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MELDUNG/007: Gemeinsam gegen gefährliche Krankenhauskeime (Landkreis Waldshut)


Landkreis Waldshut - Pressemitteilung von Montag, 1. März 2010

Gemeinsam gegen gefährliche Krankenhauskeime


Die Entdeckung von Antibiotika wie Penicillin ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts war ein riesiger medizinischer Fortschritt und machte es erstmals in der Geschichte der Menschheit möglich, gefährliche Krankheitserreger gezielt abzutöten oder ihr Wachstum zu hemmen. In den letzten Jahren haben sich jedoch vor allem in Kliniken und Pflegeeinrichtungen Infektionserreger in dramatischer Weise ausgebreitet, die gegen viele Antibiotika nicht mehr empfindlich sind. Diese Krankheitskeime werden als so genannte multiresistente Erreger (MRE) bezeichnet. Auch in Deutschland hat sich beispielsweise die Rate der gegen Antibiotika resistenten Stapylokokkenbakterien (MRSA), die bei Patienten in Abstrichen gefunden werden, in den vergangenen 10 Jahren von 2 auf 20% vervielfacht. Dieses Problem betrifft auch die Krankenhäuser, Pflegeheime und ambulante medizinische Einrichtungen im Landkreis Waldshut. Um der Weiterverbreitung dieser gefährlichen Infektionsserreger Einhalt zu gebieten, haben sich im Jahr 2009 auf Initiative des Gesundheitsamts betroffene Einrichtungen zu einem landkreisweiten Netzwerk, dem "MRE-Netzwerk Hochrhein", zusammengeschlossen. Nach einer Etablierungsphase hat das MRE-Netzwerk Hochrhein am 09.02.2010 eine Satzung verabschiedet und eine Steuerungsgruppe gewählt. "Die Geburt ist vollbracht. Jetzt sind wir gut aufgestellt und bereit, auch am Hochrhein den multiresistenten Erregern den Kampf anzusagen", so die Netzwerkkoordinatorin Frau Dr. med. Nadja Oster vom Gesundheitsamt Waldshut.

In der Regel nehmen Patienten die multiresistenten Keime während eines Krankenhausaufenthaltes auf und tragen sie weiter an ihrem Körper, auch wenn sie bereits wieder zu Hause sind. Häufig wissen sie gar nicht, dass sie MRE-Träger sind, oder die Information darüber geht verloren. MRE können nur nachgewiesen werden, wenn eine spezielle Laboruntersuchung (Abstrich) vom Arzt angeordnet wird. So passiert es nicht selten, dass der multiresistente Keim unerkannt bleibt. Ein besonderes Problem tritt dann auf, wenn MRE-Träger in ein Krankenhaus oder ein Pflegeheim aufgenommen werden müssen, da hier das Risiko einer Weitergabe der MRE an andere kranke oder geschwächte Personen besonders groß ist. Für die infizierten Patienten und Pflegebedürftige kann eine Infektion mit MRE sehr leidvoll und unter Umständen lebensbedrohlich sein. Für die Kliniken bzw. Pflegeheime, die MRE-Träger aufnehmen, ist die Pflege und Versorgung dieser Menschen mit erheblichen zusätzlichen Hygienemaßnahmen und Kosten verbunden.

Mit dem MRE-Netzwerk Hochrhein ist der Landkreis Waldshut einer von 5 Pilotlandkreisen im landesweiten "MRE-Netzwerk Baden-Württemberg" und hat somit eine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg übernommen. Dass es sich um ein drängendes Problem in Krankenversorgung und Pflege handelt, zeigt die große Bereitschaft beim Waldshuter Netzwerk mitzuarbeiten. Inzwischen sind bereits 34 medizinische und pflegerische Institutionen im Landkreis dem MRE-Netzwerk beigetreten und haben eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.

Die MRE-Netzwerke wollen Konzepte zur institutionsübergreifenden Bekämpfung von multiresistenten Erregern entwickeln. So soll sichergestellt werden, dass Information über eine Besiedlung von Wunden, Körperoberflächen, Kathetern o. ä. mit resistenten Infektionserregern auch beim Wechsel von MRE-Trägern von einer medizinischen Einrichtung in die nächste weitergegeben wird. Dadurch soll der Kreislauf der MRE-Weiterverbreitung durchbrochen werden. Das MRE-Netzwerk Hochrhein will dies im Landkreis Waldshut u.a. durch den konsequenten Gebrauch eines MRE-Überleitungsbogens, Personalschulungen, Umsetzung eines speziellen MRE-Pflegemanagements, Benennung von kompetenten Ansprechpartnern in den Einrichtungen und Ausweitung der Untersuchungen auf multiresistente Erreger erreichen.


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Quelle:
Pressemitteilung von Montag, 1. März 2010
Landkreis Waldshut
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2010