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JUSTIZ/8353: Kriminalität und Rechtsprechung - 30.12.2019 (SB)


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Chinesisches Gericht verurteilt den Biophysiker He Jiankui

Der chinesische Genforscher und Biophysiker He Jiankui ist von einem Gericht in Shenzhen zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 383.000 Euro verurteilt worden. Die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete darüber. He hatte nach eigenen Angaben vom November 2018 die Keimbahn von zwei Embryonen mit der Genschere Crispr/Cas manipuliert, um sie gegen HIV resistent zu machen. Die Zwillingsmädchen kamen im Dezember 2018 zur Welt. Das Gericht in Shenzhen bestätigte die Angabe, daß eine weitere Frau ein genetisch manipuliertes Kind geboren hat. Außer dem 35jährigen He wurden die an den Genmanipulationen beteiligten Embryologen Qin Jinzhou und Zhang Renli zu kürzeren Haftstrafen verurteilt. Die Wissenschaftler dürfen nie mehr reproduktionsmedizinische Eingriffe an menschlichen Patienten vornehmen. Das Gericht warf He vor, die Eltern der Zwillinge über die Hintergründe der Keimbahntherapie getäuscht zu haben. Außerdem hatte er die Genehmigungen von Ethikkommissionen unter falschen Voraussetzungen erschlichen. Der Wissenschaftler verstieß aus Profitgier und Ruhmsucht gegen die relevanten nationalen Regulierungen wissenschaftlicher und medizinischer Forschung und überschritt die Grenzen wissenschaftlicher und medizinischer Ethik, so das Gericht. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Keimbahnmanipulation ausdrücklich. Ein entsprechendes Gesetz gibt es in China nicht.

30. Dezember 2019


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