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VERBAND/716: Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 2/2014

Hart an der Grenze
Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe



Viele ehrenamtllche Mitarbeiter in der Selbsthilfe kennen das Gefühl der Überforderung oder erkennen erste Anzeichen von Überlastung bei ihren Kollegen. Die Aufgaben nehmen nicht ab, es wird immer mehr Arbeit anstatt weniger. Dieses Gefühl kennen viele Engagierte in der Selbsthilfe. Im Rahmen des Projekts "Coaching für Kümmerer" wurden daher Methoden und Materialien entwickelt, die dabei unterstützen sollen, sich sowohl der eigenen Grenzen bewusst zu werden und zu lernen, diese zu achten, als auch innerhalb der Organisation für die Thematik der Überforderung in der Selbsthilfe zu sensibilisieren.


Wenn das freiwillige Engagement zur Belastung wird

Selbsthilfe bedeutet gegenseitige Unterstützung, gemeinsames Handeln und auch die Bestätigung, anderen helfen zu können und gebraucht zu werden. Die Aktiven fühlen sich dadurch gestärkt und schöpfen neue Lebenskraft. Jedoch ist ein Ehrenamt oft auch Arbeit, die neben der persönlichen Erfüllung auch Herausforderungen mit sich bringt.

Ob eine Aufgabe als Aufgabe, als Herausforderung oder als Überforderung wahrgenommen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sind genügend innere Ressourcen, etwa positive Motivation und Wissen vorhanden, stellt sich meist ein sehr gutes Gefühl ("das macht mir Spaß") ein. Aber auch die äußeren Rahmenbedingungen, wie ausreichend Zeit für die anstehende Aufgabe oder Anerkennung für das Engagement, sind besonders wichtige Faktoren. Tritt im Laufe der Zeit die Situation ein, dass nicht genügend innere und/oder äußere Ressourcen vorhanden sind, kann es - manchmal schleichend und unmerklich - zu einem Belastungserleben und somit zur Überforderung kommen.

Auf Überforderungssituationen reagiert der Mensch mit Stress. Dadurch wird Energie freigesetzt, die uns zu Höchstleistungen anspornen kann. Folgt auf eine Belastungsphase eine Zeit der Entspannung, regeneriert sich der Körper. Befindet sich der Körper hingegen in einem andauernden Stresszustand, können körperliche Beschwerden bis hin zu ernsthaften Organerkrankungen auftreten.


Wie kann Überforderung vorgebeugt werden?

Die eigenen Grenzen zu kennen und diese auch zu achten, ist dringend erforderlich, um gesund und motiviert zu bleiben. Sicherlich kennt jeder eine Vielzahl von Strategien, die ihm helfen, im Alltag Stress abzubauen: Sei es der abendliche Spaziergang mit dem Hund, die sportliche Betätigung oder ein Ausflug mit Freunden.

Über das "Gelegentlich etwas für sich tun" hinaus bestehen weitere individuelle Strategien, die dabei helfen können, Überforderungssituationen besser zu meistern:

  • Analyse der eigenen Überforderungssituation
  • Aufbau von Fertigkeiten, effektiv mit Stress umzugehen
  • Reduzierung der Belastungen

Darüber hinaus aber sollten auch die Organisationen Maßnahmen ergreifen, um der Überforderung Einzelner vorzubeugen. Im organisatorischen Bereich bestehen einige Möglichkeiten, die bei der Strukturierung und dem Management von ehrenamtlicher Arbeit hilfreich sein können:

  • Reduzierung der Sprechzeiten
  • Arbeitsteilung
  • Aufgabenbeschreibungen
  • Zeitpläne
  • Regelmäßige Supervisionen und Weiterbildungen
  • Organisationsberatung

Für die Sensibilisierung innerhalb der Organisationen wurden im Rahmen des Projekts "Coaching für Kümmerer" verschiedene Methoden und Materialien entwickelt, die individuell genutzt werden können:

  • Der Vortrag kann sowohl für einen ersten Einstieg in das Thema als auch für die konkrete Wissensvermittlung genutzt werden.
  • Der zweitägige Workshop wurde konzipiert und evaluiert, in dem sich Engagierte mit anderen Teilnehmenden über eigene Überforderungssituationen austauschen können.
  • Der "Methodenkoffer" bietet Referenten die Möglichkeit, die passende Methode für eine Schulung auszuwählen.
  • Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil, um Überforderung in der Selbsthilfe anzugehen.

