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LABEL/4729: Glitterhouse-Mail-Order-Mail - 15.09.17 (glitterhouse)


GLITTERHOUSE MAIL-ORDER-MAIL (15.09.2017)


Neu auf Glitterbeat/tak:til:
Sirom

Sirom - I Can Be A Clay Snapper
LP (+DLC)/CD - EUR 17,75/15,75

Die junge slowenische Band Sirom spielt extrem innovativen, aber gleichzeitig traditionell anmutenden instrumentalen Folk. Mit ihren zumeist handgefertigten Instrumenten erzeugen sie furchtlose, experimentelle Klanglandschaften, die zu ausgedehnten Phantasiereisen einladen. Sloweniens unglaublich vielfältige Landschaften erscheinen als Echo durch verschiedene kulturelle, historische und sprachliche Merkmale in der Musik Siroms. Beim Hören der Musik muss man unweigerlich an die wilden Gebirgsflüsse Sloweniens denken: Kaskadierendes Tosen eines Gebirgsbachs trifft auf elegisch-faulen Trott eines Tiefland-Flusses. Die schlängelnden und so geheimnisvollen Gewässer im Karstgestein ihrer Heimat sind ganz sicher in Samo Kutins, Iztok Koren und Ana Kravanjas Kindheitserinnerungen und später ihre bemerkenswerte musikalische Kunst verankert.

Man steht auf dem schneebedeckten Berggipfel von Kal über dem Dorf Cadrg und in den leuchtend gelben Rübenfeldern in Prekmurje, während man in den Klanglandschaften wandelt, die Sirom kreieren. Man stellt sich vor, wie das Trio mit dem Marmeladenband, Rahmentrommeln, Balafons, Percussions und diversen andere ungewöhnlichen, hausgemachten Instrumenten in der heimatlichen Abgeschiedenheit immer weiter in die Tiefen ihrer Musik vordringen. Im Vordergrund steht immer die Erforschung der klanglichen Qualitäten, sowie die Wechselwirkung der verschiedenen, teils zweckentfremdeten Materialien, aus denen die Instrumente bestehen. Bevor die Bandmitglieder sich zu Sirom zusammenfanden, waren sie in gänzlich anderen musikalischen Bereichen unterwegs: Während Ana mit einer Bass-Gitarre in einer Punk-Band in Ljubljana beschäftigt war, bildete Samo zusammen mit seinem Zwillingsbruder Jani zahlreiche lokale Musikprojekte aus den Stilrichtungen Punk, Akustik-Rock, Krautrock. Die vermutlich bekannteste Band war Salamandra Salamandra, die unter Aficionados noch immer Heldenstatus besitzt.


Willkommen zurück:
Dream Syndicate!

Dream Syndicate - How Did I Find Myself Here
LP (+DLC)/CD/ltd. Glitterhouse-exclusive col. LP (+DLC) - EUR 18,95/14,95/21,95

Uff. Als wären sie nie weg gewesen. Und als hätten sie hier ihre Frühwerke als Blueprint genommen und da noch eher die legendäre Down There EP als das geniale Days Of Wine And Roses Debüt. Der Opener Filter Me Through You versetzt einen mit seinem Trademark Riff direkt in alte Zeiten, schleppend und noisy. Glide, der zweite Song, klingt dann mal direkt nach einem Velvet Underground Outtake. Jason Victor mit John-Cale-Viola-Gedächtnis-Gitarrenwand, Steve Wynn in bester Lou Reed Manier und die Nadeln im roten Bereich. Und so geht es quasi durchweg weiter, mal abgesehen von Like Mary, das in etwas ruhigerer That's What You Always Say Manier daher kommt. Ansonsten schrubbt Steve Wynn eine trockene Rhythmusgitarre, über die Jason Victor einen nebligen Feedback-Schleier legt, oft undurchdringlich dick. Manchmal schaffen es Soli durch den Dickicht, manchmal bleibt es beim puren Overkill (in gut natürlich).

Kurz vor Schluss hören wir mit How Did I Find Myself Here noch einen 11-minütigen Freiflug, scheinbar aus einem Studio-Jam entstanden, mit langen Instrumentalpassagen irgendwo zwischen Quicksilver Messenger Service und Sun Ra. Kendra's Dream, offenbar eine Hommage an das Urmitglied Kendra Smith, kommt schließlich sehr verträumt psychedelisch. Langfristige Klassiker lugen hier jetzt noch nicht durch, und wie immer scheitere ich etwas an meiner zu hohen Erwartungshaltung, schließlich sind die grüne Down There EP und das Days Of Wine And Roses Album Inselplatten für mich (Karl Precoda ist Gott!). Aber das neue Dream Syndicate Werk ist eine willkommene Rückkehr zu alten Werten und Sounds und hat nicht nur aus diesen Gründen das Zeug alle alten Fans glücklich


Floating World zum
Unter-aller-Sau-Preis

Egal, ob es nun unter Evangeline, Acadia, Retro- oder Floating World lief und läuft - die Titelauswahl dieses britischen Reissue-Hauses traf stets den Geschmack unserer Autoren und Kunden, zumal man label- und vertriebsseits die Preisschraube auch stets recht locker ließ. Mit dem folgenden Angebots-Schwung aber unterbietet sich Floating World sogar selbst, und so dürfen wir Euch diese ugf. 20 Einfach-, Doppel- und sogar Dreifach-CDs vorübergehend zum absoluten Unter-Preis andienen. Bitte zugreifen, solange das großartige Preisversprechen gilt ...

Je 1-CD, günstig:
Dickey Betts & Great Southern - Atlanta's Burning Down: Arista Recordings - 6,95
Dickey Betts Band - Pattern Disruptive - 6,95
Electric Flag - Old Glory: The Best Of - 6,95
Gov't Mule - Gov't Mule - 6,95
Warren Haynes - Live At Bonnaroo - 6,95
Nils Lofgren - Keith Don't Go: Live London 1990 - 6,95
Outlaws - Playin' To Win/Ghost Riders - 6,95
Leslie West - Guitarded - 6,95
Leslie West - The Great Fatsby - 6,95
Leslie West - Theme - 6,95
Leslie West Band - The Leslie West Band - 6,95
Johnny & Edgar Winter - Brother In Rock'n'Roll - 6,95

Je 2-CD, günstigst:
Dickey Betts & Great Southern - Let's Get Together/Collectors #1 - 6,95
Gov't Mule - Best Of The Capricorn Years - 6,95
Gov't Mule - Déjà Voodoo (European Edition) - 6,95
Gov't Mule - Dose/Life Before Insanity - 6,95
Gov't Mule - Live ... With A Little Help From Our Friends - 6,95
Kaleidoscope - Pulsating Dreams: The Epic Recordings 3-CD - 6,95
Outlaws - Outlaws/Hurry Sundown - 6,95
Carly Simon - Have You Seen Me Lately/Letters Never Sent - 6,95
Joe Walsh - Ordinary Average Guy/Songs For A Dying Planet - 6,95


Im Netz: Der September-Katalog

Jetzt auch im Netz zu bewundern: Der Glitterhouse-Mailorder-Katalog für September (unterlegt mit allerlei akustischen Artigkeiten Eures Lieblings-Labels).


