MELDUNG/207: horus aktuell 22/2011 - Haken (DVBS)
DVBS - horus aktuell 22/2011 - 24. Oktober 2011
Haken ...
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Da erzählt die Bahn in einer Pressemeldung vom 18.10.2012 von neuen Direktverbindungen zum Fahrplanwechsel im Dezember, z.B. zwischen Marburg und Berlin. Man freut sich über die schöne, bunte Zugfahrtwelt und fast überliest man?
"[...] Beim Kauf bis zum 10. Dezember bietet die DB alle Fahrkarten noch zu den aktuell gültigen Preisen an. Kunden haben so die Möglichkeit, ihre Tickets zum Beispiel für die Weihnachtsreise noch vor den Preisanpassungen zum 11. Dezember zu kaufen. [...]"
Preisanpassungen...? Da ist er doch, der Haken. Apropos ...
(N)icht (A)usreichende (P)lanung
Eigentlich steht das Kürzel NAP für den nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur UN-Behindertenrechtskonvention. Doch bei einer Anhörung im Sozialausschuss des Bundestages in der vergangenen Woche wurde deutliche Kritik am 213 einzelne Maßnahmen umfassenden Plan geäußert. Im Presseticker des Bundestages lesen wir?
"[...] Theresia Degener, Professorin an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland Westfalen Lippe in Bochum, hob positiv hervor, dass der Aktionsplan die Behindertenfrage klar zu einer Menschenrechtsfrage gemacht habe und Deutschland hier eine Vorreiterrolle spiele.
Kritischer äußerte sich Sigrid Arnade, Mitbegründerin vom "Netzwerk behinderter Frauen Berlin e.V.": "Der NAP entspricht nicht unseren Erwartungen." Sie kritisierte vor allem, dass es mit den Betroffenen keine Partizipation auf Augenhöhe gegeben habe und der NAP ein "munteres Bündel" verschiedener Maßnahmen sei, die zum Teil schon abgelaufen seien. Zudem dürfe man Menschenrechte nicht unter einen Haushaltsvorbehalt stellen, also deren Durchsetzung, wie ein selbstbestimmtes Wohnen, nicht von der Kostenfrage abhängig machen. Diesen Punkt sprach auch Felix Welti, Professor für Humanwissenschaften an der Universität Kassel, an: Es gebe ein Menschenrecht auf Privatheit und deshalb müsse man gerade beim Thema Wohnen den Kostenvorbehalt zurücknehmen.
Auf die finanzielle Situation behinderter Menschen ging auch Petra Hilbert ein, die selbst Opfer der Contergan-Affäre und deshalb an den Rollstuhl gebunden ist. Der NAP enthalte keine Aussagen zur finanziellen Absicherung behinderter Menschen. Wenn man jedoch eine selbstbestimmte Teilhabe durchsetzen will, brauche man ein separates Teilhabegesetz, so Hilbert. In dieselbe Richtung äußerte sich Claudia Tietz, Referentin beim Sozialverband Deutschland. Ein eigenständiges Leistungsgesetz sei unbedingt nötig, denn es sei schwer nachvollziehbar, dass es einkommens- und vermögensabhängige Leistungen im Fürsorgerecht gibt, sagte Tietz."
Diba, Du und Dein Verein?
Eine nette Aktion hat sich eine bekannte Direktbank da ausgedacht. Man melde sich als Verein an und mobilisiere seinen Freundeskreis zur Stimmabgabe, bis zu dreimal pro E-Mail-Adresse. Das Problem: Bevor man die E-Mail zur Stimmabgabe bekommt, muss ein Zahlencode eingegeben werden und der liegt als CAPTCHA vor. Blinde Menschen können nicht voten, weder für den DVBS noch für sonst einen der ca. 10.000 Vereine, die sich bis zum 15.11.2012 um die 1000 mal 1000 Euro bewerben, die die Bank den Vereinen geben will, die die meisten Stimmen für sich mobilisieren.
Der DVBS schrieb das Geldinstitut an und fragte nach einer barrierefreien Alternative. "Die Nutzung der CAPTCHAs ist aus Sicherheitsgründen notwendig. Aktuell können wir Ihnen leider keine Lösung anbieten. Bitte haben Sie dafür Verständnis.", hieß es von Dort. Nein, haben wir nicht, denn es gibt auch hörbare CAPTCHAs.
Wie dem auch sei: Wer sehen kann, der stimme bitte für den DVBS. Von der Startseite des Vereins unter der Überschrift "... mit Ihrer Hilfe" führt ein Link direkt zur Abstimmung. Der Gedanke der Selbsthilfe Blinder und Sehbehinderter, der schon so viel bewirkt hat, hier stößt er an seine Grenzen - leider!
http://www.dvbs-online.de
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal
Ihr
Michael Herbst
DVBS Öffentlichkeitsarbeit
Der Newsletter "horus aktuell" ist ein gemeinsamer Informationsdienst des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (Blista).
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(Dort findet sich unten auf der Seite außerdem das Formular zum Abonnieren des Newsletters.)
Redaktion:
Michael Herbst (V.i.S.d.P.), DVBS
Rudi Ullrich, Blista
Susanne Schmidt, DVBS
Wilhelm Gerike, DVBS
Irmgard Behrens, Blista
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Quelle:
Newsletter "horus aktuell" 22/2011 vom 24.10.2011
http://www.dvbs-online.de/nl472.htm
DVBS - Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten
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Internet: www.dvbs-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2011