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FORSCHUNG/152: Stresshormon hilft gegen Phobien (idw)


Universität Basel - 29.03.2011

Stresshormon hilft gegen Phobien


Wissenschaftler der Universität Basel berichten, dass die Verabreichung eines Stresshormons Personen mit Höhenangst hilft, ihre Angst zu überwinden. Die Ergebnisse der Studie erscheinen diese Woche im Wissenschaftsjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Phobien, wie beispielsweise die Höhenangst, sind weit verbreitet. Gemeinsames Merkmal aller Phobien ist eine ausgeprägte und unverhältnismässige Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, wie zum Beispiel das Herunterschauen von einer Aussichtsplattform bei der Höhenangst. Zur Therapie von Phobien wird oft eine bestimmte Form der Psychotherapie angewandt, bei der die Patienten der angstauslösenden Situation bewusst und kontrolliert ausgesetzt werden.

Die Patienten lernen bei dieser Konfrontationstherapie, dass die Situation nicht gefährlich ist, und überwinden so schrittweise ihre Angst. Prof. Dominique de Quervain, Direktor der Abteilung für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Basel, hatte aufgrund seiner früheren Studien vermutet, dass das Hormon Cortisol die Lernprozesse während einer Konfrontationstherapie unterstützt. In der aktuellen Studie konnten de Quervain und Mitarbeiter nun zeigen, dass die Verabreichung von Cortisol während einer Konfrontationstherapie Personen mit Höhenangst hilft, ihre Angst zu überwinden.

Cortisol unterstützt Konfrontationstherapie

Vierzig Personen mit Höhenangst besuchten innerhalb einer Woche insgesamt drei Sitzungen einer Konfrontationstherapie. Die eine Hälfte der Personen erhielt jeweils eine Stunde vor der Therapie Cortisol in Tablettenform, die andere Hälfte ein Scheinpräparat. Danach wurden die Testpersonen zweimal einer virtuellen Angstsituationen ausgesetzt, einmal drei bis fünf Tage nach der Therapiesitzung und einmal nach einem Monat. Die Wissenschaftler massen dabei die Höhenangst mittels eines Fragebogens und anhand des elektrischen Leitungswiderstandes der Haut. Die Personen, welche die Cortisol-Zugabe erhalten hatten, zeigten eine signifikant stärkere Abnahme der Höhenangst im Vergleich zu den Personen mit dem Scheinpräparat.

Nun sind weitere Studien geplant, um die Wirkung von Cortisol in Kombination mit Psychotherapie auch bei anderen Angsterkrankungen zu untersuchen.


Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Dominique de Quervain
Direktor der Abteilung für Kognitive Neurowissenschaften
Universität Basel
E-Mail: dominique.dequervain@unibas.ch

Originalbeitrag
Dominique J.-F. de Quervain, Dorothée Bentz, Tanja Michael, Olivia C. Bolt, Brenda K. Wiederhold, Jürgen Margraf, and Frank H. Wilhelm
Glucocorticoids enhance extinction-based psychotherapy
PNAS Early Edition
doi: 10.1073/pnas.1018214108

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pnas.org/content/early/2011/03/14/1018214108
Originalbeitrag

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution74


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Basel, lic. phil. Christoph Dieffenbacher, 29.03.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2011