Auserwählte Tonträger-Pretiosen zum verdienten Wochenende:

Antibalas - Where The Gods Are In Peace
LP (+MP3)/CD - EUR 16,95/15,95

Neues Werk des afrikanischen Flügels des New Yorker Daptone-Soul-Universums - meines Wissens sind das auch mehr oder weniger dieselben Musiker (mit enormer Fluktuation), als Antibalas klingt es aber eben mächtig nach fast klassischem Fela Kuti-Sound aus dem brodelnden Lagos der ganz frühen 70er Jahre. Das Album besteht aus zwei über zehnminütigen, fiebrig groovenden Afrobeat-Monstern, sowie der gut 15-minütigen dreiteiligen Suite "Tombstone", die den gewohnten Rahmen der Band dann doch etwas erweitert. Die beiden ersten Nummern werden wie gewohnt von dieser grandios spacigen Orgel dominiert, die tatsächlich irgendwo zwischen Fela Kuti und Sun Ra zu verorten ist. Dazu kommt eine psychedelische Acid-Gitarre und fette Bläser, von den vor allem die dominante Posaune (mit wildem Solo!) und das Bariton-Sax von Projekt-Chef Martín Perna beeindrucken. Der perkussionsverstärkte Groove lodert in (höchstens) schnellem Midtempo wirklich unwiderstehlich, man hört aber auch immer wieder den typisch souligen Daptone-Sound durch. Das dreiteile Konzeptwerk "Tombstone" gerät dann etwas ambitionierter: mit mehr Text (englisch), auch etwas mehr expressivem Jazz-Vibe - dunkler, dramatischer, gespenstischer. Und mit Gastvocals von Zap Mama. (Joe Whirlypop)


Courtney Marie Andrews - Sea Town/Near You
7" - EUR 7,95

Vinylverehrende CMA-Liebhaber aufgemerkt: Sacklimitierte Vinyl-only-Veröffentlichung zweier exklusiver Tracks, auf Loose Music.


Dee Dee Bridgewater - Memphis' Yes, I'm Ready
CD - EUR 16,95

17er der großen Sängerin. Man weiß bei ihr ja nie, was kommt, Soul, R'n'B, sporadisch Pop, (v.a.) Jazz, oder sogar (fantastischer!) Afro-Sound (Red Earth, ein grandioser Klassiker). Ihre Stimme ist nach wie vor klasse, rauh, relativ tief, viel Charakter! Hier nun konzentriert sie sich auf eine musikalische Rückkehr in ihre alte Heimat, Memphis. Wobei das so eindeutig danach nicht klingt. Die Stücke sind von u.a. Gladys Knight, Al Green, Staple Singers, Otis Redding, Bobby Blue Bland, Carla Thomas, Ann Peebles, B.B. King bekannt - und 2x von Elvis (beide stark verändert, Balladen-Tendenz): Hound Dog (untergründig köchelnd, etwas jazzig z.T.) und Don't Be Cruel (erdverbundener R'n'B, dezent funky, ebenfalls ein Hauch Jazz). Jazz-Spuren gibt's zudem anderswo, aber eher marginal, in kurzen Solo-Features von Gitarre, E-Piano und einzelnen Bläserstimmen, Soul und R'n'B herrschen vor, ob Ann Peebles nicht unähnlich (nicht das Cover! Und später etwas schwerer) oder Marvin Gayes What's Going On-LP (offener Soul), langsam mit unterschwelligem Rockeinfluß, in Richtung Stax (erdig, zum Schluß in großartigem infektiösem Rhythmus), in der Tradition von End-60er Aretha Franklin oder Otis Redding & Co (zeitlos modifiziert). Aber es gibt auch eine sehr schöne Gospel-Ballade, einen bluesig-souligen Track mit sehr scharfem rockigem super Gitarrensolo und einen freigeistig-Blues-nahen, sowie funky Blues (R'n'B). Viel E-Piano und/oder Orgel, zur Hälfte Bläser (bzw. Sax). Und jede Menge Groove (auch in langsamen Tempi)! Insgesamt ein erstklassiges Werk, klare Empfehlung. (dvd)


Peter Bruntnell - Nos Da Comrade
CD - EUR 14,95

Eine strahlende Sternstunde des gepflegten, gitarrenlastigen, harmonieverliebten Americana, eine gelassen-reife Lehrstunde in Sachen Songwriting, ein berückender Melodienreigen, der nachhaltig zu Herzen geht. Hier ist nicht der rechte Ort, um über den unglückseligen Umstand zu lamentieren, dass der beeindruckend begabte Brite seit Jahren, ja Jahrzehnten zu den unterbewertesten/übersehendsten Artisten seiner Zunft zählt, kennt und schätzt der Glitterhouse-Gourmet ihn doch ebenso wie wir. Und genauso unauffällig wie seine anderen Wunderwerke fand auch dieses 2016er Roots-Rock-Werk seinen Weg ans Licht der Veröffentlichung, dabei müsste das Gazetten-Getöse ein machtvolles sein, denn diese 11-Song-Kollektion zeugt von so viel Reife, Erfahrung und Wohlklang-Liebe, dass es eine Freude ist und bleibt. Mit dem Herz des Singer-Songwriters durchlebt Bruntnell alle Phasen des reichen Alternative Country-Kosmos, huldigt den feinfühlig filigranen akustischen Folk-Feintönen ebenso wie er sich in ausladenden, herzhaft ausgekosteten E-Gitarren-Passagen ergeht, zelebriert die komprimierten Kurzform ebenso wie er das 9-minütige Epos mit leidenschaftlichem Leben füllt. Mit saftigstem Gitarrenklang und mitreißend vielstimmig-verzückenden Harmonie-Chören streift er durch bewährte Americana-Gefilde, die er, Brite, der er ist, mit mancher englischen Traditions-Note verfeinert, packt das Herz mit einem harmoniesicheren Hauch von Kinks' Hemdsärmeligkeit, lässt die Saiten Byrds-gleich strahlen, kniet satt verzerrt vorm Crazy Horse-Country-Rock-Altar, streut klare CCR-Riffs, gemahnt an Petty in seligen Heartbreakers-Höhen, versöhnt die Green- und Buckingham-Phasen von Fleetwood Mac miteinander und lässt durch all seine Songs eine Sonne strahlen, die das Herz erwärmt. Am nächsten aber kommt seinem Wohlklangwerk der Vergleich mit der himmlisch-harmonischen Song-Sicherheit der Pernice Brothers und so ist Nos Da Comrade (walisisch für: Gute Nacht, Genosse) auch das beste, schönste, willkommenste Album, das Joe Pernice uns seit Jahren verweigert. (cpa)


