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WETTER/259: Deutschlandwetter im Winter 2018/19 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 27.02.2019

Deutschlandwetter im Winter 2018/19

Ein sehr milder und niederschlagsreicher Winter mit viel Sonnenschein


Offenbach, 27. Februar 2019 - Die zurückliegenden drei Wintermonate verliefen sehr unterschiedlich: Im Dezember führten atlantische Tiefdruckgebiete meist sehr milde Luft sowie häufige, überwiegend als Regen fallende Niederschläge heran. Im Januar drehte die Strömung auf Nordwest, so dass sich die Wolken an den Nordrändern der Gebirge stauten und dort enorme Schneefälle auslösten. Insgesamt zeigte sich der Januar eher nasskalt. Im Februar sorgten dann zahlreiche Hochdruckgebiete für außergewöhnlich viel Sonnenschein und sehr große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Zusammengefasst fiel der Winter bei einer insgesamt positiven Niederschlagsbilanz und einem deutlichen Sonnenscheinüberschuss erheblich zu mild aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Alle drei Wintermonate lagen über dem Temperaturdurchschnitt

Mit 2,8 Grad Celsius (°C) lag im Winter der Temperaturdurchschnitt diesmal um 2,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 1,9 Grad. Damit landete auch der Winter 2018/19 mit unter den wärmsten seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881. Sehr milde Luft, die meist vom Atlantik heranwehte, ließ das Quecksilber im Dezember häufig auf mehr als 10 °C steigen. Noch höher kletterte die Temperatur im Februar: Obwohl in den meist klaren Nächten noch verbreitet leichter bis mäßiger Frost herrschte, zeigte das Thermometer besonders in der zweiten Monatshälfte tagsüber deutlich über 15 °C. In Kaiserslautern verzeichnete man am 26. fast schon sommerliche 21,3 °C. An mehreren Messstellen wurden in diesen Tagen neue Rekorde der Tageshöchsttemperatur registriert. Tiefere Temperaturen und einige Tage mit Dauerfrost gab es vor allem im Januar: Mit -18,6 °C meldete am 21. Januar Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge den tiefsten Wert.

Insgesamt reichlich Niederschlag mit markanten Schneefällen im Januar

Mit rund 210 l/m² überstieg die Niederschlagsmenge den Klimawert von 181 l/m² um 17 Prozent. Obwohl der Winter insgesamt sehr mild war, bleiben trotzdem die markanten Schneefälle in Bayern und Sachsen in Erinnerung. Stellenweise wurden Rekorde gebrochen, die bis 1948 zurückreichen. Auch die Zugspitze meldete mit 974,8 l/m² einen neuen Winterrekord. In Ruhpolding-Seehaus fielen von Dezember bis Februar zusammen rund 1000 l/m². Selbst abseits der Gipfel konnte man zeitweise über zwei Meter Schnee messen, so am 13. in Anger-Stoißberg, nördlich von Bad Reichenhall, mit einer Schneehöhe von 240 cm. Deutlich zu trocken blieb dieser Winter dagegen vor allem im Thüringer Becken, wo gebietsweise weniger als 75 l/m² fielen.

Viel Sonnenschein - vor allem im Februar

Der Sonnenschein überstieg sein Soll mit rund 200 Stunden um 29 Prozent. Am meisten zeigte sich die Sonne vom Hochrhein bis ins Allgäu, mit örtlich mehr als 280 Stunden. An mehreren Messstellen gab es neue Winterrekorde - so auch an der Station Mainz-Lerchenberg (ZDF), wo mit rund 206 Stunden ein Rekord von 1956 gebrochen wurde. An einigen anderen Messstellen kamen kaum 140 Stunden zusammen.


Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2018/19
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein erreichte 3,9 °C (0,9 °C), etwa 165 l/m² (180 l/m²) und knapp 180 Sonnenstunden (138 Stunden). Hamburg war mit 4,3 °C (1,2 °C) das zweitwärmste und mit knapp 170 Stunden (134 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug gut 195 l/m² (174 l/m²).

Niedersachsen und Bremen: Im Winter 2018/19 zählte Niedersachsen mit 4,1 °C (1,2 °C) zu den wärmeren Bundesländern. Der Niederschlag summierte sich auf fast 190 l/m² (177 l/m²) und der Sonnenschein auf annähernd 185 Stunden (135 Stunden). Bremen war mit 4,5 °C (1,5 °C) das wärmste Bundesland. Der Niederschlag betrug gut 165 l/m² (165 l/m²) und der Sonnenschein rund 175 Stunden (140 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Hier lag die Mitteltemperatur bei 3,5 °C (0,2 °C). Mecklenburg-Vorpommern war im Winter 2018/19 mit knapp 145 l/m² (130 l/m²) ein vergleichsweise trockenes und mit etwa 165 Stunden (144 Stunden) das vergleichsweise sonnenscheinärmste Bundesland.

