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MELDUNG/172: Ärzte ohne Grenzen - Mit neuer Handy-App abgelegene Gebiete kartieren (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 19. Juli 2016

Sinnvoller als Pokémon Go: Mit neuer App kann jeder Ärzte ohne Grenzen bei Kartierung abgelegener Gebiete unterstützen


Berlin, 19. Juli 2016. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat eine innovative Handy-App vorgestellt, mit der Menschen auf der ganzen Welt humanitäre Organisationen bei der Kartierung abgelegener Gebiete unterstützen können. Sie zeichnen Siedlungen, die von Naturkatastrophen, Krankheiten oder Konflikten bedroht sind, mit der App "MapSwipe" in eine Karte ein und helfen so, medizinische Nothilfe zu planen. Dringend benötigt wird das etwa im kriegsgeschüttelten Südsudan und im Grenzgebiet von Sierra Leone, Guinea und Liberia, wo die Ebola-Epidemie ausgebrochen ist.

"MapSwipe" steht für alle Interessierten mit Android- oder Apple-Smartphone im "App Store" und "Play Store" kostenlos zum Download bereit. Das Programm wurde von Ärzte ohne Grenzen entwickelt, um das "Missing Maps"-Projekt mehrerer humanitärer Organisationen zu unterstützen. "Wir sind stolz auf unsere erste Handy-App", sagt Pete Masters von Ärzte ohne Grenzen. "Damit kann jeder, der ein Handy oder Tablet hat, medizinische Fachleute bei ihrer lebensrettenden Hilfe unterstützen. Und es macht auch noch Spaß."

Mit "MapSwipe" können Nutzer - unabhängig von ihrem Standort - einen für Krisen anfälligen Teil der Welt auswählen, in dem sie helfen möchten - zum Beispiel Dörfer in der Demokratischen Republik Kongo, in denen es zu einem Cholera-Ausbruch kommen könnte. Sie "wischen" sich dann durch Satellitenbilder der Region und tippen auf den Bildschirm, wenn sie auf diesen Siedlungen, Häuser, Straßen oder Flüsse sehen. Die Informationen werden an ein Team von Kartographen übermittelt, das darauf aufbauend detaillierte Landkarten erstellt. Bislang müssen sich diese Experten auf der Suche nach bewohnten Gebieten tagelang selbst durch Tausende Bilder von Wald und Savanne scrollen. Schätzungen zufolge sind die Wohnorte von mehreren hundert Millionen Menschen noch nicht kartographisch erfasst.

Für Hilfsorganisationen sind Karten enorm wichtig: Oft ist es unmöglich, genau zu wissen, wo wie viele Menschen von einer Krise betroffen sind. Das macht es extrem schwierig, zum Beispiel Impfkampagnen zu planen, die benötigte Menge von Hilfsgütern abzuschätzen oder zu verstehen, wie Krankheiten sich verbreiten. "Aus meiner Erfahrung bei Einsätzen in verschiedenen Ländern wie Kongo und Somalia weiß ich, wie schwer es ist, lebensrettende Hilfe zu planen, wenn wir keine verlässlichen Informationen über die Menschen haben, denen wir helfen wollen", erzählt Kiran Jobanputra, der als Arzt für Ärzte ohne Grenzen im Einsatz ist.

Die mithilfe von "MapSwipe" entwickelten Landkarten werden auf der Grundlage von "Open Street Map" für alle verfügbar sein. Davon profitiert auch die lokale Bevölkerung.

"Rund 40 Bilder zu überprüfen, dauert nur fünf Minuten. Wenn Sie zum Beispiel auf einen Bus warten, können Sie einen Teil Ihrer Wartezeit spenden", so Masters. "Die App funktioniert auch offline und ist somit perfekt auf dem Weg zur Arbeit nutzbar. Verbringen Sie ein paar Minuten damit, ein Dorf im Südsudan zu finden, statt ein Spiel auf Ihrem Handy zu spielen - das kann helfen, Leben zu retten."


Information zum Download:
http://mapswipe.org

Informationen zum "Missing Maps"-Projekt:
www.missingmaps.org

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 19. Juli 2016
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Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2016

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