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VERBAND/693: Beratung für hörgeschädigte Menschen in der Bethel-Schumacherei (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 17.08.2012

Gebärdensprache in Sachen Fuß und Bein

Beratung für hörgeschädigte Menschen in der Bethel-Schumacherei



Bielefeld-Bethel. Wenn Katrin Rietenberg mit Kunden spricht, merkt niemand, dass sie fast nichts hört. Die 31-Jährige versteht sie trotzdem. Denn sie kann von den Lippen ablesen. Katrin Rietenberg beherrscht darüber hinaus auch die Gebärdensprache. Damit kommuniziert sie mit gehörlosen Menschen. "Ein gutes Beratungsgespräch mit hörgeschädigten Menschen ist ohne Gebärdensprache nicht möglich", so die Orthopädie-Schuhtechnikerin. Diese Beratungslücke möchte sie jetzt schließen.

Ihr Chef findet das Vorhaben gut. "Wenn eine Mitarbeiterin etwas Besonderes kann, wie die Gebärdensprache, dann soll sie das auch beruflich einsetzen", so Wolfgang Nitz, der Leiter der Orthopädieschuhmacherei in Bethel. Katrin Rietenberg kennt das Netzwerk der hörgeschädigten Menschen in Bielefeld. Darüber will sie die neue Kundschaft gezielt ansprechen. Meister Nitz freut sich über das Engagement. Denn Katrin Rietenberg scheute sich lange Zeit vor Kundenkontakten. "Ich höre mich nicht, wenn ich spreche und kann nicht einschätzen, wie das auf andere wirkt", erläutert sie ihre Unsicherheit. Deshalb habe sie ein Handwerk gelernt, um mit Material und nicht mit Menschen zu arbeiten, sagt sie. Doch Wolfgang Nitz war der Meinung, dass Kundenberatung zum Fach dazu gehöre. Er ermunterte seine Mitarbeiterin, sich im Gespräch zu üben. "Jetzt redet sie ganz selbstverständlich mit den Kunden. Und seit kurzem macht es ihr sogar Spaß", freut sich der Schuhmachermeister.

In der Werkstatt in Bethel werden orthopädische Schuhe, Einlagen, Bandagen und Kompressionsstrümpfe mit der Hand gefertigt. Obwohl die Werkstatt nicht ganz ohne Maschinen auskommt, haben sich doch viele Tätigkeiten und Werkzeuge seit der Gründung 1878 kaum verändert. Katrin Rietenberg liebt ihren Beruf. Vor allem mag sie die Arbeit an der alten Adler-Ledernähmaschine. Weil sie so robust und zuverlässig sei, sagt sie. Der Schuhmachergesellin ist es wichtig, dass Schuhe perfekt sitzen. "Wenn der Kunde ein bestimmtes Paar Schuhe aus unserem Sortiment haben will, und sie passen nicht, verkaufe ich sie ihm nicht", sagt sie energisch mit Verweis auf die Berufsehre der Orthopädie-Schuhtechniker. Sie wollen Menschen helfen und ihnen nicht schaden. "Manch einer meint, dass Schuhe ruhig etwas größer sein dürfen. Doch das sind wahre Stolperfallen", warnt die Expertin. Die Regel beim Schuhkauf laute: vorne einen Daumenbreit Luft im Schuh.

Alle Informationen zu passendem Schuhwerk, der richtigen Pflege und dem täglichen Gebrauch von orthopädischen Einlagen kann die Schuhmacherin auch in Gebärdensprache vermitteln. Hörgeschädigten Menschen würde vieles vorenthalten, weil die Kommunikation so mühsam sei, so Katrin Rietenberg, die von Geburt an hochgradig schwerhörig ist. "Ich weiß wie das ist, wenn man nicht verstanden wird oder selbst nicht versteht." In Bielefeld leben 400 gehörlose Menschen. "In Sachen Fuß und Bein sind sie bei mir genau richtig", betont die Expertin. Wichtig sei aber, sich vorher bei ihr anzumelden. "Natürlich nicht telefonisch", wehrt sie lachend ab. Mit Fax und E-Mail könne sie mehr anfangen.


Orthopädie-Schuhtechnik Bethel
An der Tonkuhle 1
Bielefeld-Bethel
Fax. 0521 144-5522
E-Mail: wolfgang.nitz@bethel.de

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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 17.08.2012
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
Dankort, Quellenhofweg 25
33617 Bielefeld
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E-Mail: pr.information@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2012