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MEDIEN/220: 50 Jahre DER RING - Kundenorientiert und Spielräume sichernd in die Zukunft (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - November 2011

50 Jahre DER RING 1961-2011
Kundenorientiert und Spielräume sichernd in die Zukunft

von Petra Wilkening


Frauen in der Bruderschaft, behinderte Menschen, die mit "Sie" angesprochen werden wollen - Friedrich von Bodelschwingh ist verwirrt, als er im Jahr 2006 in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel an einem Jubiläumsfernsehgottesdienst zu seinen Ehren "teilnimmt". Es ist sein 175. Geburtstag. Das Bethel seiner Zeit hat sich beachtlich weiterentwickelt - und es ist bis heute in Bewegung. Auch seit 2006 kann DER RING immer wieder über neue Projekte und große Veränderungen berichten.


Einer Veränderung hätte Friedrich von Bodelschwingh vermutlich sofort zugestimmt: Ab Januar 2010 heißen die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel "v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel". Sowohl für die ambulante Betreuung wie auch für regional verteilte Angebote treffe der Anstaltsbegriff nicht mehr zu, zitiert DER RING im Oktober 2009 die Verwaltungsratsvorsitzende Dr. Ingeborg von Schubert. Außerdem sei das Wort "Anstalt" negativ behaftet. Auch Friedrich von Bodelschwingh hing nicht an dem Begriff "Anstalt". Er benannte die "Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische" 1874 in Bethel um. Erst 1985 wurden daraus die "v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel".

Im Oktober 2010 kann DER RING einen weiteren "Beschluss mit historischem Ausmaß" vermelden. Lobetal wird neben Bethel, Sarepta und Nazareth die vierte Stiftung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. "Mit diesem Zusammenschluss", so Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl, "wird eine Trennung überwunden, die besonders in den Jahren des Kalten Krieges schmerzte."


Bethel und der Birkenhof

Einen anderen Zusammenschluss hat es bereits drei Jahre zuvor gegeben, als Bethel in Hannover Angebote der diakonischen Einrichtung Birkenhof übernommen hat. "Durch das Engagement Bethels seien die Angebote und Arbeitsplätze im Birkenhof gesichert", informiert DER RING im September 2007. Zu den neuen Bethel-Einrichtungen gehören 800 Altenhilfe-Plätze, 600 Ausbildungsplätze in Berufsfachschulen und Fachschulen, 350 Nutzer des ambulanten Pflegedienstes sowie 721 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit. In den kommenden Jahren sollen rund 10 Millionen Euro investiert werden.

Zu den großen Zusammenschlüssen kommen die "kleinen", die für die Mitarbeitenden nicht weniger große Auswirkungen haben. Im Stiftungsbereich Integrationshilfen in Bielefeld ist Schluss mit der "Versäulung". Die bisher getrennten Hilfen der Bereiche Psychiatrie, Sucht und Wohnungslosenhilfe werden ab 2010 zugunsten eines sozialräumlichen Konzepts gebündelt, kündigt DER RING im November 2009 an. Die Trennung der Arbeitsfelder sei häufig eine Barriere für die individuelle Hilfeplanung gewesen. Passgenaue Hilfen sind auch das Ziel des Projekts NaNa - "Nutzer/innenorientierte und aufgabenbezogene Neugestaltung von Arbeitsprozessen". DER RING stellt das Projekt im September 2006 vor. In den nächsten anderthalb Jahren sollen in mehreren Stiftungsbereichen Arbeitsabläufe analysiert und Bedürfnisse von betreuten Menschen ermittelt werden. Das "Vom-Kunden-her-Denken" müsse Standard in Bethel werden, betont Bethel-Vorstand Dr. Günther Wienberg.


Kulturelle Unterschiede

Unter den Betheler "Kunden" finden sich immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Im Stiftungsbereich Behindertenhilfe startet darum 2009 das Projekt "Migration und Behinderung". Hier soll erkundet werden, warum nur wenige Migranten die Hilfe Bethels in Anspruch nehmen. Gründe könnten ein Mangel an Informationen, fehlendes Vertrauen in Institutionen oder eine andere Haltung zur Behinderung sein, vermutet Projektleiter Gerhard Klekamp in der Mai-Ausgabe 2009. Das Projekt startet im Herbst.

Ebenfalls im Herbst 2009 lädt die Abteilung Bildung & Beratung Bethel nach Dortmund ein. Dort findet ein Fachtag zum Thema "Sucht und Migration" statt. Kulturelle und religiöse Unterschiede in die Gestaltung der Hilfeangebote einzubeziehen wird einer der neu formulierten strategischen Entwicklungsschwerpunkte Bethels, die DER RING im April 2011 vorstellt.