Dixie Chicks - DCX MMXVI
2-CD+DVD/2-CD+BluRay - EUR 27,95/28,95

Dem Anlass entsprechend edel in ein dezent hochformatiges, Booklet-begleitetes, 8-seitiges Digifile verpacktes Mehrfach-Bild- & Ton-Gut zur Feier der Bühnenwiederkehr dieses einzigartigen Bluegrass/Country-Rock-Trios, aufgezeichnet an verschiedenen Arena-Abenden im Rahmen der ausverkauften 2016er Reunion-Tournee durch Amerika, Canada und Australien. Und während jenseits des großen Teichs zigtausend Verehrer mal atemlos, mal mitsingend der beeindruckenden Bühnenshow der (Geistes-) Schwestern Natalie Maines, Martie MacGuire und Emily Strayer folgen durften, bleibt uns Zurückgebliebenen in der Diaspora diese kostbare Konserve, mit der man das denkwürdige Ereignis wieder und wieder genießen darf. Ohne großen Firlefanz - kein Bläserquintett, kein Streichorchester, kein Gospelchor - wird über 100 Minuten lang die Geschichte der Chicks in 22 Songs erzählt, final fokussiert auf die Sanges- und Spielkunst der drei faszinierenden Country-Königinnen, bestens in Szene gesetzt durch eine handverlesen bestbesetzte Band, bei der Glenn Fukunaga (Bass), Justin Weaver (Gitarre), Keith Sewell (Gitarre) und mit John Ginty (Keyboards) sogar ein guter alter Bekannter des Hauses Glitter für das mitreißend gespielte und stilvoll vielschichtig dargereichte Beiwerk sorgen. Aber es sind die perfekt harmonierenden drei Stimmen (mit Natalie stets im Mittelpunkt des vokalen Wohlklangs) und die bemerkenswerten instrumentalen Fähigkeiten der Protagonistinnen, die diese farbenreich sortierte Live-Song-Sammlung zu etwas unvergesslichem macht, wobei Chicks-Originale gleichberechtigt neben wohlgewählten Coverversionen wirken (u.a. Truth No. 2 und Top Of The World (Patty Griffin), Long Time Gone (Darrell Scott), Nothing Compares 2 U (Prince), Landslide (Stevie Nicks), Ace Of Spades (Motörhead) und Something In The Air (Thunderclap Newman)), herzergreifende Country-Folk- Balladen neben rauh-mitreissende Country-Rockern und vielvokale Sternstunden neben rein instrumentalen Bluegrass-Medleys stehen, nicht nur in den reinen Wurzel-Momenten noch Platz für ein herzhaftes Yee-Haw bleibt und das Akustik-Set Bill Monroe-Standards mit Beyonce's Single Ladies und Jack White's Seven Nation Army in Einklang bringt. Eine doppelte Sternstunde für Freunde von mitreißenden Live-Alben, zeitgemäßer Country(-Rock)-Kunst und des himmlisch-weiblichen Harmoniegesangs. (cpa)


Doors - The Singles
2-CD/2-CD+BluRay/20-7"-Box-Set - EUR 16,95/18,95/139,95

2017er Rhino-Versammlung sämtlicher US-Singles, pünktlich zum Goldenen Doors-Jubiläum. Und so bietet die 44-Track-Compilation mit allen US-A- und B-Seiten-Titeln auch recht rare Aufnahmen, darunter auch Live- und Mono-Radio-Fassungen. In der Edel-Ausgabe beinhaltet die BluRay neben der aktuellen auch die 73er Best Of The Doors-Zusammenstellung (erstmalig in quadrophonischer Aufbereitung); dem Titel gemäß gibt es freilich auch eine sacklimitierte Box mit 20 Vinyl-Singles.


Micah P. Hinson - The Holy Strangers
2-LP (+MP3)/CD - EUR 24,95/15,95

Oha, eine moderne Folk-Oper soll Hinsons neues Album geworden sein. Zuletzt gefiel mir der Folk Noir-Pionier mit seinem auf 2014 Talitres wiederveröffentlichten Debütalbum "Gospel Of Progress" ja ganz ausgezeichnet, auch damals klang der kauzige Texaner bereits nach sich langsam zersetzenden Traditionals - staubig, brüchig und immer auch ein wenig jenseitig. Das gilt auch für das neue Album, wie gewohnt mit ebenso sonorer wie brüchiger Stimme gesungen, nein - geraunzt. Als Einflüsse kommen mir JJ Cale und Johnny Cash, Robert Wyatt als Cowboy, Lampbchop und Sparklehorse in den Sinn. Die Instrumentierungen sind meistens recht karg, statt Akustikgitarre ertönen auch mal Steelguitar zu Cello, Piano, Fiddle, Harmonica, Akkordeon, E-Piano - aber alles immer sehr sparsam eingesetzt. Und trotz dominanten Country-Vibes auch gerne mit kammermusikalischen Elementen, dazu auch mal mit kleinen analogen Keyboard-Sounds (oder sogar Mellotron), die mir gerade in diesem Kontext besonders gut gefallen. Dabei wirkt MPH doch zunehmend alterweise und in sich ruhend, die Stimme absolut beeindruckend - vor allem in der zentralen Spoken Word-Performance "Micah Book One", mit knarzig-warmem Timbre und fast sakraler Expressivität. Und meistens recht dunkel gestimmt, herbstlich-melancholisch, teils auch richtig tieftraurig und mit passenden Gospel-Streichern verziert - und gerade deshalb so intensiv und betörend. (Joe Whirlypop)


Jolie Holland & Samantha Parton - Wildflower Blues
CD - EUR 16,95

Hochwillkommene Rückkehr der kreativen Keimzelle der Be Good Tanyas, denn mit Wildflower Blues haben zwei Drittel der Urformation des kanadischen Americana-Folk-Traums wieder zusammen gefunden. Auch wenn die sechs Holland-Solo-Alben nach ihrem Band-Abschied stets auf Euer und unser Gefallen stießen, so kehrt mit dieser Gemeinschaftsarbeit doch eine schmerzlich vermisste kongeniale Magie zurück in das von rauhen Desert-Winden, kargem Folk, rohen Gitarren, sanft-swingenden New Orleans-Verweisen, Gospel-Harmonien und Swamp-Blues-Saftigkeiten geprägte Alternative Country-Reich der zwei eigensinnigen Sanft-Rauh-Stimmen. In bester Tanyas-Tradition wird das Album mit einer Townes-Verneigung eingeleitet (You Are Not Needed Now), mit Dylan's Minstrel Boy und Michael Hurley's Jocko's Lament aber die einzigen Fremdfeder-Werke, die die wehmütig-wurzelnahe, nie zu glatte Original-Songkollektion schmücken, deren inneres Fieber von den tief berührenden, mal schmeichelnden, mal schmerzlich-brüchigen Stimmen der beiden Protagonistinnen entfacht und befeuert wird. Mitunter meint man Fiona Apple zu hören, sogar die samten-jazzballadierende Norah Jones kommt einem in den Sinn, aber am Abend des Albums bleibt eine reife, an vielerlei Erfahrungen gewachsene Wiederkehr der Be Good Tanyas, die das Herz des Hörers mit friedvoller Freude füllt. (cpa)


