Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

VERBAND/660: Zeitarbeit in Bethel - "Wir kommen, um zu helfen!" (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - September 2010

Zeitarbeit in Bethel
"Wir kommen, um zu helfen!"

Von Robert Burg


Viele Baustellen hat Ingeborg Jenkner in Bethel. Die Altenpflegehelferin, die für die Bethel-eigene Zeitarbeitsfirma "DiZ - Dienstleistung Zeitarbeit" im Einsatz ist, arbeitet in insgesamt sieben Einrichtungen. Mitunter wechselt sie den Arbeitsplatz täglich. Was manchem ein Graus wäre, gefällt der lebhaften Frau: "Mal anspruchsvolle Pflege, dann wieder Betreuung oder Präsenzdienste - ich mag die Abwechslung."


Wenn Ingeborg Jenkner von ihrer Arbeit spricht, erinnert wenig an die Schlagzeilen, mit denen eine bundesweite Drogeriekette Zeitarbeit in Verruf brachte. Für sie ist die Flexibilität wichtig, mit der sie ihre Einsätze planen kann. Außerdem schätzt sie an der DiZ den familiären Umgang. "Als meine Stute ein Fahlen bekam, wurde mir eine Glückwunschkarte zugeschickt", berichtet die passionierte Pferdehalterin. "Darüber habe ich mich total gefreut." Dass sie in Bethel immer wieder in neue Bereiche "eintaucht", macht ihr nichts aus: "Ob Patient oder Kollege - mit Herzlichkeit kommt man an die meisten Menschen 'ran."


Erfahren und ausgebildet

Seit fünf Jahren gibt es die Zeitarbeitsfirma in Bethel. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem Pflegefach- und Hilfskräfte, sind in vielen Einrichtungen tätig. So nehmen in Bielefeld alle Stiftungsbereiche den Dienst in Anspruch; eine Zweigstelle in Dortmund ist für Bethel vorOrt zuständig. Für die Mitarbeitenden gelten unterschiedlichste Arbeitszeitvereinbarungen, von Verträgen über eine geringfügige Beschäftigung bis hin zu 75-Prozent-Stellen. Die Vorstellung, es handele sich um "Mitarbeiter zweiter Klasse", sei inzwischen passé, so Gisela Jistel-Brosig, Geschäftsstellenleiterin der DiZ in Bethel. "Unsere Kräfte werden als erfahrene, ausgebildete Mitarbeiter wahrgenommen, die kommen, um zu helfen."

Auch Andrea Junge hat in der DiZ eine Arbeitsmöglichkeit gefunden, die sich nahtlos in ihre Lebenssituation integrieren lässt. Da sie bereits eine volle Stelle im Prüfungsamt einer Bielefelder Fachhochschule hat, ist sie nur abends oder an Wochenenden in Bethel im Einsatz, auf Basis der 400-Euro-Entlohnung. Die 44-Jährige ist eine von 28 Mitarbeitenden aus dem so genannten "Springerpool". Sie und ihre Kolleginnen werden vorrangig in der Altenhilfe eingesetzt, wo ständig kurzfristig einsetzbare Personalreserven benötigt werden, unter anderem aufgrund der hohen Arbeitsbelastung der Stammkräfte. Wenn Mitarbeitende krank werden oder in Kur gehen, fordern Pflegedienstleitungen Verstärkung in der DiZ. Andere Arbeitsfelder in Bethel sind neben der Altenhilfe die Klinik Mara, der mobile Dienst Bethel ambulant oder Einrichtungen des Stiftungsbereichs Integrationshilfen, beispielsweise das Fachkrankenhaus Rehoboth oder das Zentrum Süd. Jedem Einsatz muss von der MAV zugestimmt werden.


Ausgleich zur Büroarbeit

Da Andrea Junge Erfahrung in der Pflege mitbrachte, konnte sie sofort einsteigen. "Für mich ist das ein toller Ausgleich zur Büroarbeit." Ihr gefällt die körperliche Arbeit ebenso wie die zwischenmenschlichen Begegnungen. Sie ist für rund 30 Monatsstunden an verschiedenen Standorten in Bielefeld im Einsatz, im Pflegezentrum am Lohmannshof, im Pflegezentrum Quelle und im v. Plettenberg-Stift. Pro Schicht versorgt sie zwischen zehn und fünfzehn Bewohner. Mit der Betreuung durch die DiZ-Personalreferentin Lydia Müller ist sie sehr zufrieden: "Die lassen einen bei Problemen nicht alleine." Mit ihren "Kollegen auf Zeit", mit denen sie in den Einrichtungen zusammenarbeitet, machte sie bislang nur positive Erfahrungen: "Die meisten sind freundlich und dankbar, wenn wir kommen. Ich hab mich nie als Fremdling gefühlt."


Flexibler Personaleinsatz

Vor Kurzem wurden in der Zeitarbeit auch die Tarife erhöht: Seit April 2010 gilt der Tarif des Bundesverbands Zeitarbeit, der mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund abgestimmt wurde. Das Ergebnis ist eine Entlohnung, die dem in Bethel gängigen AVR-Tarif nahekommt. "Der Einsatz von Zeitarbeitskräften mit dem Ziel, Tarife zu umgehen, ist für den Arbeitgeber bedeutungslos geworden", betont Gisela Jistel-Brosig. "Überall, wo es große Belegungsschwankungen gibt, machen Springer für eine flexible Personaleinsatzplanung Sinn."


Chance für Festanstellung

Für die Mitarbeitenden der Zeitarbeitsfirma ist der praktische Einsatz vor Ort oft das Sprungbrett in eine Festanstellung. "In den vergangenen Jahren wurden viele Mitarbeitende von den Einrichtungen abgeworben", berichtet Gisela Jistel-Brosig.

Von diesem "Klebeeffekt" profitierten 2009 zwölf Personen, in diesem Jahr bis jetzt bereits zehn. Andere werden im Herbst eine Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger oder zum Pflegehelfer beginnen. "Es gibt viele Menschen, die gut arbeiten, aber sich selbst schlecht vermarkten. Über die Zeitarbeit bekommen sie eine Chance, sich in der Praxis zu bewähren."


Mitarbeiter gesucht

Individuelle Stundenpläne der Mitarbeitenden können in einem größeren Stellenpool viel besser realisiert werden als in einem kleinen Team, in dem nur zwei oder drei Mitarbeiter Schichten tauschen können. Daher ist die DiZ Zeitarbeit eine gute Adresse für Eltern, für frisch Ausgebildete in "Warteschleife" und für Menschen, die zwei Arbeitsplätze haben oder die wenig mobil sind. "Aber auch persönliche Eigenheiten sind okay", sagt Gisela Jistel-Brosig. "Bei uns gibt es zum Beispiel einen ausgesprochenen 'Nachtmenschen', der partout keine Frühdienste machen will. Das berücksichtigen wir dann."

Der aktuelle Fachkräftemangel sowie ein steigender Personalbedarf treffen nicht nur die stationären Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen, sondern auch die Zeitarbeitsfirmen. Daher werden ständig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesucht, die eine Fachausbildung oder Vorerfahrungen im Pflegebereich haben, etwa als Zivi, im Bethel-Jahr oder als Sozialhelfer. Sie erhalten eine gute Einarbeitung in das Arbeitsfeld und können in den Einrichtungen hospitieren. "Man sollte freundlich, geduldig und offen sein und sich in andere hineinversetzen können."


*


Quelle:
DER RING, September 2010, S. 16-17
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2010