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MELDUNG/093: Medizinische Physik - High Tech für die Gesundheit (idw)


Universitätsklinikum Jena - 27.09.2012

Medizinische Physik - High Tech für die Gesundheit

43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik in Jena mit 700 Teilnehmern



Jena (UKJ/vdG). Ob Laser in der Augenheilkunde, PET/CT-Scanner zur Tumordiagnostik oder Hirnforschung im Kernspintomografen - die moderne Medizin kommt nicht ohne hoch spezialisierte Anwendungen der Physik aus. Die Medizinische Physik ist als Schnittstellenfach das Bindeglied zwischen Medizin und Technik. Medizinphysiker betreuen die High-Tech-Geräte in Klinik und Labor und forschen an Neu- und Weiterentwicklungen. Etwa 700 dieser Spezialisten treffen sich derzeit zur 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) in Jena. "Medizinphysiker arbeiten in Kliniken und Arztpraxen ebenso wie in Forschungseinrichtungen, in Behörden oder in der medizintechnischen Industrie", so Prof. Dr. Laura Maria Schreiber vom Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, die Präsidentin der Fachgesellschaft. Etwa 1300 Mitglieder hat die Gesellschaft beispielsweise auf den Gebieten der Strahlentherapie, der Radiologischen Diagnostik und Bildgebung, aber auch in Bereichen der Dosimetrie, Nuklearmedizin, Augenmedizin und der Audiologie.

Neue Horizonte: Magnetic Particle Imaging und MRT-geführte Bestrahlung Das Tagungsprogramm umfasst dieses gesamte Themenspektrum des Fachs, das sich zudem durch neue Entwicklungen ständig erweitert. In einer Sitzung "Neue Horizonte" werden solche Verfahren vorgestellt: Magnetic Particle Imaging zum Beispiel, bei dem Eisenoxid-Nanopartikel zur hochauflösenden und strahlenfreien 3-D-Bildgebung genutzt werden, oder die Strahlentherapie, die in Echtzeit im Magnetresonanztomographie (MRT)-Bild verfolgt wird, und so eine unmittelbare Nachführung bei Bewegungen erlaubt. "Beide Verfahren befinden sich noch in der vorklinischen Erprobung, haben aber großes Potential in Diagnostik und Therapie", sagt Tagungspräsident Prof. Dr. Jürgen Reichenbach.

Seine im Zentrum für Radiologie des Jenaer Universitätsklinikums arbeitende Forschergruppe wird u.a. neue Ergebnisse zur magnetischen Suszeptibilitätskartierung präsentieren. Dieses MRT-Verfahren vermisst nicht-invasiv magnetische Eigenschaften des Gewebes und erstellt daraus Abbildungen, die für die Diagnostik z. B. neurodegenerativer Erkrankungen genutzt werden können.

Moderne Bestrahlungsverfahren: Schonend für gesundes Gewebe Die Neu- und Weiterentwicklung von Anwendungen physikalischer Methoden in der Medizin verfolgt im wesentlichen drei Ziele: Bessere zeitliche und räumliche Auflösung bei der biomedizinischen Bildgebung, effektive und zugleich möglichst schonende therapeutische Verfahren und immer genauere und schnellere biomedizinische Messverfahren und Signalverarbeitung. Die atemgesteuerte Bestrahlung und die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) sind zwei solcher neuen Verfahren, die an strahlentherapeutischen Zentren inzwischen zum klinischen Alltag gehören.

"Durch die atemgesteuerte Bestrahlung wird speziell bei der Behandlung von kleinen Lungentumoren mit hohen Dosen die Bestrahlung so an die Atembewegung angepasst, dass der den Tumor umgebende Sicherheitssaum verkleinert werden kann. So wird mehr gesundes Gewebe geschont", erklärt Dr.-Ing. Tilo Wiezorek, ebenfalls Präsident der Tagung. "Die IMRT ermöglicht eine Anpassung der Dosisverteilung, so dass auch sensible gesunde Organe geschont werden können, die von Tumorgewebe umgeben sind", so der leitende Physiker der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Jenaer Uniklinikums.

Ein Schwerpunkt der Medizinphysik: Nachwuchsförderung

Mit der Glocker-Medaille, der höchsten Auszeichnung der DGMP, wird in diesem Jahr Professor Wolfhard Semmler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg für seine langjährigen Verdienste um die Medizinische Physik geehrt. Der Medizinphysiker und Arzt hat die klinische MRT von Beginn an geprägt, insbesondere die Entwicklung der ersten Kontrastmittel und später die Fortschritte im Bereich der Ultrahochfeld-MRT. Weitere Preise der Fachgesellschaft gehen an Nachwuchswissenschaftler.

Die Nachwuchsförderung ist ein Schwerpunkt in der Arbeit der DGMP und auf der Jahrestagung. Das Forum "Junge Medizinphysiker" wendet sich direkt an den Nachwuchs im eigenen Fach, diskutiert Karriereperspektiven und zeigt Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf. Erstmals stellen die Medizinphysiker auf einer Tagung in einer Veranstaltung speziell für Schüler ihr Fach vor, "ein leider noch relativ unbekanntes Fach, das die Medizin massgeblich prägt und Grundlage vieler technischer und wissenschaftlicher Geräte ist", betont Prof. Laura Maria Schreiber.


Kontakt:

Prof. Dr. Jürgen R. Reichenbach
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Juergen.Reichenbach@med.uni-jena.de

Dr.-Ing. Tilo Wiezorek
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Tilo.Wiezorek@med.uni-jena.de

Für die DGMP:
Prof. Dr. Markus Buchgeister
Beuth Hochschule für Technik Berlin
E-Mail: Buchgeister@Beuth-Hochschule.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgmp-kongress.de
Tagungshomepage

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Jena, Stefan Dreising, 27.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2012