Brandenburg und Berlin: Brandenburg kam auf eine Durchschnittstemperatur von 3,3 °C (0,1 °C) und war mit etwa 130 l/m² (123 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Die Sonne schien nahezu 190 Stunden (150 Stunden). Berlin verzeichnete im Mittel 3,7 °C (0,4 °C) und war im Winter mit rund 120 l/m² (131 l/m²) das trockenste Bundesland. Die Sonne zeigte sich gut 175 Stunden (147 Stunden).

Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt landete durchschnittlich bei 3,6 °C (0,4 °C) und war mit etwa 135 l/m² (119 l/m²) ein vergleichsweise trockenes Bundesland. Die Sonnenscheindauer lag bei über 200 Stunden (145 Stunden). Am 9. Januar musste die Brockenbahn samt ihrer Fahrgäste aus großen Schneemassen befreit werden.

Sachsen: Sachsen war im Winter 2018/19 mit 2,1°C (-0,4 °C) ein vergleichsweise kaltes Bundesland. Mit annähernd 220 l/m² erreichte es 144 Prozent des Solls (152 l/m²). Die Sonne zeigte sich knapp 190 Stunden (161 Stunden). In der ersten Januarhälfte stauten sich von Nordwesten heranziehende Niederschlagsgebiete immer wieder am Erzgebirge und führten zu riesigen Schneemassen. In Carlsfeld erhöhte sich die Schneedecke am 9. Januar von 59 auf 92 cm. Dadurch war der Ort abends nicht mehr zu erreichen. Am 4. Februar lagen dort 109 cm. Die bundesweit tiefste Temperatur des Winters 2018/19 meldete einmal mehr Deutschneudorf-Brüderwiese am 21. Januar mit -18,6 °C.

Thüringen: Mit 2,4 °C (-0,6 °C) war Thüringen ein relativ kaltes Bundesland. Außerdem registrierten die DWD-Experten eine Niederschlagsmenge von fast 195 l/m² (159 l/m²). Die Sonnenscheindauer in Thüringen lag diesmal bei etwa 185 Stunden (148 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen zeigte sich im Winter 2018/19 mit durchschnittlich 4,0 °C (1,7 °C) als ein warmes und mit beinahe 265 l/m² (223 l/m²) als ein niederschlagsreiches Bundesland. Die Sonnenscheindauer betrug etwa 195 Stunden (151 Stunden).

Hessen: Für Hessen notierten die DWD-Experten 2,7 °C (0,3 °C), eine Niederschlagssumme von aufgerundet 205 l/m² (193 l/m²) und gut 185 Sonnenstunden (136 Stunden).

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz kam im Winter 2018/19 auf durchschnittlich 3,1 °C (0,9 °C), beinahe 250 l/m² (200 l/m²). Es war mit etwa 220 Stunden (152 Stunden) ein sehr sonnenscheinreiches Bundesland. Am 26. Februar kletterte die Temperatur in Kaiserslautern auf fast schon sommerliche 21,3 °C.

Saarland: Hier lag die Durchschnittstemperatur des Winters 2018/19 bei 3,1 °C (1,2 °C). Das Saarland war mit annähernd 320 l/m² (255 l/m²) das mit Abstand niederschlagsreichste und mit nahezu 225 Stunden (155 Stunden) das sonnenscheinreichste Bundesland.

Baden-Württemberg: Im Winter 2018/19 präsentierte sich Baden-Württemberg mit 2,1 °C (0,0 °C) als das zweitkälteste, mit mehr als 250 l/m² (224 l/m²) als ein niederschlagsreiches und mit über 220 Stunden (169 Stunden) als das zweitsonnenscheinreichste Bundesland. Am 13. Januar lagen in Wangen im Allgäu 72 cm und am 29. Januar in Baiersbronn-Ruhestein im Schwarzwald 130 cm Schnee. Die größte 24-stündige Niederschlagsmenge des Winters fiel am 23. Dezember in Vöhrenbach-Urach im Schwarzwald mit 102,2 l/m².

Bayern: Bayern war im Winter 2018/19 mit 1,2 °C (-1,0 °C) das kälteste, mit beinahe 260 l/m² (200 l/m²) ein niederschlagsreiches und mit gut 210 Stunden (171 Stunden) ein sehr sonnenscheinreiches Bundesland. In der ersten Januarhälfte stauten sich Niederschlagsgebiete aus Nordwesten immer wieder an den Alpen und führten dort zu extremen Schneemengen. Zahlreiche Orte versanken regelrecht im Schnee und meldeten neue Stationsrekorde. Am 13. Januar lagen in Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall 240 cm. In mehreren Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Viele Bäume brachen unter der Schneelast zusammen. In Aying bei München wurde so am 10. Januar ein Junge von einem Baum erschlagen. Am 14. Januar traf eine Lawine ein Hotel in Balderschwang - verletzt wurde zum Glück niemand. In Ruhpolding-Seehaus fielen in den ersten beiden Januarwochen beeindruckende 436,7 l/m², im gesamten Winter etwa 1000 l/m². Am 18. Februar meldete Reit im Winkl nach einem Frühminimum von -11,8 °C ein Tagesmaximum von +14,1 °C.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitenwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 2019

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27.02.2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2019

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