Carole King - Tapestry: Live In Hyde Park
CD+DVD/CD+BluRay - EUR 21,95/17,95

Den Älteren unter Euch brauche ich das wirklich nicht zu erzählen, daher vielleicht den Jüngeren ins smarte Stammbuch geschrieben: Früher, da genoss man Musik in Albumgestalt, vom Schaffenden selbst kuratiert und in feste Form gegossen, sodass man die Song-Sequenz immer und immer wieder in der ursprünglich angedachten Folge aufsaugen konnte. So kannte man vom Lieblingswerk nicht nur jede Zeile und jede Melodie, nein, auch jede Pause, jede sich anschließende Notenfolge, ja sogar die Länge jeder Leerrille (und ziemlich bald auch jedes Knistern und Knacken), und manch Album konnte man auswendig und fehlerfrei aus dem Kopf in ganzer Länge zitieren. Carole King's 1971er Album-Meilenstein Tapestry zählt für viele wahre Genießer zu solcherart auf ewig abgespeicherter Langspiel-Legenden, Grund genug für die ewig jung klingende Schöpferin, das Werk erstmalig in seiner Gänze und ursprünglichen Reihenfolge auf die Bühne des Hyde Parks zu bringen, wo ihr am 3. Juli 2016 65.000 begeisterte Bewunderer bedingungslos an den Lippen hingen. Mal allein zum Piano, mal in Begleitung der vollen Band, zum Abschluss sogar umringt vom kompletten Cast des Beautiful-Musicals erfüllt Carole die so fest vertraute Folge unvergesslicher Melodien von I Feel The Earth Move über You've Got A Freind und Smackwater Jack bis hin zu (You Make Me Feel Like) A Natural Woman mit Wärme, Herz, Leidenschaft und Leben (wobei ihr Tochter Louise Goffin gleich zweimal vokal zur Seite steht). Damit aber nicht genug, im Anschluss gibt's in Voll- und Medleyform jede Menge Goffin/King-Klassiker, bevor es mit Chains-, Jazzman- und Locomotion-Wucht in die Zielgerade geht, bei der eine vielstimmige Fassung von I Feel The Earth Move dem köstlichen Konzerterlebnis die Krone aufsetzt. Sowohl CD wie DVD/BluRay bieten die gleiche 80-minütige-Song-Fülle, ein großartiges Geburtstagsgeschenk für ein geniales Meisterwerk. (cpa)


King Crimson - Heroes
CD-EP - EUR 8,95

Eine King Crimson-EP ist immer ein besonderer Leckerbissen (wir erinnern uns alle der legendenumwehten, unendlich langen Schizoid Man-Kurzform, die zu seligen Soundhouse-Tagen gefühlt millionenfach über den Tisch ging), und so bietet auch dieser nahezu halbstündige Live-Tonträger zu Ehren des 40. Geburtstages des Bowie-Klassikers große Kunst für kleines Geld. Eingeleitet von Fripps unvergesslicher, ungemein prägender Gitarrenlinie beinhaltet das 5-Track-Schmuckstück neben 2 Heroes-Fassungen (aufgenommen am 12. September 2016 im Berliner Admiralspalast, höchst passend für einen nahe der Mauer geborenen Jahrhundert-Song) noch drei weitere 2016er Live-Aufnahmen (aufgenommen in Paris und Wien) aus verschiedenen Crimson-Phasen (Easy Money, Starless und The Hell Hounds Of Krim). Großartige und vor allem günstige Gelegenheit in den ungebremst pulsierenden Crimson-Kosmos ein- und abzutauchen. (cpa)


King Crimson - The Elements Tour Box 2017
2-CD - EUR 18,95

Der mittlerweile vierte Teil der in hochformatige Buchgestalt gekleideten Rari- & Exklusvitätensammlung aus dem guten Hause Discipline Global Mobile lässt daheim so langsam eine optisch wie inhaltlich ansprechende Bibliothek entstehen, bestehend aus handfest und formschön aufgemachten, von 24-seitigem Booklet begleiteten K.C.-Kostbarkeiten-Kollektionen, die ihre faszinierende Fülle auch im Falle der aktuellen Ausgabe aus mittlerweile 47 Jahren des Schaffens schöpfen und ganz nebenbei sämtliche Line-Ups der Crimson-Geschichte bei der artistischen Arbeit zeigen. Und so bietet auch die 2017er Version im 32-Track-Listing gleich 15 bislang unveröffentlichte Stücke (von der Skizze bis zum ausladenden Epos), zudem finden sich hier erstmalig alle fünf Teile der Larks's Tongues In Aspic (in Studio- und Live-Versionen aus 1974, 1984, 2003 und 2015, abgerundet durch ein Radio Advert zum Larks-Thema). Für bewanderte Sammler wie beeindruckbare Einsteiger gleichermaßen empfehlenswerte Elementarteil-Sammlung. (cpa)

Weiterhin lieferbar, je 2-CD-Buch:
King Crimson - The Elements Tour Box 2014 - 18,95
King Crimson - The Elements Tour Box 2015 - 18,95
King Crimson - The Elements Tour Box 2016 - 18,95


LCD Soundsystem - American Dream
CD - EUR 14,95

Was für ein medialer Rummel. LCD Soundsystem sind für mich definitiv eine der wichtigsten Bands der letzten gut fünfzehn Jahre, zuletzt wurde mir das Theater aber fast zu viel. Erst die großspurig zelebrierte Bandauflösung mit dramatischem Abschiedskonzert, dann der pompöse Neuanfang mit enormer medialer Präsenz. James Murphy kann das ziemlich gut, das Comeback-Album "American Dream" (kleiner geht es wohl nicht) erscheint folgerichtig auch nicht mehr bei DFA, sondern bei Sony. Aber es geht ja um die Musik - und wie klingt die jetzt sechs Jahre später? Eigentlich - und zum Glück - wie immer. Geblieben sind die mächtigen, dreckigen punkfunkigen Floorfiller, angetrieben vom besten Bass der Welt und diesen typischen Cowbell- und Klöppel-Sounds. Songs wie "Other Voices" oder "Change Yr Mind" kommen einem angenehm bekannt vor, den einen oder anderen Monster-Groove borgt sich Murphy einfach bei sich selbst. Auch der Mark E. Smith-artige Wortfluss ist längst patentiert - langweilig werden diese durch und durch typischen LCD Soundsystem-Nummern aber kein bisschen. Auch das elektronisch rockende "Tonite" gelingt mit 80s-Vocoder-Sounds und DAF-artigem Vintage-Computerbeat sehr souverän. Mit Murphys etwas zu süßlich geratenen, äh Balladen (wie den drögen Titelsong), tue ich mich schwer, derartige Nummern gab es aber bereits auf früheren Alben. Bleiben die avancierteren und teils überlangen Songs (Gesamtlaufzeit 68 Minuten) wie "Emotional Haircut" (mit Can-artigem Beat und Postpunk-Ansatz) und das zwölfminütige "Black Screen", das außer einem hübschen Elektro-Dub-Beat wenig zu bieten hat. Insgesamt ist "American Dream" also sicher nicht Murphys bestes Album, als willkommenes Comeback ist es aber dennoch ein überzeugendes Statement, das wieder einmal Maßstäbe für die vielköpfige Konkurrenz setzt. (Joe Whirlypop)


