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VERBAND/642: Integrationshilfen - 10 Jahre Frauenberatung (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel - Juli 2009

Integrationshilfen: 10 Jahre Frauenberatung
Frauen brauchen andere Hilfen

Von Silja Harrsen


"Geschlechtsspezifische Beratung ist kein Auslaufmodell", betont Heike Erdbrink. Die Diplompädagogin arbeitet in der Beratungsstelle für Frauen in besonderen Lebenslagen in Bielefeld. Das Angebot wurde von Bethel und der Stadt Bielefeld ins Leben gerufen, als deutlich wurde, dass Frauen in Not ganz andere Hilfen brauchen als Männer. Im Juli vor zehn Jahren wurde die Anlaufstelle eingerichtet. Am 16. September wird das Jubiläum ab 10 Uhr in der Falkstraße 2 gefeiert.


Alles fing 1992 mit einem Frauenfrühstück an, das die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes Bethel und der städtischen Anlaufstelle Kavalleriestraße regelmäßig für wohnungslose Frauen organisierten. In den Gesprächen wurde schnell klar, dass die Beratungsangebote, die es gab, nicht zu den Problemen der Frauen passten. Denn Frauen sind anders wohnungslos. "Sie leben selten auf der Straße, sondern schlüpfen vielmehr bei Bekannten unter. Damit gehen sie Lebensverhältnisse ein, die sie schädigen können", erläutert Karin Kammerer, Leiterin des Sozialdienstes im Stiftungsbereich Integrationshilfen. So leben diese Frauen beispielsweise in Zweckgemeinschaften, in denen sie schutzlos und ihren Partnern ausgeliefert sind.


Arbeitskreis

Um den Bedürfnissen der Frauen Rechnung zu tragen, wurde der "Arbeitskreis wohnungsloser Frauen" gegründet. Daran beteiligten sich 13 Einrichtungen, die Erfahrungen mit Frauen in Not hatten, darunter auch der Sozialdienst, die Psychiatrische Klinik und das Otto-Riethmüller-Haus in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Der Arbeitskreis recherchierte erstmalig die Situation wohnungsloser Frauen in Bielefeld und ermittelte durch Fragebogen ihren Hilfebedarf. "Typische Frauenthemen sind Gewalterfahrungen, wiederholte Schwangerschaften, Inobhutnahme der Kinder, Essstörungen oder Verfolgung durch die Herkunftsfamilie. Daran müssen sich die Angebote orientieren", sagt Diplomsozialarbeiterin Friederike Beuter.

Es zeichnete sich ab, dass Frauen für ihre spezifischen Probleme eine eigene Anlaufstelle brauchen, in der sie von Mitarbeiterinnen beraten werden, die einen parteilichen und feministischen Ansatz vertreten. 1999 wurde daraufhin die erste Beratungsstelle für Frauen in besonderen Lebenslagen in der August-Bebel-Straße eröffnet. Anfangs gab es noch kein Zugangsverbot für Männer. "Das haben wir schnell geändert, weil sie sich schlecht benommen haben. Noch nie hat sich eine Frau über das Verbot beschwert", so Heike Erdbrink.


Veränderungen

In den zehn Jahren ihres Bestehens hat sich in der Beratungsstelle einiges verändert. Zum einen ist die Anlaufstelle in die Falkstraße 2 umgezogen und liegt somit noch zentraler. Zum anderen hat sich die Zahl der Ratsuchenden fast verdoppelt. Außerdem ist die Einrichtung, die vorher von Bethel und der Stadt gemeinsam getragen wurde, ganz in die Hände Bethels übergegangen. "Der Bedarf der Frauen ist jedoch gleich geblieben. Das ambulante Angebot hat sich bewährt. Stationäre Hilfen nehmen die Frauen erfahrungsgemäß nur schlecht an", berichtet Diplompädagogin Petra Hamelau-Stoll. Die Arbeit der vergangenen zehn Jahre beurteilen die Mitarbeiterinnen als erfolgreich. Die Adresse würde unter den betroffenen Frauen herumgereicht. Für sie ist die Einrichtung sowohl Beratungsstelle als auch Schutz- und Schonraum, in dem sie kurzfristig zur Ruhe kommen können.


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Quelle:
DER RING, Juli 2009, S. 15
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
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Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2009