Für großes Aufsehen sorgt 2006 das Buch "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski. Die Jugendhilfe der 1950er- und -60er-Jahre mit ihren oft menschenverachtenden Methoden ist das Thema. In der Kritik steht auch die Diakonie Freistatt, die sich der Heimkinder-Debatte geöffnet hat und den Autor Anfang Mai 2006 zu einer Lesung in die Moorkirche einlädt. Bethel ergreift Partei für die ehemaligen Heimkinder und hat eine wissenschaftliche Aufarbeitung in Auftrag gegeben. Im November 2009 informiert sich Dr. Antje Vollmer in Freistatt über die Lebensverhältnisse von Fürsorgezöglingen und den Umgang mit dem Thema. Freistatt sei in der Aufarbeitung schon sehr weit, zitiert DER RING die Leiterin des vom Bundestag einberufenen "Runden Tisches Heimkinder" im Dezember 2009.


Politiker in Bethel

Zu den prominenten Gästen, über die DER RING seit 2006 berichten kann, gehören neben der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in dieser Zeit sogar zwei Mal nach Bielefeld-Bethel kommt, Bundespräsident Horst Köhler, Vize-Kanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier sowie Ursula von der Leyen. Als Ministerin für Familie und Senioren informiert sie sich im August 2009 in Hannover über die Arbeit im Altenzentrum Karl Flor.

Zwischen den erfreulichen Anlässen gibt es auch Grund zu großer Sorge. Das Ev. Krankenhaus Bielefeld schreibt negative Zahlen und muss saniert werden. Im Juli 2010 kann DER RING nach mehreren defizitären Jahren endlich melden: Das diakonische Klinikum ist wieder zukunftsfähig. Die Bilanz für 2009 ist positiv ausgefallen. Die Zukunft Bethels sichern will der Vorstand auch mit dem Projekt "Spielräume zurückgewinnen".

Im März 2009 kündigt DER RING an, dass die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche verschlankt werden sollen. Mit der Durchführung des Projekts ist die Unternehmensberatung Roland Berger beauftragt. Rund 100 volle Stellen können laut Roland Berger eingespart werden, informiert DER RING ein Jahr später im April 2010. Im Januar seien bereits 25 Prozent der beschlossenen Maßnahmen umgesetzt gewesen. Innerhalb von drei Jahren soll eine jährliche Einsparung von fünf Millionen Euro erreicht werden.


"Grundsteine" überall

In den Jahren seit 2006 entstehen wie schon zuvor in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel immer wieder neue Einrichtungen und Dienste. In Bielefeld-Bethel werden im Sommer 2006 die Häuser Arche und Noah für Kinder eingeweiht. In Bremen eröffnet Ende 2006 das Pflegezentrum am Doventor. Schon seit September desselben Jahres werden in Dortmund im neuen Haus Winterkampweg Menschen mit geistiger Behinderung und schweren psychiatrischen Erkrankungen betreut. Ob in Düsseldorf, in Hamm oder Castrop-Rauxel, Unna oder Bielefeld - an vielen neuen Standorten wird der "Grundstein" für künftige Jubiläen gelegt.

An aktuellen Jubiläen fehlt es zwischen 2006 und 2011 auch nicht: Über die 125-jährige Geschichte der Ortschaft Eckardtsheim in Bielefeld berichtet DER RING im April 2007, und auch die Zionskirche wird 125 Jahre alt - ein Thema im Januar 2010. Im Jahr 2006 feiert die Bethel-Mission ihr 100-Jähriges, im Jahr 2008 die Krankenpflegeschule des Ev. Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin, der Bethel-Verlag und das Bethel-Geld. Ebenfalls ein Jahrhundert liegt 2010 der Todestag von Friedrich von Bodelschwingh zurück. Anlass zur Berichterstattung geben auch die 50-jährigen Jubiläen, wie das des Dreyermannstifts in Breckerfeld 2008, der Kliniken des Ev. Krankenhauses Bielefeld am Standort Johannesstift und der Einrichtung Heimathof Homborn im Jahr 2009 oder ... das Jubiläum des RINGs in diesem Jahr.


In der Bethel-Stiftung nach von Bodelschwingh
Erscheint seit 50 Jahren monatlich der RING.
Dieses Blatt gibt regelmäßig Informationen
Für alle, die hier arbeiten, wirken und wohnen.
Ein anfangs dünnes Heft mit schwarz-weißen Bildern
Sollte die Entwicklung der Ortschaft schildern,
Doch weil der Platz bald nicht mehr hat genügt,
Wurden weitere Seiten und Farbfotos hinzugefügt.
Dort werden Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen gegeben,
Die sich jeweils zeitnah abspielen im Alltagsleben,
Die jeder nach seinen Interessen und Fähigkeiten
Besuchen kann zu verschiedenen Orten und Zeiten.
Auch Interviews zu aktuellen Themen
Hier einen wichtigen Platz einnehmen.
In denen werden zeitnahe Projekte besprochen,
Die teilweise schon sind angebrochen.
DER RING möge weiterhin bestehen
Und niemals durch Krisen untergehen,
Drum schütze Redakteure Gottes Segen
Auf ihren bevorstehenden Lebenswegen.
Interviewpartner und Leser leite er weitere Jahr,
Wie gestern und auch immerdar.

- Martin Hahn -
(Beschäftigter in der Betheler Botenmeisterei)


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Quelle:
DER RING, November 2011, S. 18-20
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2011