The National - Sleep Well Beast
2-LP (+DLC)/CD - EUR 24,95/13,95

In fast zwei Jahren der gemeinschaftlichen Kreativ-Arbeit schuf das bemerkenswerte Quintett ein prächtiges Pop-Panoptikum, das einem ganz nebenbei den Glauben an das Gute & Bleibende in der Musik zurückgibt. Die lange Entwicklungsphase ließ dabei ein aus allen Nähten platzendes Phantasiereich entstehen, dass bei aller Vielfalt und -schichtigkeit in bemerkenswert luftigen Arrangements daherkommt, wobei die Mannigfaltigkeit der instrumentalen Ideen, die Vielzahl der dabei überquerten Genre-Grenzen irgendwann zweitrangig wird, derart organisch werden hier auch konträre Stil-Schranken und -Mittel überschritten und vereint. Vom naturbelassen-prägendem Piano bis hin zum plötzlichen gitarristischen Wutausbruch, von artifizieller Handwerkskunst bis zu irisierender Elektronik, von akustischer Feinarbeit über holperige Hemdsärmeligkeit bis zur klangvollen Keyboardfülle reichen die Bausteine zu diesem endlosen und eckenreichen Phantasie-Palast, der ganz nebenbei die Türen zu 40 Jahren gelebter und genossener Pop-Geschichte öffnet und harmonieseligen Brit-Pop mit aggressiven Independent-Rock, klaustrophobische Kleinkunst mit reifer Roxy Music-Eleganz, verletzliche Alternative-Fragilität mit progressiver Wucht, New Wave-Wut mit ausgefeilter Talk Talk-Melancholie vermischt, um daraus ein unendlich vielfarbig schillerndes Klang-Kaleidoskop zu erschaffen. Geprägt und getragen von einem Gesang, der Lambchop-Lakonie und gelassenes Gefühl mit einer Spur tragischer Tindersticks-Tiefe vermischt, dabei aber nie das Lächeln aus dem Mundwinkel verliert, entsteht so eine seligmachende Song-Kollektion in melancholisch Moll, ein ausgefeilter Altar zu Ehren des phantasieprallen Pop. Nicht nur für The National ein herausragendes Werk, das als siebtes Album in der Bandgeschichte sich zu ihrem wirkungsvollsten entwickeln könnte. (cpa)


Lukas Nelson & Promise Of The Real - Lukas Nelson & Promise Of The Real
2-LP/CD - EUR 26,95/15,95

Wuchtige Wiedergeburt der kalifornischen Country Rock-Kapelle rund um Herz, Kopf & Stimme Lukas Nelson, nach hierzulande wenig bemerkten 2008er Anfängen durch spätere Studio- und Live-Begleitung des großen Neil zu enormer Bekanntheit gereift. Dass der knapp 30-jährige Willie-Nachkomme mit seinem prächtig agierenden Sextett auch ganz gut ohne die schützend-helfende Hand des großen (und auch in diesem Fall wieder geschmackssicheren) Paten auskommt, beweist dies wohlausgewogene satt-saftige Dutzend Roots-Reibereien zwischen reif rollendem Roots- und Gospel-seligem Southern Rock, grandios groovendem Little Feat-Boogie, feinster Folk-Ballade in bester John Hartford-Tradition und kristallklarem Country. Dabei belegt die von John Alagia (Dave Matthews Band, John Mayer) produktionstechnisch ins perfekte Licht gerückte Sammlung von ausschließlich originalem Lukas-Liedgut nicht nur die vokale Familienähnlichkeit des Nelson-Sohns, auch an der gefühlvollen Melodieführung ist die bürdenreiche Verwandtschaft zu erkennen. Aber Dank saftiger Sechser-Energie klingt in der Folge-Generation alles deutlich deftiger, drängelnder, auch dreckiger, sodass das vollmundige Wurzelwerk zwar auch dem Country-Puristen Momente des großen Gefallens bietet (nicht zuletzt durch einen Gesangsauftritt von Vater Willie), der Großteil des Albums aber ist mit Wucht und Vehemenz an das Southern Rocker-Herz gerichtet. Und diesem wird das komplette Paket mit vielschichtig pluckernder Perkussion, zerrenden E-Gitarren-Exkursionen, gleißenden Steel-Einsätzen, klaren Klavierakkorden und Wurlitzer-Wimmern geboten, gekrönt von gast-stimmlichen Sahnehäubchen von Lucius (Jess Wolfe & Holly Laessig) und Lady Gaga. Fürwahr in keinerlei Hinsicht Neulinge wissen POTR mit ihrem 2017 Vollwerk dennoch zu überraschen und selbst hohe Erwartungen zu übertreffen. (cpa)


New Riders Of The Purple Sage - Original Album Classics
5-CD - EUR 14,95

Die ersten fünf Alben, erschienen zwischen 1971 und 1974, handlich verpackt und auf einen Blick: New Riders Of The Purple Sage, Powerglide, Gypsy Cowboy, The Adventures Of Panama Red und Home, Home On The Road.


Simo - Rise & Shine
2-LP (+MP3)/CD - EUR 23,95/16,95

Dass ein Trio aus Nashville so dermaßen funky klingen kann - Simo spielen Laidbackgroovyfunkrock, irgendwo zwischen D'Angelo, Little Barrie und Prince. Mit besonders ausgeprägtem Hang zu psychedelischen WahWah-Sounds. Also nicht in der brachialen Grunge/Acidrock-Variante, sondern kompakt und schlank. Wobei so ein gewisses Quantum Acidrock auf diesem dritten Longplayer auch drinsteckt. Bandchef JD Simo ist dazu ein echter Saitenwizard, der - mit oder ohne WahWah - immer wieder sehr spezielle und definitiv coole kleine Soli mit furiosem Effekteinsatz raushaut. Auch der Bass ist eine Macht, druckvoll und funkgeschult, fiebrig brodelnd und ziemlich dominant. Schwerer Blues der Marke Black Keys oder gar Fat Possum steckt ebenso in "Rise & Shine" wie der Vibe der Blaxploitation-Scores von Isaac Hayes und Curtis Mayfield und auch der drogige Groove von Funkadelic - aber eben gespielt von einer ultrakompakten Rockband. Zum Abschluss gibt es dann noch einen dreizehnminütigen Trip in Richtung Acid-Rock a la Sweet Smoke, mit epischen, säurehaltigen Gitarrensoli, die nach späten 60ern klingen und heftig nach Sportzigaretten duften. (Joe Whirlypop)


