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INSTRUMENTE/292: Kalter Staub im Blick von Planck (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 9/10 - September 2010
Zeitschrift für Astronomie

Kalter Staub im Blick von Planck

Blick in die Forschung: Nachrichten


Ein neues Infrarotbild, aufgenommen mit dem Satelliten Planck der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA zeigt große und lange Staubfilamente, die unser Milchstraßensystem durchziehen. Im Infraroten lässt sich die Wärmestrahlung des kalten, nur wenige Kelvin warmen Staubes erfassen. Die hier sichtbaren Strukturen sind bis zu 500 Lichtjahre von uns entfernt.

Der rosafarbene Streifen im unteren Bereich des Bildes ist die Ebene unseres Milchstraßensystems, die größere Mengen an kühlem Staub enthält. Die Aufnahme wurde farbkodiert, wodurch sich unterschiedlich warme Regionen besser erkennen lassen. Weiße bis rosafarbene Töne zeigen Staub, der mehrere zehn Kelvin über dem absoluten Nullpunkt "warm" ist, während die dunkelsten Regionen für eine Temperatur von nur zwölf Kelvin (-261 Grad Celsius) stehen.

Die Staubfilamente stehen im Zusammenhang mit der Milchstraßenebene, wobei sich der wärmere Staub näher an der Ebene befindet. Wodurch diese Strukturen entstehen, die auch "Zirrus" genannt werden, ist bislang nicht geklärt. Auf Gas und Staub in unserer Galaxis wirken vielfältige Kräfte ein, darunter die sich durch die Rotation der Milchstraße ändernde Schwerkraft oder auch Magnetfelder. Zudem beeinflussen die Strahlung und die Winde massereicher Sterne Auswirkungen auf das interstellare Medium und dessen Verteilung.

Das Bild erstreckt sich über eine Breite von rund 55 Grad am Himmel längs der Ebene unseres Milchstraßensystems, das galaktische Zentrum im Sternbild Schütze ist markiert. Dieses Bild ist eine Art Abfallprodukt von Planck, denn die Hauptaufgabe dieses Satelliten ist die vollständige Durchmusterung des kosmischen Hintergrunds. Ende Juni 2010 konnte er seine erste Himmelskartierung abschließen.

Planck erfasst den gesamten Himmel mit einer höheren Temperaturauflösung als seine Vorgänger-Satelliten COBE und WMap und liefert dabei auch eine räumlich höher aufgelöste Himmelskarte. Für diese Karte muss aber die Wärmestrahlung von Vordergrundobjekten sehr präzise erfasst werden, damit sich diese Störeffekte vom Endprodukt abziehen lassen.


w i s - wissenschaft in die schulen!

Damit Schüler aktiv mit den Inhalten dieses Beitrags arbeiten können, stehen didaktische Materialien auf unserer Internetseite www.wissenschaft-schulen.de zur freien Verfügung: Diesmal geht es darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen - Infrarotastronomie. Unser Projekt "Wissenschaft in die Schulen!" führen wir in Zusammenarbeit mit der Landesakademie für Lehrerfortbildung in Bad Wildbad und dem Haus der Astronomie in Heidelberg durch.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Abb. S. 12 oben:
Über rund 55 Grad erstreckt sich dieses Bild des Infrarothimmels. Es ist ein Komposit aus Messungen bei 540, 350 und 100 Mikrometer Wellenlänge.


© 2010 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg


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Quelle:
Sterne und Weltraum 9/10 - September 2010, Seite 12
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Dr. Jakob Staude
Redaktion Sterne und Weltraum:
Max-Planck-Institut für Astronomie
Königstuhl 17, 69117 Heidelberg
Telefon: 06221/528-0, Fax: 06221/528-246
Verlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Slevogtstraße 3-5, 69126 Heidelberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2010