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MELDUNG/519: Jubiläumsjahr - 291 neue Senckenberger - Senckenberg-Wissenschaftler beschreiben weltweite Vielfalt (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 12.02.2018

Jubiläumsjahr: 291 neue Senckenberger - Senckenberg-Wissenschaftler beschreiben weltweite Vielfalt


Frankfurt, 12.02.2018. Im 200. Jahr der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der elf Standorte 291 neue Arten beschrieben. Die Taxonomie und die nahezu 40 Millionen Objekte der wissenschaftlichen Sammlungen bilden die Grundlage für die Senckenberg-Geobiodiversitätsforschung.


Bild: © Senkenberg

Unter den TOP 20 der neuentdeckten Arten: Clownsfrosch Dendropsophus arndti.
Bild: © Senckenberg

Auch 200 Jahre nach der Gründung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung entdecken Wissenschaftler neue Arten auf der ganzen Welt. Tiere, Pflanzen und andere Organismen werden mit verschiedenen Methoden untersucht und - wenn sich herausstellt, dass sie zuvor noch nicht dokumentiert wurden - neu beschrieben. Im zurückliegenden Jubiläumsjahr konnten so mit traditionellen, morphologischen und molekularen Methoden 291 Arten von Senckenbergern neu beschrieben werden. "200 wären passender gewesen", scherzt Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, und fährt fort: "Aber Spaß beiseite: Es ist immer wieder beeindruckend, wie wenig wir doch unsere Erde kennen und wie viel es noch zu entdecken gibt!"

Dabei stammen nicht alle Neuentdeckungen von Forschungsreisen oder Exkursionen; auch in vermeintlich bekannten Sammlungsschränken gibt es immer wieder Überraschungen - sei es wegen der Revisionen ganzer Gattungen oder dem Einsatz von neuen Analysemethoden.

250 der 2017 neu beschriebenen Arten sind rezent, 41 bereits ausgestorben und nur als Fossil überliefert. Insgesamt leben oder lebten 206 der Tiere und Pflanzen an Land, 14 im Süßwasser und 71 in den Weltmeeren. Das Gros der neuen Arten (78) stammt aus Europa, darauf folgen Asien (57) sowie Süd- und Nordamerika (42).

Der fossile Riesenpinguin Kumimanu biceae aus Neuseeland ist dabei sicher eines der Highlights unter den Neuentdeckungen des Jubiläumsjahres. Der Vogel erreichte zu Lebzeiten eine Größe von mehr als 1,70 Metern und ein Körpergewicht von etwa 100 Kilogramm. Kleiner, aber um einiges bunter, ist der Frosch Dendropsophus arndti, der im Rahmen von Feldarbeiten auf dem Gelände der Senckenberg-Forschungsstation "Chiquitos" in Bolivien entdeckt wurde. Der gelb-braungefärbte Frosch wurde anhand seiner Rufe sowie mit molekularen und morphologischen Analysen als neue Art enttarnt. "Ganz besonders freuen wir uns, dass es dieser Clownsfrosch in die TOP 20 der neuentdeckten Tierarten des Umwelt-Onlinejournals 'Mongabay' geschafft hat", fügt Mosbrugger hinzu.

Mit 121 neuen Arten haben die Zweiflügler (Diptera) den größten Zuwachs innerhalb einer Ordnung zu verzeichnen. Unter ihnen befindet sich auch Dohrniphora volkswageni, entdeckt in einem Bernstein und als Dank für die Forschungsförderung nach der VolkswagenStiftung benannt.

Aus der großen Klasse der Insekten wurde unter anderem die größte bekannte Urblattwespe Megaxyela euchroma von Wissenschaftlern des Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg beschrieben. Eine ganz besondere winzige Neuentdeckung konnten die Wilhelmshavener Meeresforscher beisteuern: die Dinoflagellate Gambierdiscus lapillus ist nur wenige Millimeter groß, kann aber Auslöser für die Krankheit Ciguatera, die am häufigsten auftretende Art der Fischvergiftung, sein.

Andere neue Arten wurden unter den Scheinpilzen (Oomyceten), den sogenannten Ichnotaxa (Spurenfossilien) oder den Riesenkrabbenspinnen gefunden. Dabei spiegelt die von Senckenbergern entdeckte Vielfalt immer die vorhandene natürliche Diversität wieder: Aus großen Tiergruppen wie den Gliederfüßern wurden insgesamt 225 Arten beschrieben, von den Wirbeltieren dagegen gerade mal 19.

"Durch die diversen Forschungsschwerpunkte unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können wir viele Teilbereiche der biologischen Vielfalt unserer Erde, aber auch das 'große Ganze' untersuchen. Jede der neuentdeckten Arten hilft uns, die Natur und ihre Zusammenhänge zu verstehen - zu unser aller Wohlergehen", schließt Mosbrugger.


Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative "Geobiodiversitätsforschung" sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.

Mehr Informationen unter:
www.senckenberg.de.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Judith Jördens, 12.02.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2018

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