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KREBS/867: Elternhäuser für Mütter und Väter krebskranker Kinder (DKH)


Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 4/2010

Eine zweite Heimat

Hilfe in einer schweren Zeit


Regensburg (jti) - Krebskranke Kinder müssen sich oft einer anstrengenden Therapie unterziehen - in einer spezialisierten Kinderklinik weit weg von zuhause. Damit Vater oder Mutter bei ihrem Kind bleiben können, gibt es Elternhäuser. Die Deutsche Krebshilfe hat deutschlandweit 29 dieser Einrichtungen unterstützt - zuletzt den Neubau des Elternhauses in Regensburg.


Emilia ist drei Jahre alt, als bei ihr Leukämie diagnostiziert wird. Sofort wird sie in die kinderonkologische Station der Universitätsklinik Regensburg eingewiesen und bekommt eine Chemotherapie. Vor allem in der Anfangszeit der Behandlung geht es der kleinen Patientin sehr schlecht. "In dieser Zeit hatte meine Tochter starke Schmerzen in den Beinen", erzählt Irmengard T., Emilias Mutter. Seit über einem Monat ist Emilia jetzt in der Klinik. Wenn es ihr in der Nacht schlecht geht, können die Pfleger ihre Mutter rufen. Denn Irmengard T. wohnt im neuen Elternhaus - direkt neben der Kinderklinik. "Wenn Emilia mich braucht, kann ich in drei Minuten bei ihr sein", sagt die allein erziehende Mutter, die normalerweise in Straubing wohnt - rund 45 Kilometer von Regensburg entfernt.

Das neue Elternhaus ist eine Initiative des Vereins zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e.V. (VKKK). Der Verein hatte bereits vor einigen Jahren eine Unterkunft für die Familien krebskranker Kinder eingerichtet. "Nach dem Umzug der onkologischen Station der Kinderklinik war unser altes Haus aber einfach zu weit weg. Denn eine solche Einrichtung lebt ja davon, dass die Eltern kurze Wege haben", erzählt Professor Dr. Franz-Josef Helmig, erster Vorsitzender des VKKK. Darum sollte auf dem Gelände der Universitätsklinik ein neues Haus gebaut werden.

Der VKKK gewann viele Unterstützer für sein Vorhaben - unter anderem die Deutsche Krebshilfe, die den Neubau mit 500.000 Euro förderte. Seit September 2010 wohnen Eltern im neuen Elternhaus in Regensburg. Eine der ersten war Irmengard T. aus Straubing. Für sie ist auch der Kontakt zu anderen Vätern und Müttern eine große Hilfe. "Mal ist der eine schlecht drauf und dem anderen geht es besser - so kann man sich gegenseitig trösten und unterstützen", sagt die berufstätige Mutter, die sich für die Betreuung ihrer Tochter Sonderurlaub nehmen musste. Das neue Elternhaus ermöglicht ihr den Kontakt zu anderen Betroffenen. Es gibt einen großen Gemeinschaftsraum, eine geräumige Küche und ein Spielzimmer für Geschwister. Auch eine Waschküche ist vorhanden. So können die Eltern viel Zeit sparen und sich ganz auf ihre Kinder konzentrieren. "Viele Väter und Mütter haben mir schon erzählt, dass sie im Elternhaus entspannt schlafen können. Für sie ist natürlich die Nähe zur Kinderklinik wichtig, denn die meisten können sich nicht vorstellen, überhaupt von ihrem Kind getrennt zu sein", erzählt Irmgard Scherübl, Vorstandsmitglied des VKKK. Als Spiel- und Musiktherapeutin arbeitet sie mit den krebskranken Kindern in der Kinderklinik Regensburg und kennt die Situation der Eltern daher aus vielen Gesprächen mit Betroffenen.

Auch Irmengard T. trennt sich nur ungern von ihrer Tochter Emilia. "Ich bin von sieben Uhr morgens bis elf Uhr abends bei ihr. Daher bin ich sehr froh, dass es das Elternhaus gibt. Denn sonst müsste ich in einem Hotel wohnen und das könnte ich mir als allein Erziehende einfach nicht leisten", sagt sie. Sie hofft aber, bald aus dem Elternhaus ausziehen zu können. Denn in ein paar Tagen bekommt Emilia die letzte Chemotherapie. "Vielleicht können wir schon am Wochenende wieder zuhause sein", sagt die Mutter.


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Hilfe in einer schweren Zeit

Theresia Buhl, Leiterin der Geschäftsstelle des VKKK Ostbayern e.V. im neuen Elternhaus


Was bieten Sie den betroffenen Eltern an?

Wir bieten Vätern und Müttern eine kostenlose Wohnmöglichkeit an, während ihr Kind in der Kinderklinik behandelt wird. Wir haben 23 Zimmer mit Doppelbetten und eigenem Bad. So können die Eltern während der Therapie in der Nähe ihrer Kinder sein. Grundsätzlich wollen wir den Eltern in dieser schweren Zeit helfen und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Die Mitarbeiter unseres Vereins stehen den Betroffenen auch gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Was sagen die Eltern zum Elternhaus?

Die Eltern sind sehr dankbar und fühlen sich hier wohl. Denn für viele ist es ja ein zweites Zuhause in dieser schweren Zeit. Wenn die Kinder wieder gesund sind, engagieren sich viele selbst für unseren Verein.

Was ist das Besondere an dem neuen Haus?

Es bietet jetzt sehr viel mehr Platz für Familien. Die Zimmer haben große Fenster mit einem schönen Ausblick auf die Natur. Außerdem ist neu, dass wir jetzt auch Frühstück für die Familien anbieten. Darüber hinaus ist das Haus sicherlich komfortabler. Es ist ja auch nach den neuesten Standards gebaut worden. Wir sind der Deutschen Krebshilfe, den anderen Organisationen und den vielen Spendern, die uns unterstützt haben, sehr dankbar dafür, dass sie dies möglich gemacht haben.


Zum Thema "Krebs bei Kindern" gibt die Deutsche Krebshilfe einen blauen Ratgeber und eine DVD mit Beiträgen aus ihrem TV-Magazin "in vivo" heraus.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Krebskranke Kinder brauchen die Nähe ihrer Eltern, um die schwere Zeit der Therapie durchstehen zu können.


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Quelle:
Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 4/2010, Seite 4-5
Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V.
Buschstraße 32, 53113 Bonn
Telefon: 0228/729 90-0, Fax: 0228/729 90-11
E-Mail: deutsche@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010