Ringo Starr - Give More Love
LP/CD - EUR 23,95/16,95

Auch mit 77 Jahren weiß der älteste der Beatles immer noch zahlreiche gute Namen um sich zu scharen, um im gelassen gereiften Gemeinschaftsspiel dem Wahren, Guten und Bleibenden zu frönen. Und da man auch die Rezension eines 2017er Albums des Schlagwerkers mit dem großen Bekanntenkreis allein damit füllen kann, die Liste der Beteiligten abzutippen, bleibt auch uns nicht viel anderes - mit dabei: Paul McCartney, Joe Walsh, Edgar Winter, Steve Lukather, Peter Frampton, Benmont Tench, Timothy B. Schmit, Richard Page, Nathan East, Dave Stewart, Don Was, Gregg Bissonette ... - wenn sich das nicht wie das Who is Who der klassischen Rockgeschichte liest, dann weiß ich es nicht ... (cpa)


Angus & Julia Stone - Snow
2-LP/CD - EUR 27,95/16,95

Das in der Heimat platinschwere australische Geschwisterpaar perfektioniert seinen Sound auf diesem vierten Album. Statt folky Geplänkel ist hier der Schritt zur erwachsenen Popband längst vollzogen: die Songs haben reife Größe, sind zeitlos inszeniert, mit herbstlich-schönen Melodien gesegnet, aber nie allzu vordergründig eingängig. So klingt auch "Snow" nach gediegenem Melancholia-Pop mit famosen Boy/Girl-Harmonies. Ich mag ja beide Stimmen sehr, Angus sehr laidback und zurückgenommen, Julia ein wenig lolitahaft zwischen Vanessa Paradis und Hope Sandoval. Die Songs sind angenehm abwechslungsreich, mal mit pluckernder Beatbox, oft auch mit treibendem Beat fast schon in Richtung Feelies (vor allem bei "Who Do You Think You Are"). Gitarrenbasiert (teils milde psychedelisch) und mit dezenten analogen Keyboard-Ornamenten versehen. Und dabei immer lässig und luftig, nichts Schweres hemmt diese gut gemachte Popmusik mit (schwindendem) Folk-Vibe. Gut nachvollziehbar, dass die beiden inzwischen richtig großen Erfolg haben, das neue Album ist jedenfalls prall gefüllt mit souverän gemachten, clever und vielschichtig arrangierten und ganz betörend gesungenen Popsongs für einen besonders sonnigen Herbst. (Joe Whirlypop)


The Texas Gentlemen - TX Jelly
LP/CD - EUR 19,95/13,95

Neu auf New West Records und aufgenommen in Muscle Shoals, Alabama: diese Gentlemen klingen nach Southern Style zwischen Swamprock, Country-Soul und The Band - um mal ganz grob zu klassifizieren. In klassischer Früh-70er-Soundästhetik, gerne mit rollendem Honkytonk-Piano und mehrstimmigen Vocals. Oder auch E-Piano und eindeutig in Richtung Soul gehend, die (teilweise) zusätzliche Percussion mit Congas und Rasseln verweist im Zusammenspiel mit dem funky Bass direkt an die Allman Brothers. Ist also schon eine sehr coole Mischung, die die Band um Tastenmann Beau Bedford hier abliefert - diesen Style zwischen Country, Soul, Swing und Südstaatenrock habe ich so schon lange nicht mehr gehört. "Dream Along" ist ein lupenreiner Country-Tearjerker mit Pedal Steel in der Tradition von Countryswingern a la Bob Wills, hier gesungen im nöligen Willie Nelson-Style. Ansonsten erinnert die Stimmung auch an John Lennons verwaschene Säuferphase mit Nilsson, wie auch ein bisschen an die deutlich souligeren Zeitgenossen Danny & The Champions Of The World. Und ein bisschen bittersüßer Texmex-Vibe steckt drin, sogar ein wenig Vintage Rock'n'Roll in klassischer Sun Records-Tradition. Mit diesem uramerikanischen Trad-Sound schafften es die Texas Gentlemen bereits zur Backing Band von Nikki Lane, Kris Kristofferson und Leon Bridges. Hier klingt kein Song wie der andere, sogar harmonischer Westcoast-Softrock mit Sax ist möglich. Dann aber plötzlich irre funky, fast schon wie The Meters im New Orleans-Groove. Und beim achtminütigen "Shakin' All Over"-Cover trotz reichlich Gitarrensoli im CCR-Style absolut partytauglich. Kaum zu glauben, dass dies ein Debütalbum von 2017 ist - beim Hören denkt man viel eher an 1971. (Joe Whirlypop)


The Travelling Band - Sails
LP/CD - EUR 17,95/14,95

Harmonieseliger Indiefolk und -rock aus Manchester - anno 2012 auch beim Orange Blossom Special in Beverungen zu Gast. Das neue Werk der Briten klingt wieder recht amerikanisch, mal wegen Pedal Steel-Einsatz, mal wegen allgemeiner Westcoast-Sonnigkeit. "Sails" ist der vierte Longplayer der Mancunians, man hört die gewachsene Routine, denn die Arrangements sind schon sehr fein austariert, mit leicht barocken Streichern und Bläsern plus jangelnden Gitarren, auch der Gesang wird gekonnt vielstimmig inszeniert. Die Americana-Roots scheinen mir inzwischen nicht mehr allzu dominant, mittlerweile ist eine angenehme Indie-Offenheit eingekehrt, was die Band jugendlich frisch klingen lässt. Sänger Jo Dudderidges hohe Stimme wirkt ebenfalls recht indie-kompatibel, die Gitarrenarbeit verweist aber immer wieder auf ältere US-Genres. Womit ich das Album mal im weiten Feld zwischen Byrds (die Gitarren) und Belle & Sebastian (der Gesang) ansiedeln will. I Am Kloot, die ja auch schon beim OBS zu Gast waren und ebenfalls aus Manchester stammen, finde ich auch nicht ganz unähnlich, auch Mumford & Sons haben hier Spuren hinterlassen. (Joe Whirlypop)


Trio Da Kali & Kronos Quartet - Ladilikan
LP/CD - EUR 18,95/14,95

17er, etwas sehr sehr Besonderes! Ein hochkarätiges Trio aus Mali in fast verblüffender Besetzung (Bass-Ngoni von Mamadou Kouyate, Mitglied bei Ngoni Ba von Vater Bassekou Kouyate; das grandiose Balafon von Lassana Diabate, lange bei Toumani Diabates Symmetric Orchestra und bei Salif Keita; die großartige Sängerin Hawa Kasse Madi Diabate, ungeheure Ausdruckskraft, voller Power phrasierend) trifft (durchgängig) das berühmte (Streicher-) Kronos Quartet (die spielten ja schon mit fantastischem Ergebnis auf Rokia Traores bester LP), das kongenial agiert, die westafrikanische Musiksprache versteht, ihre eigene einbringt. Heraus kommt ein Top-Album. Westafrika/Mali-Tradition steht im Zentrum, aber völlig ungewohnt/unkonventionell umgesetzt, sporadisch angereichert von Klassik-Elementen in kleiner Dosierung. Zu hören sind viele bestechend differenzierte Tracks, ein offensiver oder eher unterschwelliger Zug (bzw. Groove) in den einen Stücken (inkl. betont rhythmischem Spiel der Streicher), Ruhe bis Kontemplation in anderen, gern eine ganz feine Prise Poesie, teilweise emotionale Aufwallungen und Drama oder Spannungsspitzen, gelegentlich plötzlich verstärkte Rhythmisierungen. Zudem 2 aus der Reihe fallende Songs: Extrem getragen, beinahe feierlich der eine, samt einer kräftigen Portion Gospel (und nicht viel Afrika), berauschend gesungen, dunkel und Drone-ähnlich von den Streichern begleitet; ein bischen Richtung amerikanische Roots-Musik der andere, in organischem Zusammenspiel mit Afrika, als eine Art Power-Ballade. Als Sahnehäubchen kommt die wirklich sehr schöne Melodik (z.T. auch des Balafons!) hinzu. Ein Album von über weite Phasen purer Schönheit, mit Recht meint D. Harrington vom Kronos Q., "One oft he most beautiful Kronos has ever done". Große Empfehlung! (dvd)


