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ALLERGIE/299: Eichenprozessionsspinner - Schmetterlingsraupe verursacht allergische Reaktionen (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 6/2012

Eichenprozessionsspinner
Schmetterlingsraupe verursacht allergische Reaktionen

Von Gudrun Petzold
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung
Abteilung Gesundheit



Das Sozialministerium warnt in einem Faltblatt vor den Risiken, die für Menschen bei einem Kontakt mit der Raupe des Eichenprozessionsspinners bestehen.


Der Eichenprozessionsspinner: klein, unauffällig, Wärme liebend - und ein Schädling, der Eichen befällt. Der Nachtfalter war bislang hauptsächlich in Süddeutschland aufgefallen, hat sich in den letzten Jahren aber immer weiter in Richtung Norden ausgebreitet. In Schleswig-Holstein wurde er 2011 erstmals beobachtet. Gesundheitlich bedeutend sind für den Menschen die Brennhaare der Raupen, weil sie ein Nesselgift enthalten. Deshalb hat das Sozialministerium ein Informationsblatt erstellt, in dem über die Gefährdung aufgeklärt wird.

Das Wichtigste in Kürze: Für die Eiablage bevorzugt der Eichenprozessionsspinner freistehende, besonnte Eichen, etwa an Waldrändern, in Parks, in Gärten, bei Schulen, Kindergärten, Sportplätzen und entlang von Straßen. Mit dem Eichenaustrieb Anfang Mai schlüpfen die Eichenprozessionsspinnerraupen. Bis zur Verpuppung häuten sie sich fünf bis sechs Mal. Die Raupen bilden charakteristische Gespinste (Sammelplätze aus zusammengesponnenen Blättern und Zweigen), die sie tagsüber und zur Häutung aufsuchen. Abends wandern sie in langen Prozessionen ("Raupenstraßen") zu den Fraßplätzen in der Krone, morgens kehren sie zu den Gespinsten zurück.

Die Raupen bilden nach der dritten Häutung (Ende Mai bis Mitte Juni) Brennhaare mit kleinen Widerhaken aus, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Kommt man mit diesen Haaren in Berührung, kann es nach wenigen Stunden zu toxischen oder allergischen Reaktionen kommen. Zu den möglichen Symptomen zählen unter anderem lokale Hautausschläge mit starkem Juckreiz und Quaddelbildung, Bindehautentzündungen sowie Reizung im Hals- und Rachenraum, in seltenen Fällen asthmatische Beschwerden. Als Sofortmaßnahme wird sofortiger Kleidungswechsel und gründliches Duschen mit Haarreinigung empfohlen. Kontaminierte Kleidung sollte in der Wachmaschine bei 60°C gewaschen werden, um das in den Brennhaaren enthaltene Thaumetopoein zu zerstören.

Gefährdete Personen sind Kinder und Erwachsene im begrünten Siedlungsbereich und an Waldrändern und beruflich exponierte Personen, z. B. Waldarbeiter und Mitarbeiter von Straßenmeistereien. Sowohl die Gespinstnester als auch die Brennhaare können mehrere Jahre überdauern und stellen ebenso lange eine mögliche Gefährdung dar. Aus diesem Grund sollten befallene Bereiche möglichst gemieden werden. Auf keinen Fall dürfen die Raupen und Gespinste berührt oder eigenständig entfernt werden. Eine erfolgreiche Beseitigung von Raupen und Gespinsten ohne Verwirbelung von Brennhaaren in die weitere Umgebung kann nur durch Fachfirmen gewährleistet werden.

Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit hat eine Zusammenstellung für Ärzte mit Informationen über Vorkommen und Entwicklung der Raupen, gesundheitliche Symptome und deren Behandlung und über vorbeugende Maßnahmen erstellt. Dieses Informationsblatt steht zusammen mit einem Faltblatt für die Bevölkerung zum Herunterladen auf folgenden Seiten zur Verfügung:
http://www.schleswig-holstein.de, Suchwort: Eichenprozessionsspinner.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 6/2012 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2012/201206/h12064a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen
Ärzteblatts:

www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juni 2012
65. Jahrgang, Seite 25
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2012