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BERICHT/041: Mehr Platz für 6.000 Mäuse im Dienste der Wissenschaft (idw)


Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere - 21.09.2009

Mehr Platz für 6.000 Mäuse im Dienste der Wissenschaft

5,6 Mio. Euro teurer Ersatzneubau für weltweit einzigartige Mausbestände


Am Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf entsteht auf einer Gesamtfläche von 725 qm ein neues Modelltierlaboratorium (umgangssprachlich Maushaus). Für das Gebäude mittlerer Größenordnung wurde heute in Anwesenheit von Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, Mecklenburg-Vorpommern, in einer feierlichen Grundsteinlegung offiziell der Startschuss für den Baubeginn gegeben.

Mit dem neuen Modelltierlaboratorium erhält das FBN modernste Bedingungen für die tiergerechte Haltung sowie die Untersuchung von Labortieren. So wird das zweigeschossige Haus nach der Fertigstellung im Frühjahr 2011 ausreichend Platz für sechs Wissenschafter, 15 Mitarbeiter und mehrere Doktoranden bieten. Des Weiteren werden in dem Neubau 6.000 Mäuse, darunter die weltweit einmaligen Dummerstorfer Mauslinien, gehalten (siehe HINTERGRUND). Die Gesamtkosten des aus Mitteln von Land und Bund zu gleichen Teilen finanzierten Bauvorhabens belaufen sich auf insgesamt 5,6 Mio. Euro. Der Neubau wird das baulich und technisch veraltete ursprüngliche Modelltierhaus ersetzen. Seine Architektur wird sich nahtlos in den modernen Gebäudebestand des Geländes einfügen.

"Der Neubau des Modelltierlaboratoriums bietet enormes Potenzial für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Instituts. Es wird nicht nur die Infrastruktur auf dem Gelände verbessert. Mit dem Gebäude können wir unsere eingeschlagene interdisziplinäre Ausrichtung im Bereich der Nutztierforschung weiterhin verstärken", erläutert Prof. Dr. Manfred Schwerin, Vorstand des FBN Dummerstorf. " Der Neubau ist ein wichtiger Baustein des Forschungsinstituts auf dem Weg zu einem internationalen Spitzenstandort in der Nutztierforschung."

Auf zwei Etagen und in 54 Räumen stehen im künftigen Maushaus 140 qm für artgerechte Tierhaltung inklusive Quarantäne, ca. 300 qm Laborflächen und etwa 100 qm für Büroräume zur Verfügung. Eine Besonderheit weist das Hygienekonzept für die Tierhaltung im Untergeschoss auf. Die Mäuse können unter SPF-Bedingungen (spezifiziert pathogenfrei) gehalten werden. Um diesen Status zu halten und die Gesundheit der Mäuse nicht zu gefährden, werden, bis auf den Erstbesatz mit SPF-Mäusen, keine lebenden Mäuse in den Tierhaltungsbereich gebracht. Ein Import externer Linien ist nur über die Übertragung lebender Embryonen auf Leihmütter möglich. Aus akademischer Perspektive vereinfacht diese Haltungsform wissenschaftliche Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene, da die Mauslinien von anderen Einrichtungen weltweit leichter aufgenommen und untersucht werden können.

Modernste Gerätetechnik wird auch in der oberen Laboretage zu finden sein. "Somit können künftig Untersuchungen hinsichtlich der Aufklärung physiologischer und genetischer Grundlagen von hohen Leistungen bei Mäusen, beispielsweise für Wachstum oder Fruchtbarkeit auf technisch äußerst anspruchsvollem Niveau erfolgen", erklärt der Molekularbiologe Privatdozent Andreas Höflich, Leiter des neuen Modelltierlaboratoriums.

In dem neuen Gebäude werden die Dummerstorfer Langzeitselektionslinien, mit denen teilweise seit 35 Jahren wissenschaftlich gearbeitet wird, sowie eine Reihe neuer Mausmodelle zur Prüfung ausgewählter Kandidatengene, zum Beispiel von Wachstumsfaktoren, untergebracht. Diese Mausmodelle sind wie die Dummerstorfer Mauslinien weltweit einmalig. Die Mauspopulationen am FBN werden unter anderem genutzt um Fragestellungen der Populationsgenetik, Genetik und Physiologie zu bearbeiten.

HINTERGRUND "Modelltier Maus"

Bereits in der Vergangenheit wurde das Modelltier 'Maus' zur Bearbeitung von Fragen aus der Nutztierbiologie in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen themenübergreifend am FBN Dummerstorf verwendet. Diese Arbeiten können in Zukunft unter idealen Arbeits- und Forschungsbedingungen sowie bei verbesserten Haltungsbedingungen für die Tiere ausgebaut und intensiviert werden. In Tiermodellen können Fragen zur Physiologie und Genetik von Leistungs- bzw. Höchstleistungsparametern, wie zum Beispiel besonderer Muskelansatz oder hohe Fruchtbarkeit, bearbeitet werden. Der spezifische Nutzen des Mausmodells liegt im kürzeren Generationsintervall und deutlich niedrigeren Haltungskosten, aber vor allem auch in der Möglichkeit, neue Tiermodelle effizient zu erzeugen und zu untersuchen. Diese sind geeignet, um die Wirkungen ausgewählter Gene eindeutig zuzuordnen oder neue Kandidatengene für bestimmte Leistungsmerkmale zu identifizieren.

Ein aktueller Schwerpunkt der Arbeitsgruppe Mausgenetik beinhaltet die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Wachstum und Lebens- beziehungsweise Nutzungsdauer unter Verwendung der schwersten und der ältesten Maus der Welt, beide sind im Modelltierlaboratorium des FBN Dummerstorf zu finden.

Das vor den Toren Rostocks angesiedelte Institut betreibt als Stiftung des öffentlichen Rechts und Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft Grundlagenforschung und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution180


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere,
Norbert K. Borowy, 21.09.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2009