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VERBAND/686: Unterstützung für Migranten - Alltagsbegleitung in vielen Sprachen (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Januar 2012

Bethel bietet Unterstützung für Migranten an
Alltagsbegleitung in vielen Sprachen

von Silja Harrsen


Ihre Wohnung in Bielefeld-Brackwede ist klein, aber gemütlich. Emma und Alexej Fendel fühlen sich jedenfalls wohl in ihrem Zuhause. Die 47-Jährige und ihr 56-jähriger Mann können den Supermarkt zu Fuß erreichen, und zur Straßenbahnhaltestelle ist es auch nicht weit. Vor sechs Jahren ist das Ehepaar Fendel von Russland nach Deutschland gezogen. Weil beide geistig behindert sind und kaum Deutsch sprechen, kämen sie in ihrem Alltag schlecht zurecht - wenn es nicht Julia Komleva gäbe.


Emma und Alexej Fendel haben Post von der Behörde erhalten. Julia Komleva übersetzt. Sie müssen zum Arzt. Julia Komleva kommt mit. Und wenn in der Wohnung etwas kaputt ist, kümmert sich die Bethel-Mitarbeiterin auch um den Reparaturdienst. "Wir verstehen uns gut", sagt Alexej Fendel auf Russisch und meint nicht nur die Sprache. Denn alle drei haben ähnliche Wurzeln. Das erleichtert den Umgang miteinander. "Es reicht nicht aus, die Sprache fließend zu sprechen. Ein gemeinsamer soziokultureller Hintergrund ist hilfreich, um die Probleme zu begreifen", sagt die 36-Jährige.

Rund 40.000 Menschen leben im Bielefelder Stadtteil Brackwede. Beinahe jeder dritte Einwohner hat einen Migrationshintergrund. Und unter den vielen Frauen und Männern gibt es auch Menschen, die eine Behinderung, eine Epilepsie oder eine psychische Erkrankung haben. "Die Familien kennen die Unterstützungsangebote meist gar nicht. Und wenn sie sie kennen, dann nehmen sie sie nicht an", so die Erfahrung von Detlef Kremser. Er ist Teamleiter des Ambulant Unterstützten Wohnens, das Bethel in Brackwede anbietet.

Damit die Unterstützung bei den Menschen ankommt, die sie brauchen, hat Bethel in Brackwede jetzt ein Beratungsangebot für behinderte Menschen mit Migrationshintergrund eingerichtet. Julia Komleva ist für russischsprachige und Mehmet Kutluer für türkischsprachige Mitbürgerinnen und Mitbürger zuständig. "Zurzeit liegt mein Arbeitsschwerpunkt aber eher darin, Kontakte zu knüpfen", sagt Mehmet Kutluer. Dafür verteilt er Flyer in türkischer Sprache zum Beispiel in türkischen Arztpraxen oder türkischen Cafés. "Es geht darum, die Angebote bekannt zu machen und die türkischen Mitbürger darüber zu informieren, dass sie einen Anspruch darauf haben." Mehmet Kutluer unterstützt momentan einen Klienten, der recht gut Deutsch spricht. "Für Hüseyin Bozoglu ist nicht die Sprache das Problem. Er braucht Begleitung, damit er sich in den deutschen Strukturen zurechtfinden und selbstständig leben kann", so der Bethel-Mitarbeiter, der sich als "Türöffner" zu den Unterstützungsangeboten in Brackwede versteht.

Zurzeit prüft Bethel in Brackwede, welche Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner gebraucht werden. "Wenn zum Beispiel eine behinderte Frau aus persönlichen Gründen nicht von einem Mann betreut werden will, dann wird sie von einer Frau unterstützt", betont Detlef Kremser. "Alle, die die Dienste des Ambulant Unterstützten Wohnens Brackwede nutzen, können sicher sein, dass nichts passiert, was sie nicht wollen."


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Quelle:
DER RING, Januar 2012, S. 14
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2012