschrittmacher implantiert, insgesamt gibt es hierzulande etwa 500.000 Menschen, die einen Herzschrittmacher tragen und weitere 100.000 Patienten, die mit einem implantierten Kardioverter-Defibrillator (ICD) ausgestattet sind.

Elektromagnetische Felder können grundsätzlich störend auf Schrittmacher- oder ICD-Systeme wirken. Um die Frage zu klären, wie sich Sicherheitskontrollen auf betroffene Patienten auswirken, überprüften die Forscher des Deutschen Herzzentrums München und des Dunant Krankenhauses Athen bei insgesamt 170 Patienten (97 mit Herzschrittmacher, 43 mit implantierten Defibrillator und 30 mit CRT-ICD, also kombinierten Geräten) ob zwei tragbare Metalldetektoren, wie sie auf Flughäfen eingesetzt werden, einen Einfluss auf die Funktion, den Batteriestatus oder die gespeicherten Daten der herzunterstützenden Geräte haben. Die Magnetfelder betrugen 3,82 und 6,3 Tesla, die Forscher stellten keine Beeinträchtigung der Geräte fest. Nicht überprüft wurden in der Studie fest installierte Metalldetektoren oder Scanner.

Quelle:
Jilek et al.
Safety of implantable pacemakers and cardioverter defibrillators in the magnetic field of hand metal detectors
Abstract P 1577, Clin Res Cardiol 100, 2011


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Freitag, 29. April 2011

Stammzelltherapie - Kein positiver Effekt bei Herzinfarkt

Die Therapie mit Stammzellen aus dem Knochenmark scheinen Patienten, die nach einem Herzinfarkt eine Stent-Therapie erhalten haben, keinen Nutzen zu bringen. Das zeigt eine Studie aus Ulm und Kempten, die heute auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Von Mittwoch bis Samstag (27. bis 30. April) diskutieren in Mannheim mehr als 7000 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

In die Studie eingeschlossen wurden insgesamt 42 Herzinfarkt-Patienten, denen mehr als sechs Stunden nach Eintreten der Infarktsymptome erfolgreich ein Stent zur Aufdehnung der Koronararterien eingesetzt wurde, und die eine Infarktgröße von mehr als zehn Prozent der Muskelmasse der linken Herzkammer aufwiesen. 29 von ihnen erhielten eine Therapie mit aus dem eigenen Knochenmark isolierten mononuklearen Stammzellen, infundiert in das Infarktgefäß, 13 Patienten bekamen eine Placebo-Behandlung.

Nach einem, drei, sechs, zwölf und 24 Monaten wurde bei allen Studienteilnehmern eine kardiale Magnetresonanztomographie durchgeführt. Es waren keine positiven Effekte der Stammzelltherapie auf Parameter wie die linksventrikuläre Auswurffraktion, das Schlagvolumen der linken Herzkammer, oder die Infarktgröße feststellbar.

Quelle:
Wöhrle et al.
Intracoronary stem cell therapy in patients with acute myocardial infarction - 24 months outcome of a randomized, double-blind, placebo controlled trial with serial MRI follow-ups
Abstract P1003, Clin Res Cardiol 100, 2011


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Freitag, 29. April 2011

Brustschmerz-Einheiten identifizieren Hochrisiko-Patienten und bieten optimale Therapie

"Jeder zweite bis dritte Patient, der eine CPU aufsucht, hat eine instabile Angina pectoris oder einen Herzinfarkt (akutes Koronarsyndrom), bedarf also einer schnellen und kompetenten herzmedizinischen Abklärung und Therapie", so Prof. Dr. Evangelos Giannitsis (Heidelberg) nach einer ersten Auswertung des 2008 ins Leben gerufenen deutschen CPU-Registers bei einem Pressegespräch anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim. Die häufigsten Beschwerden bei der Aufnahme auf eine Brustschmerz-Einheit (Chest Pain Unit, CPU) sind Brustschmerzen (62 %) und Atemnot (23 %). "Nur ein Viertel der Patienten haben keine kardiologische Diagnose, sondern aus anderen Gründen Brustschmerzen."

Die hohe Anzahl der Patienten, die eine CPU aufsuchen und an einem akuten Koronarsyndrom leiden, verdeutlicht den hohen Stellenwert solcher spezialisierten Einheiten. Prof. Giannitsis: "Nach einem Herzinfarkt kann schnelle und kompetente medizinische Betreuung über das weitere Schicksal der Patienten entscheiden. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Personen, die unter Brustschmerzen oder anderen Symptomen leiden, die auf ein akutes Koronarsyndrom hinweisen können, schnellstens an ein kompetentes Zentrum kommen, um dort rasch Gefäß-eröffnenden ("revaskularisierenden") Maßnahmen zugeführt zu werden."