Weiterhin zeigt die Erfahrung, dass man gerade in arbeitsintensiven Zeiten Gefahr läuft, das Thema "Überforderung" aus den Augen zu verlieren. Daher sollte in der Organisation ein "Beauftragter" das Thema "Überforderung" wachhalten.


Kontakt

Die BAG SELBSTHILFE e.V., die Deutsche Atzheimer Gesellschaft eV. und die Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V. haben sich im Rahmen dieses vom BKK Dachverband geförderten Projekts zusammengeschlossen.

Projektleiterin der BAG SELBSTHILFE
Sonja Liebherr, Tel.: +49211 31006-55
Mail: sonja.liebherr@bag-selbsthilfe.de
www.bag-selbsthilfe.de


KASTEN I
 
Das Handbuch

Das Handbuch "Hart an der Grenze - Herausforderung und Überforderung in der Selbsthilfe" befasst sich damit, wie diese aufgeführten Möglichkeiten und Strategien umgesetzt werden können. Als Schulungsbuch zeigt es anhand zahlreicher praxisnaher Beispiele und konkreter Handlungshilfen Wege auf, wie "Kümmerer" - trotz aller Herausforderung - gesund und motiviert bleiben können.

Das Handbuch beinhaltet Grundlagen zur Selbsthilfe, deren Möglichkeiten und Grenzen und zeigt das Spannungsfeld zwischen Ehren- und Hauptamt auf. Neben den Informationen zu "Überforderung", "Stress" und "Burn-out" vermittelt es Wissenswertes zur Prävention von Überforderung und gibt Anregungen, wie eine Organisation das Thema durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit verbreiten kann. Zahlreiche weitergehende Literaturhinweise, eine Checkliste zur Durchführung von Veranstaltungen und ein umfangreicher Methodenkoffer mit zahlreichen praktischen Anregungen zur Durchführung von Seminaren unterstützen Interessierte bei der Umsetzung von Maßnahmen.

Einzelexemplare des Handbuchs können bei der BAG SELBSTHILFE bestellt werden.


KASTEN II
 
Das Train-the-Trainer Seminar im Oktober 2014

Mit diesem Seminar werden Verantwortliche und Engagierte in der Selbsthilfe mit pädagogischem/psychologischem Hintergrund dabei unterstützt, die Sensibilisierung für Überforderung weiter in die Verbandsstrukturen zu tragen. Der Blick wird dabei auf die vorhandenen Ressourcen gerichtet. Über Kurzvorträge, Erfahrungsaustausch, Arbeitsgruppen, Rollenspiele u.v.m. werden Techniken vermittelt und eingeübt, die im Alltag hilfreich sind. Das Seminar findet vom 17. bis 18. Oktober 2014 in Erfurt statt. Durch die Unterstützung des BKK Dachverbandes sind die Teilnahme am Seminar, die Übernachtung im Einzelzimmer und die Verpflegung in 2014 noch kostenlos.

Weitere informationen sowie ein Anmeldebogen werden gerne auf Anfrage bei der BAG SELBSTHILFE zugesandt. Anmeldeschluss ist am 7. September 2014.

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Quelle:
Selbsthilfe 2/2014, S. 14-15
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
BAG SELBSTHILFE
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Telefon: 0211/3 10 06-0, Fax: 0211/3 10 06-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de
 
Die "Selbsthilfe" erscheint mit 4 Ausgaben pro Jahr.
Jahresbezugspreis:
Inland: 18,00 Euro zzgl. Porto und Versand
Ausland: 22,00 Euro zzgl. Porto und Versand
Einzelpreis: 5,00 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2014