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LABOR/064: Schabernack zum Überschäumen - Stammtischexperimente (SB)


SCHABERNACK UND EXPERIMENTE FÜR HOBBYALCHIMISTEN

Die Sache mit dem Überschäumen

Stammtischexperimente


Ein äußerst riskantes Experiment mit möglicherweise tiefgreifenden sozialen Folgen ist, das Bier eines Stammtischbesuchers zum Überschäumen zu bringen. Fröhliche Trinker können darob recht mißmutig reagieren, so daß wir für etwaige ungeahnte Übergriffe oder wutschäumende Reaktionen keine Verantwortung übernehmen können...

Was man für diesen Scherz benötigt, sind etwa fünf harmlose, kleine Reiskörner, die jeder Wirtshausbesucher ungesehen an seinen Stammtisch und dort in das Getränk seines Opfers schmuggeln kann. Geeignet sind dazu alle kohlensäurehaltigen Getränke, so daß selbst konsequente Antialkoholiker nicht vor diesem üblen Schabernack gefeit sind. Am wirkungsvollsten lassen sich damit jedoch Weißbierfreunde beeindrucken. Hier ist der "krönende" Erfolg im wörtlichen Sinne geradezu garantiert und die Fronten hernach geklärt, vor allem, wenn die Schaumwellen auf der Theke klebrige Lachen hinterlassen. Doch nur Mut! Das schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, daß man Sie dazu nötigt, das verdorbene Glas selbst zu trinken. Hier zeigt sich, wie scharfsinnig es war, Reiskörner zu nehmen, mit deren Hilfe sich der verbliebene Rest im Glas immer noch ungetrübt genießen läßt, denn sie sind geschmacksneutral. Ganz im Gegensatz dazu, wenn Sie eine Prise Salz oder reinen Zucker verwendet hätten, Zutaten, die sich ebenfalls in jedem Wirtshaus leicht beschaffen lassen und mit denen sich der gleiche Effekt hervorbringen läßt.


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Wie aber gehts?

Der Schaumeffekt läßt sich über die Chemie des geschälten (!) Reiskorns erklären, das an seiner Oberfläche Stärke besitzt, die dem Bier Wasser entzieht, um aufzuquellen. Diese geringfügige Oberflächenreaktion reicht aus, um die im Wasser gebundene Kohlensäure freizusetzen und CO2 abzuspalten. Das Bier schäumt in einer heftigen Reaktion auf. Auch Salz oder Zucker entziehen dem empfindlichen System Wasser, um die Kristalle zu lösen, d.h. die entstehenden Ionen mit Wasser einzuhüllen. Allerdings reichen der äußerst instabilen Kohlensäure schon geringfügige Veränderungen als Auslöser, um in Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) zu zerfallen, ein chemischer Effekt, der sich auch für andere "Experimente" gut nutzen läßt.

8. Oktober 2008