Systematische Optimierung von Diagnose und Therapie

Das CPU-Register soll aber auch die Qualitätskontrolle verbessern und wissenschaftlich verwertbare Daten über die CPU und ihre Patienten liefern. Bisher hat die DGK rund 100 CPU-Zentren zertifiziert, davon nehmen 38 am CPU-Register teil. Erfasst wurden mehr als 15.000 Patienten.

Um hier die Qualität der Behandlung sicherzustellen, hat die DGK Kriterien zur Zertifizierung von CPU erstellt. Diese müssen eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen und optimal auf die Aufnahme von Patienten mit akutem Koronarsyndrom vorbereitet sein. Sie müssen zum Beispiel an ein Zentrum mit Herzkatheter angeschlossen sein, der 24 Stunden am Tag verfügbar ist und Koronar-Interventionen (PCI) anbietet. Die diensthabenden Ärzte müssen über entsprechende Ausbildung und Erfahrung verfügen. Eine CPU muss eine Mindestanzahl an Betten haben und von einem Kardiologen betreut werden.

Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass unter anderem das Aufnahme-EKG von Patienten innerhalb von zehn Minuten befundet wird und bei Bedarf ohne Verzögerung einer Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt wird. Alle Möglichkeiten zur Differenzialdiagnose von Brustschmerzen, also Röntgen, CT, Ultraschall, Blutgasanalysegeräte etc. müssen verfügbar und das entsprechende Personal vorhanden sein.

In den 38 am Register teilnehmenden CPU werden Patientendaten und Krankheitsgeschichte systematisch erhoben, darüber hinaus werden die Prozeduren innerhalb der CPU erfasst. Von großer Bedeutung ist neben der Erfassung von Daten zum Zeitpunkt der Einlieferung auch das Follow-up. Prof. Giannitsis. "Wir wollen also wissen, wie es mit dem Patienten weiter geht. Wichtige Fragen sind hier: Ist es zu einem erneuten Herzinfarkt gekommen? Musste der Patient noch einmal in ein Krankenhaus aufgenommen werden? Ist er verstorben? Zu diesem Zweck erfolgt drei Monate nach der Aufnahme auf der CPU ein telefonischer Anruf durch ein Call Center am Institut für Herzinfarktforschung."


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Freitag, 29. April 2011

Chronische Herzkrankheiten - Konsequente Blut-Selbsttests verlängern das Leben

Herzpatienten, die den Erfolg ihrer gerinnungshemmenden Therapie mit Vitamin K-Antagonisten regelmäßig selbst messen ("INR-Selbstmanagement"), zeigen im Vergleich zur Hausarzt-Kontrolle eine Abnahme des Sterblichkeitsrisikos von über 60 Prozent. Das berichtet Prof. Dr. Heinz Völler (Rüdersdorf) auf einem Pressegespräch anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK).

Systematisches Selbstmanagement gleich effektiv wie Antikoagulations-Kliniken

Auch dem Vergleich mit spezialisierten Antikoagulations-Kliniken hält das systematische Selbstmanagement stand: In einer aktuellen Untersuchung an über 2300 US-Patienten war die Rate von Herz-Kreislauf-Ereignissen in beiden Gruppen gleich, die Selbstmanagement-Gruppe hatte jedoch eine bessere Lebensqualität. Im Langzeitverlauf (6,3 Jahre) können Patienten mit mechanischem Herzklappenersatz nach Aortenklappen-Fehlern mit dem Selbstmanagement im Vergleich zu aufwändigen Operationsverfahren ohne Blutverdünnungs-Bedarf (unter Einsatz von Auto- und Homograft; "Ross-Operation") eine in der Tendenz bessere Prognose erzielen.

"Somit erlaubt das INR-Selbstmanagement Patienten auch in strukturschwachen Regionen eine zu jeder Zeit und an jedem Ort mögliche Therapiekontrolle, die eine Überprüfung der Therapietreue zur Verhinderung von Schlaganfällen und Blutungen ermöglicht", so Prof. Völler.

Patienten-Selbstbestimmung von BNP-Spiegel im Test

"Die Übernahme von Eigenverantwortung", so Prof. Völler, sei auch bei Patienten mit chronischer Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI) durch die systematische Selbstbestimmung von natriuretischen Peptiden (BNP-Spiegel) wünschenswert, um erneute Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle zu verhindern. Natriuretische Peptide werden bei HI-Patienten vermehrt freigesetzt. "Die Vorteile der Prognose-Verbesserung und Reduzierung von Krankenhaus-Einweisungen können durch die Verfügbarkeit eines BNP-basierten Home-Monitorings in der ambulanten Versorgung der Patienten erzielt werden", so Prof. Völler. "BNP-gestützte Therapiesteuerung und Verlaufskontrolle reduzieren Sterblichkeit und Krankheitshäufigkeit. Mit dem Heart-Check-Device steht erstmals ein Gerät zur Verfügung, mit dem aus kapillarem Vollblut (Fingerstick) BNP bestimmt werden kann. Damit wird Ärzten die Bestimmung zu jeder Zeit an jedem Ort ermöglicht."

