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REZEPTUR/080: Baden gegen Umweltstreß - Brausepulverbad


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Nichts entspannt so sehr wie ein Vollbad

Doch Vorsicht, wenn es um die eigene Haut geht


Nichts ist so verlockend bei dem naß-kalten Wetter wie ein heißes Vollbad. Versinkt man erst in heißem Wasser und duftendem Schaum, läßt sich selbst Alltagsstreß vergessen: Die behagliche Wärme entspannt die Muskeln, so daß man von wohliger Trägheit eingelullt wird und kaum noch die Energie aufbringt, das wohltuende Naß wieder zu verlassen. Entsprechend gut läßt es sich anschließend schlafen.

Zum Schrecken aller Dermatologen soll es tatsächlich Zeitgenossen geben, die sich auf diese Weise stundenlang die Zeit in der Badewanne vertreiben, und mit von Badezimmerausstattern entsprechend vorgesehenen Einrichtungen Zeitung lesen, Patiencen legen, essen, feiern und Champagner trinken... Für das seelische Wohlbefinden mag das zwar sehr erbaulich sein, für die Haut ist es jedoch schlecht.

Nicht nur zu häufiges, sondern vor allem langes Baden, noch dazu bei hoher Wassertemperatur und entfettenden Badezusätzen entzieht der Haut zuviel Fett, entledigt sie ihres natürlichen Säureschutzmantels und macht sie trocken und spröde. Diese spannt dann nach dem Bade, fühlt sich stumpf und rauh an, was einen zur Bodylotion oder Creme greifen läßt.

Man sollte daher nie länger als 15 bis 20 Minuten in der Wanne verweilen, meinen die Ärzte.

Heiße Bäder können allerdings auch von Zeit zu Zeit durchaus gezielt zur inneren wie äußeren Reinigung eingesetzt werden. Im Land der heißen Wannenbäder, in Japan, bezeichnet man ein Bad erst ab einer Wassertemperatur von 42-45 Grad Celsius als heiß, einer Temperatur, die uns viel zu heiß erscheint. Hierzulande gilt schon eine Badetemperatur von 37 Grad als heiß, es gibt jedoch für gesunde Menschen kaum gesundheitliche Bedenken gegen noch heißere Bäder, sofern man es verträgt. Bei großer Wärme nimmt die Haut mehr Blut auf. Die Kapillaren erweitern sich, wodurch über die Hautoberfläche mehr Wärme abgestrahlt wird. Auch die Schweißdrüsen werden durch den Wärmereiz aktiviert und sondern neben dem Körperschweiß auch wesentlich größere Mengen an Giften und Umweltschadstoffen ab, als man gemeinhin glaubt. Diese Möglichkeit zu entgiften ist allgemein in Vergessenheit geraten, aber angesichts der heutzutage immer größer werdenden Belastung ein probates Mittel zur Gegenregulation, zumal die Giftstoffe mit dem Badewasser und der anschließenden Dusche abgespült werden.

Schon vor Jahren fanden japanische Wissenschaftler heraus, daß zahlreiche Umweltgifte - insbesondere das gefürchtete Blei oder auch andere Schwermetalle wie Quecksilber - mit dem Schweiß durch die Haut ausgeschieden werden. Daß die Haut dieser Tage von ihrer Entgiftungsfunktion besonders belastet wird, da die ausgeschiedenen Stoffe auf ihr verbleiben, erklärt auch die Häufigkeit von Hautproblemen, von denen vor allem junge Menschen inzwischen deutlich schwerer betroffen sind als in der Vergangenheit. Manche Mediziner glauben sogar, daß die Haut bis zu 50 Prozent der Nierenfunktion ersetzen kann.

Allerdings können Umweltchemikalien und Gifte bei einer ungeschützen oder gar verletzten Haut auch den umgekehrten Weg gehen, denn sie ist - abgesehen von den Haaren - die erste Kontakt- und Berührungsfläche für die Umwelt, mit sämtlichen Aspekten.

Deshalb sollte man sehr heiße, entfettende Bäder auch nur sporadisch anwenden und nur dann, wenn man anschließend auch für Ruhe und Schutz der Haut sorgen kann, bis sich ihr natürlicher Schutzmantel wieder regeneriert hat.

Ansonsten sollte man sich nie mehr als 38 Grad Celsius zumuten, und diese lieber während des Bades durch einen Aufguß mit heißem Wasser aufrecht erhalten, wenn das Badevergnügen sonst zu schnell auskühlt. Ein Badethermometer leistet hierbei übrigens gute Dienste und ist meist zuverlässiger als die eigenen Fingerspitzen.

Ebenfalls wichtig bei längeren und heißeren Vollbädern ist, daß man für einen Badezusatz mit rückfettenden Bestandteile wie hochwertige Öle oder Kakaobutter sorgt.

