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DIABETES/1455: Fragen und Antworten - "Diabetes geht an die Nieren" (diabetesDE)


diabetesDE - 18. März 2011

Chat-Protokoll zum Thema
"Diabetes geht an die Nieren - Ein Leben mit Dialyse muss nicht sein"

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 17. März 2011
mit dem Experten: Professor Dr. med. Christoph Hasslacher


Protokoll der Sprechstunde

Christopher H. fragt:

Ich habe gehört, dass es jetzt neue Diabetesmediakmente geben soll, die den Blutzucker über die Nieren ausscheiden und damit auch gleichzeitig Kalorien verloren gehen. Da ich Typ 2 bin und auch etwas übergewichtig, würde mich interessieren, was das genau ist und ob das wahr ist.

Danke und Gruß,
Christopher H.


Professor Hasslacher:

Sehr geehrter Herr H.,

diese neue Medikamentengruppe wird zur Zeit noch in Studien untersucht, ist also noch nicht erhältlich. Den Wirkungsmechanismus haben Sie richtig wiedergegeben: normalerweise wird in den Nieren der Zucker zunächst über die Nierenkörperchen ausgeschieden, dann in den Sammelgefäßen wieder zurückgeholt (resobiert). Dieser Vorgang der Rückresorption wird über Prozesse gesteuert, die durch die neuen Substanzen außer Kraft gesetzt werden. Die Folge ist die Ausscheidung von Zucker im Urin, was nicht nur den Blutzuckerspiegel im Blut günstig beeinflußt sondern auch die Kalorienbilanz. Das klingt gut, Nachteile gibt es natürlich (leider) auch: so werden häufiger Infektionen im Harnbereich beobachtet, es kann zur Bluteindickung kommen, da der Zucker ja nicht als Puderzucker sondern in Wasser gelöst ausgeschieden wird. Hier müssen also erst einmal die Studienergenisse abgewartet werden, die neue Therapiemöglichkeit ist jedoch sehr interessant.

Viele Grüße,
C. Hasslacher


*


Ludger S. fragt:

Guten Tag,
meine Fragen zu diesem Themen sind:

1.) Woran kann ich erkennen/spüren, ob meine Nieren durch den Diabetes betroffen sind?

2.) Wie regelmäßig sollen die Nierenwerte kontrolliert werden?

3.) Soll ich als Diabetiker regelmäßig zu einem Nephrologen gehen? Wenn ja, wie oft?

MfG Ludger S.


Professor Hasslacher:

Hallo Herr S.,

Schmerzen treten keine auf. Erstes Zeichen für eine diabetesbedingte Schädigung ist die "Mikroalbuminurie", d.h. eine Eiweißausscheidung im Urin in sehr niedrigen Bereich, die am besten im Labor gemessen wird (Teststreifen nur semiquantitativ). Gleichzeitig sollte im Blut das Serum Kreatinin gemessen werden, über eine Formel (macht das Labor) kann dann sehr gut Ihre aktuelle Nierenlistung geschätzt werden.

Zur Kontrolle der Nierenwerte:
das kommt auf den Befund an: wenn alles normal, dann reicht einmal jährlich, ansonsten in 3 - 6-monatigen Abständen.

Solange Ihre Nierenfunktion nicht stärker eingeschränkt ist oder keine auffallenden Befunde im Urin bestehen - das sollte Ihr Diabetologe natürlich testen - benötigen Sie keinen Nephrologen.

Gruß, Hasslacher


*


Svenja fragt:

Woran erkenne ich, dass meine Nieren bereits einen Schaden durch Diabetes davongetragen haben? Kann man das auch ohne regelmäßige Kontrolluntersuchungen irgendwie merken/testen?

Viele Grüße,
Svenja


Professor Hasslacher:

Guten Tag Svenja!

Erstes Zeichen für eine diabetesbedingte Schädigung der Nieren ist die sog. "Mikroalbuminurie", d.h. eine Eiweißausscheidung im Urin in sehr niedrigen Bereich, die am besten im Labor gemessen wird (Teststreifen nur semiquantitativ). Wenn dieser Befund im Abstand von 3-4 Wochen positiv bleibt und andere Ursachen wie Harnwegsinfekt, schlechte Diabetes- oder Hochdruckeinstellung ausgeschlossen sind, kann das ein Zeichen für eine beginnende Nephropathie sein. Gleichzeitig sollte im Blut das Serum Kreatinin gemessen werden, über eine Formel (macht das Labor) kann dann zusätzlich sehr gut die aktuelle Nierenlistung geschätzt werden.

Wie oft sollte das kontrolliert werden? Das kommt auf den Befund an: wenn alles normal ausfällt, reicht Kontrolle einmal jährlich, ansonsten in 3 - 6-monatigen Abständen.

Andere Möglichkeiten der Früherkennung gibt es zur Zeit nicht.

Viele Grüße
C. Hasslacher


*


Kerstin fragt:

Ich habe seitdem ich eine lang anhaltende Blasenentzündung hatte Urinsticks, mit denen ich den Urin testen kann. Seit geraumer Zeit habe ich allerdings keine Blasenentzündung mehr, stelle aber durch regelmäßige Kontrolle mit den Sticks fest, dass ich immer noch Eiweiß im Urin habe. Ich habe allerdings kein Diabetes, mache mir aber trotzdem sorgen, ob etwas mit meinen Nieren nicht in Ordnung ist. Könnte es sein, dass diese Blasenentzündung, die bei mir schon chronisch war (etwa über 3 Jahre hinweg) zu Nierenschäden geführt hat?

Ich wäre Ihnen dankbar für einen kleinen Tipp.


Professor Hasslacher:

Hallo Kerstin,

der Wert von Stix-Untersuchungen zur Ursachenabklärung ist begrenzt. Ich würde Ihnen zu einer exakten nephrologischen, ggf. urologischen Abklärung mit Ultraschalluntersuchung der Nieren und der ableit. Harnwege sowie einer labormäßigen Blut- und Urinuntersuchung raten. Dann wissen Sie die Ursache der Infekte und auch, ob Schäden an den Nieren entstanden sind - diese treten heute zum Glück nicht so häufig auf.

MfG
C. Hasslacher




zum kompletten Chat-Protokoll:
http://ow.ly/4h2Hg

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).


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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 17. März 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2011