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STUDIE/289: Patientensicherheit - Kliniksterblichkeit als Qualitätsmaßstab geeignet (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Dienstag, 26. Oktober 2010

Patientensicherheit: Kliniksterblichkeit als Qualitätsmaßstab für Krankenhäuser geeignet


fzm - Die Sterblichkeit der Patienten in der Klinik ist ein fairer Maßstab, um die Behandlungsqualität von Krankenhäusern zu vergleichen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Experte in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010).

Ein Anstieg der Todesfälle in einer Klinik weist auf ein ernstes Problem in der Behandlungsqualität hin. Die Krankenhaussterblichkeit lässt sich aus den Verwaltungsdaten leicht ermitteln und wird deshalb seit einiger Zeit als Qualitätsmarker benutzt, berichtet Professor Dr. med. Jürgen Stausberg von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Doch ob sie die Behandlungsqualität in den Krankenhäusern immer in fairer Weise wiedergibt, ist umstritten. Immerhin ist es möglich, dass einige Kliniken nur deshalb bessere Ergebnisse erzielen, weil sie die Patienten beispielsweise früher entlassen oder in andere Einrichtungen überweisen.

Um dies zu überprüfen, hat Professor Stausberg die Daten des Projekts "Qualitätssicherung der stationären Versorgung mit Routinedaten" ausgewertet, das die AOK zusammen mit den Helios-Kliniken in Berlin eingerichtet hat. Dort ist es möglich, das Schicksal der Patienten auch nach der Entlassung aus der Klinik bis zu einem Jahr nach Behandlungsbeginn nachzuverfolgen. Der Epidemiologe Stausberg hat die Daten für mehrere Erkrankungen ausgewertet, bei denen es häufig zu Todesfällen kommt. Dies waren Herzschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall, Darmkrebs und die Versorgung mit einem künstlichen Hüftgelenk.

Insgesamt elf Prozent der Patienten starben in der Klinik. Dies kann eine unabwendbare Folge der Erkrankung sein, dann sollten die Ergebnisse in allen Kliniken gleich sein. Oder die Todesfälle sind auf Behandlungsfehler zurückzuführen. Dann sind Unterschiede zwischen den Kliniken zu erwarten. Professor Stausberg stieß bei immerhin 37 von 85 Krankenhäusern auf ein mögliches Qualitätsproblem. In solchen Fällen ist eine Schwachstellenanalyse notwendig. Sie sollte nach Ansicht des Experten aufgrund der Zahlen zur Kliniksterblichkeit erfolgen. Ein Warten auf die Ein-Jahres-Nachbeobachtung sei aufgrund der Studienergebnisse nicht gerechtfertigt. Bei der Ermittlung der Sterblichkeit beginnt Patientensicherheit somit im Krankenhaus, und nicht erst nach einem Jahr, schreibt der Experte.

Nicht bei allen Erkrankungen zeigt sich die Behandlungsqualität bereits im Krankenhaus. Eine mögliche Ausnahme ist der Darmkrebs. Der Tumor wird selten allein durch die Operation geheilt. Viele Patienten erhalten in der Nachbehandlung eine Chemotherapie, die die Ergebnisse ebenfalls beeinflusst. Dies zeigt sich auch in der Untersuchung von Professor Stausberg. Beim Darmkrebs gab es die größten Abweichungen zwischen der Sterblichkeit im Krankenhaus und den Einjahreswerten nach Behandlungsbeginn.


J. Stausberg:
Zusammenhang von Sterblichkeit im Krankenhaus und Sterblichkeit in definierten Zeiträumen nach stationärer Aufnahme.
Eine Analyse von Qualitätsberichten zu AOK-Versicherten.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2010; 135 (41): S. 2015-2020


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Quelle:
FZMedNews - Dienstag, 26. Oktober 2010
Thieme Verlagsgruppe
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2010