Verve & Blue Note Today 2017 - Various Artists
CD - EUR 4,95

Alljährlich wiederkehrende gute & günstige Gelegenheit zum Einblick in das gegenwärtige Veröffentlichungsschaffen der Jazz-Label Blue Note, Verve und Impulse, kommt mit 17 aktuellen Tracks von u.a. Charlie Watts, Kandace Springs, Trombone Shorty, José James, Madeleine Peyroux, Yaron Herman, Tony Allen, Diana Krall, Charles Lloyd und den Blue Note All-Stars.


Wynntown Marshals - After All These Years
CD - EUR 14,95

Es ist nie zu früh, sich zu erinnern und so präsentiert uns dies schottische Gruppen-Geschenk an alle, deren Herz für No Depression/Alternative Country-Rock schlägt, bereits nach einer knapp zehnjährigen Bandgeschichte mit einer EP und drei Voll-Alben eine 16-Track-lange Schaffens-Querschau. Und um den Kaufanreiz auch für den Kenner noch zu erhöhen, bietet die in sechsseitigen Digipak gekleidete Augen- & Ohrenweide neben ausgewählten Songs von der 2008er EP und den Alben Westerner, The Long Haul und The End Of The Golden Age noch eine Neufassung des EP-Tracks Different Drug und mit Odessa und Your Time zwei neue und exklusive Songs.


Neil Young - Hitchhiker
LP/CD - EUR 21,95/16,95

Wie gewohnt erscheint das neue alte 2017er Album des ewigen Querkopfs (und Schrecks eines jeden Vertriebsverantwortlichen) mit höchst überschaubarer Vorlaufzeit, was allen Plattenfirmen-Mit- und -Zuarbeitern jeglicher Möglichkeit zur Vorarbeit beraubt. Aber in der Veröffentlichungswelt des alten Rock-Recken gelten ohnehin andere Gesetze und seine treue Anhängerschaft hat sich über Jahrzehnte an die Eigenheiten des Eigenbrötlers gewöhnt, zumal er seinen Jüngern auch immer wieder besondere Bonbons schenkt wie diese 1976er Solo-Akustik-Studio-Aufnahme, die bis heute nicht das Licht der offiziellen Veröffentlichung erleben durfte. Mit einer Zehn-Song-Sammlung im Gepäck und ausgerüstet mit einer Akustischen Gitarre und einer Mundharmonika (wobei er beim letzten Song The Old Country Waltz zum Piano wechselt) betrat der Singer-Songwriter am 11. August 1976 die Indigo Studios in Malibu, um dort den mitgebrachten Weisen eine erste finale Form zu geben (die sich von ihren späteren Erscheinungsbildern zum Teil aber erheblich unterschieden). Vor allem die später auf Rust Never Sleeps Crazy Horse-heftig ins Gehör gepressten Pocahontas, Powderfinger und Ride My Llama erlebten hier ihre faszinierende akustisch-intensive Studio-Geburt, wohingegen Human Highway schon vergleichsweise nah an der Comes A Time-gewohnten Fassung den Hörer berührt. Unter den mit leichter Hand gespielten Alt-/Neu-Versionen stechen zwei bislang unveröffentlichte Songs in Auge und Ohr, wobei sich aber sowohl Hawaii als auch Give Me Strength nahtlos ins ewig junge Young-Repertoire einfügen. Eine Archiv-Schatz-Hebung, die sich nachhaltig lohnt. (cpa)


Yusuf - The Laughing Apple
LP/CD - EUR 29,95/17,95

Steven Demetre Georgiou sei meiner Seele gnädig - aber so sehr ich seine erste Schaffensphase mochte, die Texte seiner zweiten Inkarnation sogar heute noch albenweise auswendig aufsingen kann, so wenig berührte mich seine musikalische Rückkehr, die uns seit zehn Jahren wieder neue Alben des gebürtigen Briten schenkt. Und so ist das 2017er Werk wirklich das erste Yusuf-Album, dem ich ein zuerst zögerliches, dann überraschtes und schließlich erfreutes Ohr widme: Als hätte jemand die Zeit zurückgedreht (sogar weit vor den zweiten Abschied via Back To Earth), klingt hier alles so Mona Bone Jakon, dass es scheint, als sei Cat nie weg gewesen. Dazu mag beitragen, dass auch zwei, drei ältere Weisen wie das titelgebende Laughing Apple ihren Weg in die neu eingespielte Songfolge gefunden haben, aber es sind vor allem Stevens' unverändert leis-markante Stimme, seine schlicht-schönen Melodien und die immer noch akustisch geprägten, häufig handgemacht-charmant daherkommenden, nur höchst dezent von aktuellen oder exotischen Einflüssen berührten Arrangements, die auch bei den neuen Liedern nach kürzester Zeit ein seliges Wiederhörensgefühl erzeugen. Dank vieler solitärer Phasen, die die Geschichten allein Stimme und Akustikgitarre überlassen, aber auch in den Vollband- und Streichensemble-begleiteten Momenten trotz wohlfeiler Produktion zum Glück nie ein Hochglanzprodukt, aber: Das war Mona Bone Jakon auch nicht. Und dennoch oder drum lieben wir es noch heute. (cpa)


Demnächst in diesem Theater...

22.09.
Godspeed You! Black Emperor - Luciferian Towers
Rolling Stones - Their Satanic Majesties Request 50th Anniversary 2-LP+2SA-CD
Valparaiso - Broken Homeland
Pere Ubu - 20 Years In A Montana Missile Silo
Black Country Communion - BCCIV
Jon Langford - Four Lost Souls
Shannon McNally - Black Irish
Chris Hillman - Bidin' My Time
The Clientele - Music For The Age Of Miracles
Hiss Golden Messenger - Hallelujah Anyhow

29.09.
David Gilmour - Live At Pompeii
Van Morrison - Roll With The Punches
Kitty, Daisy & Lewis - Superscope
Rolling Stones - Sticky Fingers: Live At The Fonda Theatre 2015
David Bowie - A New Career In A New Town (11-CD/13-LP)
Black Stone Cherry - Back To Blues EP
Primus - The Desaturating Seven
Pentangle - The Albums (7-CD)
Gentle Giant - Three Piece Suite (Steven Wilson Mix)
The Flock - Truth: The Columbia Recordings 1969-1970
Wucan - Reap The Storm
Jessica Lea Mayfield - Sorry Is Gone
Ibeyi - Ash

06.10.
Simon Joyner - Step Into The Earthquake
JD McPherson - Undivided Heart & Soul
Dhani Harrison - In//Parallel

13.10.
Courtney Barnett & Kurt Vile - Lotta Sea Lice
Barr Brothers - Queens Of The Breakers
King Crimson - Official Bootleg: Live In Chicago, June 28th, 2017
Kettcar - Ich vs. Wir

27.10.
Richard Thompson - Live At Rockpalast


LIVE!!! LIVE!!! LIVE!!!