Das Gerät ist sowohl in der Arztpraxis als auch in der Wohnung des Patienten einsetzbar. Eine Anwendung durch Patienten selbst wird zurzeit im Rahmen strukturierter Schulungsprogramme erprobt.


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Freitag, 29. April 2011

Herzschwäche - Telemedizin macht Versorgung schneller, besser und billiger

Viele Patienten mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI) werden heute mit kleinen implantierbaren Geräten ("Devices") versorgt. Solche Schrittmacher, Cardioverter-Defibrillatoren oder kardiale Resynchronisationstherapie-Geräte beeinflussen nicht nur die elektromechanischen Funktionen des Herzens und reduzieren die Sterblichkeit, sie können auch Patientendaten mittels Fernübertragung an Krankenhäuser oder Arztpraxen kommunizieren. "Das Prinzip ist einfach", so Prof. Dr. Wolfgang Bauer (Würzburg) bei einem Pressegespräch anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). "Das implantierte Device überträgt Daten über das Mobilfunknetz auf den Computer des Arztes. Dieser bekommt so die Möglichkeit, die Funktion des Device, aber auch die patientenbezogenen Messwerten und Daten zu kontrollieren und damit eine Verschlechterung der Erkrankung oder das Risiko eines bedrohlichen Ereignisses rechtzeitig zu erkennen."

Im Idealfall könnte es so gelingen, Routinekontrollen im Krankenhaus gänzlich zu vermeiden und Patienten nur zu hospitalisieren, wenn es tatsächlich medizinisch geboten ist. Die Ziele sind Vorhersage des Krankheitsverlaufs, frühzeitige Intervention sowie Reduzierung von Hospitalisierung und Kosten.

Studien zeigen Wirksamkeit von Home-Monitoring - Innovation "Flüssigkeits-Monitoring"

Dass dieses "Home Monitoring" Vorteile hat, wurde mittlerweile in mehreren Studien gezeigt. So zeigte die CONNECT-Studie mit rund 2000 Teilnehmern, dass in der Home-Monitoring-Gruppe durchschnittlich 4,6 Tage zwischen einem kritischen Zwischenfall ("Event") und einer klinischen Entscheidung vergingen, in der konventionell behandelten Gruppe jedoch 22 Tage. "Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte konnte durch Home Monitoring gesenkt werden", so Prof. Bauer.

Ein innovativer Ansatz ist das "Fluid Status Monitoring", das anhand von Messungen der Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge eine Früherkennung der Zunahme der Herzschwäche ("kardiale Dekompensation") möglich machen soll. "Die Datenlage zeigt, dass wahrscheinlich nicht nur ein Parameter für die rechtzeitige Vorhersage eines Ereignisses wie zum Beispiel kardiale Dekompensation ausreichend ist, sondern dass mehrere Größen berücksichtigt werden müssen", so Prof. Bauer. "Dies wird derzeit in Studien untersucht."

Intensive Therapie mit hohem Aufwand

Angesichts der hohen Sterblichkeit und einer massiven Einschränkung der Lebensqualität erfordert HI eine intensive Therapie. Implantierte Elektrogeräte müssen regelmäßig kontrolliert und gewartet werden, das bedeutet häufige Krankenhausaufenthalte oder zumindest Ambulanzbesuche und damit eine Belastung für die ohnedies kranken und meist auch älteren Patienten sowie erhebliche Kosten. Prof. Bauer: "Telemedizin hat das Potenzial, zu einer Verbesserung dieser Situation beizutragen und durch Automatisierung und das Einholen von "Remote"-Information eine Reduzierung der Routinekontrollen zu ermöglichen."

Herzschwäche ist dritthäufigste Todesursache

HI ist ein Problem von ungeheurem Ausmaß. Für Deutschland bedeutet das eine Häufigkeit von 1,8 Millionen Erkrankten und 200.000 bis 300.000 Neuerkrankungen jährlich. HI ist mit 6,9 Prozent die dritthäufigste Todesursache und mit 272.000 Fällen dritthäufigste Hauptdiagnose in Hinblick auf vollstationäre Krankenhausaufenthalte. Die mit Abstand häufigste Ursache der HI ist die koronare Herzkrankheit. Die Fünf-Jahres-Mortalität ist höher als bei vielen Krebserkrankungen. Bei moderater HI (NYHA II und III) ist die häufigste Todesursache der plötzliche Herztod, bei schwerer HI (NYHA IV) tritt schließlich das Pumpenversagen in den Vordergrund.


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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute rund 7500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgk.org


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg, 29. April 2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2011