Letzteres sollten sich besonders Menschen mit Neurodermitis zu Herzen nehmen. Für sie empfiehlt es sich, dem Badewasser ein Glas Milch und zwei Eßlöffel Speiseöl hinzuzufügen. Welches Öl für die empfindliche Haut ausreichend verträglich ist, kann zuvor am Unterarm mit einer Tupfprobe getestet werden. Vielfach wird Olivenöl empfohlen. Doch wer darauf empfindlich reagiert, verträgt meist Distel- oder Sonnenblumenöl besser. Besonders sanft, aber auch meist sehr teuer ist Mandelöl, das auf jeden Fall in der Apotheke zu beziehen ist.

Hilfreich ist es manchmal auch, die Haut nach dem Bad mit einer fettenden Creme einzureiben, damit sich die Haut schneller wieder gut anfühlt. Allerdings sollte zwischen dem Aussteigen aus der Wanne und dem Eincremen etwas Zeit verstreichen, da ansonsten das Nachschwitzen nach dem Bad die Lotion schnell wieder abträgt. Etwas später aufgetragen, fördert dann die Lotion selbst durch die Abdeckung noch einmal die Schweißproduktion. Beides hilft den natürlichen Schutzfilm wieder aufzubauen, der die Haut umgibt. Es geht aber genauso gut auch ohne Cremen.

Bei Erkältungen sind heilende Essenzen im Badewasser wohltuend, beispielsweise Öl mit Kiefernadelextrakt, Menthol, Eukalyptus und Campher. Sie wirken schleimlösend, entkrampfend und erleichtern das Durchatmen. Bei hohem Blutdruck, Fieber oder Kreislaufproblemen ist das heiße Vollbad allerdings zu meiden. Betroffene können sich jedoch ab und zu ein Bad in der halb vollen Wanne gönnen, ohne daß dies ihre Gesundheit beeinträchtigt.


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Badebrausepulver

Hier nun ein Badezusatz, der den Säureschutzmantel der Haut nicht so stark angreifen soll und leicht selbst herzustellen ist. Für so ein sprudelndes Luxus-Badepulver braucht man nur:

150 g grobes Meersalz
30 g Molkepulver
5 g Kieselsäure
30 g geraspelte Kakaobutter
50 g geraspelte, farbige Seife.
100 g Natron
50 g Zitronensäure
3 ml Duft- oder Parfümöl nach eigener Wahl

Außerdem wird aus eigenen Beständen (z.B. ausgedientes Kochgeschirr) benötigt:

- ein Schüssel oder ein großer Mörser in der 500 Gramm
Trockensubstanz zerstoßen oder gerührt werden kann.

- zwei Kartenblätter

- ein Behälter für die trockene Lagerung von 500 Gramm
Trockensubstanz

Und so wird's gemacht:

Man gibt die Zutaten in eine große Schüssel und mischt alles gründlich mit Hilfe von zwei Kartenblättern durch. Gröbere Salzkörner können eventuell vorher im Mörser auf gleiche Größe zerstoßen werden. Das Meersalz dient sowohl zur Reinigung der Haut, als auch als Puffer für den Säureschutzmantel und zur Bewahrung des Feuchtigkeitshaushalts. Molkepulver beinhaltet viele hautpflegende Proteine und Mineralstoffe, Kieselsäure soll angeblich für eine elastische Haut sorgen. Ob es allerdings biochemisch etwas in Gang setzt, ist fraglich, da es mit keiner der bekannten hauteigenen Substanzen verwandt ist. Ein leichter Schmirgeleffekt, der hilft, die alten verhornten Zellen abzutragen, so daß sich die junge "elastische" Haut entfalten kann, tut sein übriges und läßt sich nicht abstreiten.

Für die Rückfettung der Haut dient die Kakaobutter. Darüber hinaus ist die hier verwendete echte Seife (man kann auch gute alte Kernseife nehmen) erfahrungsgemäß spürbar besser für die Haut als alle vemeintlich hautfreundlicheren Detergenzien.

Die Kombination aus Natron (NaHCO3) und Zitronensäure sorgt für die Entwicklung von prickelnden Bläschen, die aus Kohlensäure bzw. CO2 bestehen. Nach bekannter chemischer Regel vertreibt die stärkere Zitronensäure die Kohlensäure aus ihrem Salz, die dann anschließend in Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) zerfällt. Damit das allerdings nicht vor dem Baden schon im Badepulver stattfindet, sollte man dafür sorgen, daß es nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommt und kühl wie trocken gelagert wird. Dann bleibt es einige Monate haltbar und sorgt für ein entsprechend blubberndes Ambiente, allerdings ohne besonders viel Schaum.

12. Januar 2007