Schattenblick →INFOPOOL →NATURWISSENSCHAFTEN → KLIMA

FORSCHUNG/236: Urzeitliche Treibhauswelt war warm von Pol zu Pol (Universität Utrecht)


Pressemitteilung der Universität Utrecht vom 06.10.2009

Urzeit-Treibhaus war warm von Pol zu Pol

Wassertemperaturen am Rande des Südpols vor 50 Millionen Jahren waren tropisch


In der 60-50 Millionen Jahre zurückliegenden, extrem warmen 'Treibhauswelt' war der Unterschied zwischen den Meerestemperaturen am Äquator und an den Polen nur minimal. Das ist das wichtigste Ergebnis eines Teams von Wissenschaftlern der Universität Utrecht, Niederlande, des Königlich-Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) und der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. Das wissenschaftliche Team um Peter Bijl konnte zeigen, daß die Wassertemperaturen in den Randbereichen um die Antarktis zu jener Zeit den Wert von 30°C überstiegen. Die Ergebnisse wurden diese Woche in 'Nature' veröffentlicht.

Sie basieren auf Sedimentanalysen von Bodenproben aus dem Ozean östlich von Tasmanien. In der Zeit des frühen Paläogens (vor 60-35 Millionen Jahren) grenzte diese Region an die Antarktis. Da die Polargebiete besonders empfindlich auf Klimaveränderungen reagieren, konzentriert sich ein Großteil der Forschung zur globalen Erwärmung auf diese Gebiete.

Durchbruch

Wissenschaftler der Universität Utrecht und des Königlichen NIOZ haben in einer Reihe früherer Artikel in 'Nature' und 'Science' bereits Manifestationen des Treibhausklimas in arktischen Regionen, wie die Einwanderung tropischer Algen und Wassertemperaturen von bis zu 24°C, dargestellt. Die Wassertemperaturen an den Rändern des arktischen Kontinents im Treibhausklima blieben indessen die 'große Unbekannte' für Klimaexperten. Wie in 'Nature' veröffentlicht, gelang der interdisziplinären Forschung jetzt der Durchbruch.

Temperaturgradient

Die Resultate zeigen auf, daß der Temperaturgradient der Meeresoberflächen von Pol zu Äquator während des Treibhausklimas gegen Null ging. Nach der wärmsten Phase (vor etwa 50 Millionen Jahren) kühlte die Welt allmählich in einen 'Kühlhaus'-Zustand wie heute ab. Mit dieser Abkühlung wandelte sich der Temperaturgradient mehr und mehr zu seiner heutigen Form.

Klimaveränderung der Zukunft

Das gesellschaftliche Interesse liegt auf der Hand: Das Urzeit-Treibhaus wird allgemein als potentielle Analogie zu künftigen Klimaverhältnissen angesehen. "Die urzeitliche Treibhauswelt von vor 50 Millionen Jahren wird im allgemeinen als Analogie zu zukünftigen Klimaverhältnissen angesehen", sagt Peter Bijl, Paläoklimatologe der Universität Utrecht. "Diese Felddaten implizieren, daß die Temperaturen an den Polen viel höher sein können, als die IPCC-Computermodelle für eine Welt mit hohen CO2-Werten vorhersagen. Der Klimawandel könnte dann wiederum noch weitaus ernster werden als die schlimmsten Szenarien des IPCC."

Veröffentlichung
Letter in 'Nature': Early Palaeogene Temperature evolution of the Southwest Pacific Ocean, von Peter K. Bijl, Stefan Schouten, Appy Sluijs, Gert-Jan Reichart, James C. Zachos und Henk Brinkhuis.

Bild
Das vom IODP [Integrated Ocean Drilling Program] betriebene Forschungsschiff 'Joides Resolution' ist in der Lage, die in Ozeansedimenten gespeicherte Ozeangeschichte Kilometer für Kilometer an die Oberfläche zu bringen. Im Jahr 2000 konnte das Schiff bei Bohrungen vor der Küste Tasmaniens erfolgreich Sedimente aus der urzeitlichen 'Treibhauswelt' von vor 50 Millionen Jahren gewinnen. Bild, mit freundlicher Genehmigung, William Crawford, IODP-Texas, A&M Universität.

Dieses Forschungsprojekt wurde von der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) finanziert.

Übersetzung aus dem Englischen:
Redaktion Schattenblick


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 6. Oktober 2009
Universität Utrecht, Niederlande
Pressestelle
Allgemeine Postadresse:
P.O Box 80125, 3508 TC Utrecht, Niederlande
Tel.: +31 30 253 91 11 (Vermittlung)
Internet: www.uu.nl

übersetzt vom und veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2009