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DEPRESSION/082: Was macht unsere Kinder seelisch krank? (Rhein-Sieg-Kreis)


Rhein-Sieg-Kreis - Pressemitteilung von Freitag, 11. September 2009

"Was macht unsere Kinder seelisch krank - was hält sie gesund?"

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung des Bündnisses gegen Depression und des Kreisgesundheitsamtes


Rhein-Sieg-Kreis (mw) - Depression im Kindes- und Jugendalter war das Thema der Veranstaltung "Was macht unsere Kinder seelisch krank - was hält sie gesund?", zu der das Bündnis gegen Depression Bonn/Rhein-Sieg e.V. gemeinsam mit dem Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie Ärztinnen und Ärzte und andere Fachkräfte eingeladen hatte.

Bei der mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut besuchten Fortbildungsveranstaltung sprachen namhafte Referentinnen und Referenten zu verschiedenen Aspekten der psychischen Gesundheit von Kindern und trugen ihre wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse vor. Dabei wurde sehr deutlich dargestellt, wie vielfältig und nachhaltig störende oder gar traumatisierende Einflüsse die Entwicklung eines heranwachsenden Menschen beeinträchtigen können.

Professor Dr. med. Thomas E. Schläpfer aus Bonn, 1. Vorsitzender des Bündnisses gegen Depression Bonn/Rhein-Sieg, der die Gäste begrüßte, machte in seinem Vortrag deutlich: "Depression ist eine schwere gefährliche organische Erkrankung, die nicht nur "Narben im Gehirn" hinterlässt und andere körperliche Leiden verstärken kann, sie endet auch häufig tödlich."

Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass depressive Verstimmungen oder gar schwere depressive Störungen im Kindes- und Jugendalter nicht selten sind. Im Laufe der Entwicklung steigt der Anteil depressiv Erkrankter von unter 2 Prozent im Grundschulalter auf etwa 3,5 Prozent bei 11-jährigen. Bei Jugendlichen steigt die Gefährdung bis hin zu Selbsttötungsversuchen an.

Professor Dr. med. Matthias Franz aus Düsseldorf unterstrich in seinem Referat: "Depression verhält sich fast wie eine Infektionskrankheit, sie wird häufig von erkrankten Eltern auf ihre Kinder "übertragen". Es ist wichtig, diese "Infektionsketten" zu unterbrechen."

Die Zeichen einer Depression bei Kindern und Heranwachsenden stellen sich häufig anders dar als bei Erwachsenen. Kinder und Jugendliche zeigen oftmals körperliche Symptome sowie motorische Unruhe oder fallen durch aggressives Verhalten auf. Die Symptome variieren stark je nach Entwicklungsalter. Aus diesem Grunde ist es besonders schwierig, diese Störungen als Depression zu identifizieren und die Kinder und Jugendlichen einer adäquaten Diagnostik und Therapie zuzuführen.

Erich Klemme, Leiter des Kreisgesundheitsamtes und Mitglied im Vorstand des Bündnisses gegen Depressionen, sagte: "Ziel der Veranstaltung war, bei den Fachkräften die Aufmerksamkeit für die Anzeichen einer depressiven Verstimmung oder Depression bei Kindern zu steigern und darüber hinaus Möglichkeiten der Hilfe aufzuzeigen."

In einer abschließenden Diskussionsrunde hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich mit den Referenten auszutauschen und offene Fragen zu klären.

Das "Bündnis gegen Depression Bonn/Rhein-Sieg e.V." hat sich im Januar 2006 gegründet. Der gemeinnützige Verein ist Teil des Deutschen Bündnisses gegen Depression und verfolgt das Ziel, die gesundheitliche Situation depressiv erkrankter Menschen zu verbessern und das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern. Leitsätze dabei sind:

"Depression kann jeden treffen"
"Depression hat viele Gesichter"
"Depression ist behandelbar"

Schätzungen zufolge leiden etwa 5 Prozent der Bevölkerung aktuell an einer Depression. Oft wird die Krankheit aber nicht erkannt, zumal die Betroffenen häufig aus Scham schweigen. Dabei kann den meisten Erkrankten durch in der Regel gut verträgliche Medikamente oder andere Therapien geholfen werden, bevor es zu schweren Folgeleiden, sozialen Problemen oder gar zum Suizid kommt. Von den etwa vier Millionen Menschen, die derzeit in der Bundesrepublik depressiv erkrankt sind, befinden sich zwei Drittel in ärztlicher Behandlung, aber nur ein Drittel ist korrekt diagnostiziert und nur zehn Prozent erhalten eine adäquate Therapie.

Hier ist breite Aufklärung notwendig. Dazu will das "Bündnis gegen Depression Bonn/Rhein-Sieg" mit Fortbildungen für verschiedene Zielgruppen und Öffentlichkeitsveranstaltungen beitragen, die gemeinsam mit regionalen Kooperationspartnern durchgeführt werden.


Weitere Informationen:
www.buendnis-depression.de
www.kompetenznetz-depression.de
www.rhein-sieg-kreis.de


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Quelle:
Pressemitteilung von Freitag, 11. September 2009
Rhein-Sieg-Kreis
Pressestelle
Tel. (02241) 13 - 2966 / -2967 / -2219
E-Mail: pressestelle@rhein-sieg-kreis.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2009