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RATGEBER/284: Salmonellen-Schnelltest - Keine Sicherheit vor Infektionen (SB)


Bakterie erkannt - Salmonellenerkrankung gebannt?

Schnell ist er, doch kein Schnelltest


Die Gefahr, an Salmonellen zu erkranken, hat in den letzten Jahren zugenommen. Dabei treten meist unangenehme Verdauungsstörungen und Durchfall auf, seltener können aber auch gefährliche Komplikationen wie Meningitis (Hirnhautentzündung) oder sogar Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) vorkommen. Man fragt sich, ob es nicht einfache Testmethoden gibt, mit denen auch ein Laie die Keimbelastung seiner Lebensmittel im Kühlschrank überprüfen kann...

Schon vor einiger Zeit wurde ein schneller Biosensor von Forschern der Universität Georgia und des Georgia Institute of Technology entwickelt, der eine größere Sicherheit gegen die hartnäckige Bakterie Salmonella typhimurium zu bieten versprach. Im "Journal of Food Protection" berichteten sie, daß der optische Sensor in nur wenigen Minuten eine gefährdende Salmonellenkonzentration feststellen könne. Auf diese Weise könnte man sich gewissermaßen kurz vor der Verarbeitung oder dem Verzehr von der einwandfreien Beschaffenheit seiner Lebensmittel oder seiner Mahlzeit überzeugen.

Frühere Testmethoden in den Lebensmittellabors dauerten Stunden bis Tage. Ehe eine solche Qualitätskontrolle abgeschlossen ist, haben sich potentielle Erreger schon längst vermehrt und sie können schon längst auf den Konsumenten übertragen worden sein.


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Doch so einfach wie ein Zuckerteststreifen oder Lackmuspapier (ein einfacher Test für sauer oder basisch) ist dieser schnellere Salmonellentest immer noch nicht, so daß sich auch dieser nicht für die Lebensmittelkontrolle am eigenen Kühlschrank eignet.

Der vermeintliche Schnelltest besteht aus zwei transparenten Teststreifen, von denen einer mit spezifischen Antikörpern zu Salmonella typhimurium beschichtet ist.

Der Kontrollstreifen wird dagegen mit unspezifischen Antikörpern bestrichen. Würde man beide beispielsweise in das Waschwasser eines verseuchten Hühnchens halten, reagierten die Salmonellen mit den spezifischen Antikörpern, aber nicht mit denen auf dem Kontrollstreifen. Bei der Antigen-Antikörperreaktion entsteht eine Trübung, die jedoch bei niedriger Konzentration nicht immer mit bloßem Auge sichtbar ist. Und hier hört der Salmonellen-Schnellteststreifen auf, ein wirklicher Schnelltest zu sein.

Die Lichtdurchlässigkeit kann man nämlich erst in einem dafür vorgesehenen Laser-Spektrometer überprüfen und so mit dem entsprechenden kostspieligen Geräteaufwand in wenigen Minuten schon geringe Spuren der gefährlichen Salmonellen nachweisen.

Das Gerät schickt einen Laserstrahl durch beide Proben, wobei sich der Lichtweg durch die Trübung verändert, wenn Salmonellen an den Teststreifen gebunden wurden. Im Vergleich mit dem Lichtweg durch die Nullprobe können die Forscher die Bakterien dann eindeutig nachweisen. Für den Hausgebrauch, selbst für Großküchen, ist diese Art der Qualitätskontrolle allerdings zu aufwendig. So muß sich der Verbraucher bei einem Verdacht nach wie vor an den Fachmann, d.h. ein Lebensmittelprüflabor, wenden, und das dauert - auf dem Postweg, mit Einsenden der Probe und Bestätigung des Ergebnisses - auch gut und gerne ein bis zwei Tage.

Doch selbst wenn es in naher Zukunft gelänge, tatsächlich einen einfachen "Schnell"test für kleine Haushalte zu entwickeln, geht doch die Methode, sich vor Erkrankungen zu schützen, indem man jedes Nahrungsmittel vor der Verarbeitung überprüft, am Kernproblem vorbei. Wenn es schon möglich ist, daß Bakterien, die seit Jahrtausenden auf dieser Welt neben anderem organischen Leben koexistierten, ohne sonderlich ins Gewicht zu fallen, aggressive und lebensfeindliche Formen annehmen, so wird sich diese Entwicklung sicher nicht auf Salmonellen und auch nicht allein auf frische Lebensmittel beschränken.

Wer immer noch - durch Werbung und Möglichkeiten der Lebensmitteltechnologie angestachelt - von unbegrenzter Haltbarkeit seiner Lebensmittel ausgeht, sollte allmählich umdenken und zumindest Fleisch-, Geflügel- und Ei-Erzeugnisse schnell verbrauchen und zumindest einmal bis zum Kochen bringen. Dann kann man sich auch zukünftige Schnelltests sparen.

20. März 2009