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AIDS/855: Schwerwiegende Folgen der angedachten Mittelkürzungen in der HIV-Präventionsarbeit (Uni Bochum)


Katholisches Klinikum Bochum - Pressemitteilung vom 20. Oktober 2011

Kürzungen im HIV-Bereich werden teuer

HIV-Experte fordert Ausbau der Präventionsarbeit


Nach aktuellem Haushaltsentwurf sieht die Bundesregierung für 2012 eine Kürzung der Ausgaben für die Aufklärung und Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen um eine Million Euro vor. Hiervon betroffen wären staatlich unterstützte Kampagnen, beispielsweise zur Prävention von HIV/AIDS. Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr erklärt, man dürfe "beim Thema HIV/AIDS nicht nachlassen. Diese Erkrankung darf nicht in Vergessenheit geraten".

"Was heute gespart wird in der Prävention, wird uns später teuer zu stehen kommen", kritisiert Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, HIV-Experte an der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum, die bundesstaatlichen Kürzungen. Er gibt zu bedenken, dass hier Einsparungen konträr zu den Kosten stehen, die durchschnittlich für jeden HIV-Patienten 500.000 Euro im Laufe des Lebens betragen, sodass Prävention auch ökonomisch sinnvoll ist. Eine Kürzung der ohnehin sehr knappen Mittel bedeutet daher "ein Schritt zurück", so Brockmeyer. Frühere Kürzungen des Präventions-Etats hätten bereits gezeigt, dass sich diese als Anstieg der HIV-Infektionen auswirkten.

Hinzukommt eine zunehmende Verbreitung anderer sexuell übertragbarer Infektionen (STI). "Patienten mit Chlamydien, Gonorrhoe, Humaner-Papillomvirus-Infektion oder mit Syphiliserkrankungen sehen wir bei uns im Zentrum für Sexuelle Gesundheit sehr häufig. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass viele gar nicht wissen, wie man sich vor diesen Erkrankungen schützen kann" erklärt Prof. Norbert Brockmeyer, der seit 2010 auch Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft ist. Hier steht die Bundesregierung in der Verantwortung und vor einer großen Aufgabe: Aufklärung ist dringend nötig.

14,48 Milliarden Euro insgesamt sollen 2012 in den Gesundheitsetat fließen (2011 waren es 15,8 Milliarden) - hiervon sollen jedoch lediglich zwölf Millionen Euro für die HIV/AIDS- und allgemeine STI-Prävention bereitgestellt werden. "Im HIV/AIDS-Bereich wird von allen Seiten gekürzt - erst in der Forschung und nun auch in der Prävention. Dabei zählen wir in Deutschland jährlich über 3000 Neuinfektionen und die Dunkelziffer liegt noch weit darüber". Seit neun Jahren leitet Prof. Brockmeyer das Kompetenznetz HIV/AIDS an der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum, das bis Mai 2011 bundesstaatlich unterstützt wurde - jetzt aufgrund der Streichung der Bundeszuwendung jedoch keine weiteren Daten zu Forschungszwecken erheben kann.



Internetlinks:
http://josef-hospital.klinikum-bochum.de/
www.dstig.de
www.kompetenznetz-hiv.de

Kontakt:
Prof. Dr. N.H. Brockmeyer, Sprecher KompNet HIV/AIDS
Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft
Direktor Forschung und Lehre, Leiter Hauttumorzentrum Ruhr-Universität
Leiter Zentrum für Sexuelle Gesundheit
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität
Gudrunstr. 56, 44791 Bochum
E-Mail: n.brockmeyer@derma.de und n.brockmeyer@klinikum-bochum.de


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Quelle:
Katholisches Klinikum Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Vassilios Psaltis (Dipl.-Journ.)
Gudrunstr. 56, 44791 Bochum
Telefon: 0234 / 509-2744, Fax: -2718
E-Mail: v.psaltis@klinikum-bochum.de
Internet: www.klinikum-bochum.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2011