Derzeit und baldigst sind viele Glitterhouse-Künstler in Europa unterwegs. Ein Konzert empfehlenswerter als das andere. Also bitte: Vollversammlung.

CHANTAL ACDA
chantalacda.com
17.09.2017 DE - Münster - Fachwerk Gievenbeck
19.09.2017 DE - Frankfurt - Brotfabrik
20.09.2017 DE - Cologne - Blue Shell
21.09.2017 DE - Luzern - Jazzkantine
22.09.2017 DE - Northeim - Alte Brauerei
23.09.2017 DE - Hamburg Reeperbahn Festival
15.10.2017 Hedon Zwolle
03.11.2017 Muziekcentrum Dranouter, Dranouter
16.11.2017 Tivoli, Utrecht
17.11.2017 Theaters, Tilburg
18.11.2017 De Zeeuwse Concertzaal, Middelburg
19.11.2017 De Flux, Zaandam
08.12.2017 CC Maasmechelen, Maasmechelen
13.01.2017 CC De Werft, Geel
23.01.2017 Vooruit, Gent
28.01.2017 CC De Boogaard, St. Truiden
02.02.2017 CC Mechelen, Mechelen
17.02.2017 CC Nova, Wetteren
23.02.2017 CC Leper

THE DESOTO CAUCUS
desotocaucus.com
18.09.2017 CH - Zürich - El Lokal
19.09.2017 CH - Vevey - Le Bout du Monde
27.08.2017 DE - Stuttgart - Lab Festival
21.09.2017 CH - Luzern - Sedel w/Chantal Acda
22.09.2017 DE - Nürnberg - Hemdendienst
23.09.2017 DE - Weikersheim - Club W71

RODRIGO LEAO & SCOTT MATTHEW
scottmatthewmusic.com
03.10.2017 DE - Bochum - Christuskirche
04.10.2017 DE - Dresden - Societätstheater
05.10.2017 DE - München - Kammerspiele
06.10.2017 DE - Karlsruhe - Tollhaus
07.10.2017 DE - Aachen - Musikbunker
08.10.2017 LU - Luxemburg - Philharmonia
09.10.2017 DE - Bonn - Pantheon

MY BABY
16.09.2017 UK - Abergavenny - Abergavenny Food Festival
17.09.2017 NL - Breda - Breda Barst Festival
21.09.2017 DE - Hamburg - Reeperbahn Festival
30.09.2017 UK - Glasgow - Tenement Trail
02.10.2017 UK - Leeds - Wardrobe
03.10.2017 UK - Bristol - Thekla
04.10.2017 UK - London - Dingwalls
05.10.2017 UK - Manchester - Night and Day
06.10.2017 UK - Birmingham - Actress & Bishop
08.10.2017 UK - Brighton - The Con Club
30.10.2017 DE - Hannover - Lux
01.11.2017 DE - Berlin - Prince Charles
02.11.2017 DE - Dresden - Beatpol
03.11.2017 DE - Frankfurt - Zoom
04.11.2017 DE - Münster - Gleis 22
23.11.2017 NL - Den Haag - Paard van Troje
24.11.2017 NL - Tilburg - 013
25.11.2017 NL - Zwolle - Hedon
30.11.2017 NL - Maastricht - Muziekgieterij

NIVE & THE DEER CHILDREN
niveandthedeerchildren.com
28.09.2017 DK - Copenhagen - Konserthuset
29.09.2017 DK - Viborg - Paletten
30.09.2017 DK - Kolding - Godset
04.10.2017 FI - Espoo - Sellosali
07.10.2017 FI - Tampere - Lost in Music
03.11.2017 FI - Reykjavik - Iceland Airwavea
04.11.2017 TC - Prague - Nouvelle Prague

MARK OLSON
markolson.com
15.09.2017 NZL - Wellington - Caroline
16.09.2017 NZL - Auckland - Wine Cellar
20.09.2017 AU - Hastings - Common Room
21.09.2017 AU - Lismore - Star Court theatre
22.09.2017 AU - Bellingen - 5 Church Street
23.09.2017 AU - Newcastle - North Star Hotel
24.09.2017 AU - Maitland - Grand Junction Hotel
30.09.2017 AU - Lower Belford - Dashville Skyline Festival
05.10.2017 NL - Arnhem - Luxor Live
13.10.2017 NL - Roden - Het Wapen Van Drenthe
14.10.2017 NL - Apeldoorn - Roots At The Woods
22.10.2017 IR - Cork - Crane Lane
23.10.2017 IR - Dublin - Whelan's

ANDREA SCHROEDER
andreaschroeder.com
17.11.2017 DE - Hannover (D) - Pavillon
18.11.2017 DE - Dresden (D) - Beatpol
19.11.2017 DE - Berlin (D) - Frannz Club
22.11.2017 DE - Zwickau (D) - St. Barbara Kirche
23.11.2017 DE - Bielefeld (D) - Nicolaikirche
24.11.2017 DE - Leipzig (D) - UT Connewitz
25.11.2017 DE - Schönebeck/Elbe (D) - St. Jacobi Kirche

SLIM CESSNA'S AUTO CLUB
scac.com
15.09.2017 FR - Orléans - Hop Pop Hop Festival
16.09.2017 FR - Nevers - Café Charbon
19.09.2017 UK - Norwich - Waterfront
20.09.2017 UK - Manchester - The Castle
21.09.2017 IE - Dublin - Whelan's
22.09.2017 IE - Cork - De Barra's Folk Club
23.09.2017 IE - Limerick - Kasbah Social Club
24.09.2017 UK - Belfast - Voodoo
26.09.2017 UK - Glasgow - Broadcast
27.09.2017 UK - Newcastle upon Tyne - CLUNY
28.09.2017 UK - Stockton-on-Tees - The Regency Rooms
29.09.2017 UK - London - The Borderline
30.09.2017 UK - Southend-on-Sea -The Railway Hotel
03.10.2017 RU - Moscow - 16 Tons


Alle guten Wünsche für ein rundum erfülltes Wochenende!

*

Quelle:
Glitterhouse Records, Label & Mailorder
Grüner Weg 25, D-37688 Beverungen
Telefon: 05273/36 36 36, Fax: 05273/36 36 37
E-Mail: mailorder@glitterhouse.com
Internet: www.glitterhouse.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2017

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