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BILDUNG/679: Zur zweiten Phase der Exzellenzinitiative


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 15. Juni 2012

Exzellenzinitiative: Fokussierung auf Eliteunis geht an den dringendsten Problemen des deutschen Hochschulsystems vorbei



Zur zweiten Phase der Exzellenzinitiative erklärt Krista Sager, Sprecherin für Wissenschafts- und Forschungspolitik:

Die Exzellenzinitiative hat die internationale Sichtbarkeit, die Strategiefähigkeit durch Wettbewerb und die Kooperation zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung verbessert. Doch die Fokussierung auf diesen Wettbewerb, besonders auf die dritte Förderlinie der Eliteunis, läuft zunehmend an den dringendsten Problemen des deutschen Wissenschaftssystems vorbei.

Die internationalen Gutachter waren beeindruckt von der hohen Qualität der Forschung an deutschen Hochschulen in der Breite. Doch diese gute Qualität ist inzwischen durch die schlechte Grundfinanzierung der Hochschulen mittelfristig gefährdet. Dazu kommt die ungünstige Personalstruktur und die schlechte Perspektive für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Postdoc-Phase. Damit sind deutsche Universitäten im Wettbewerb um die besten Köpfe schlecht aufgestellt.

Die Einbeziehung der Lehre in die Exzellenzinitiative kommt deutlich zu spät. Zu lange wurde das Signal gesetzt, eine Universität könne auch ohne gute Lehre exzellent sein.

Außerdem bleibt die Frage der Nachhaltigkeit der Initiative bis heute völlig unbeantwortet - angesichts der Tatsache, dass die Länder die Anschlussfinanzierung nach 2015 schon wegen der Schuldenbremse nicht werden leisten können. Besonders die Eliteuni-Förderung droht zur Finanzierungsfalle zu werden.

Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung eine Verfassungsänderung einfordert, um in die Dauerfinanzierung der Eliteunis einsteigen zu können, die Länder und Universitäten aber mit den Hauptproblemen des deutschen Wissenschaftssystems alleine lässt. Das hat mit den versprochenen fairen Auf- und Abstiegschancen dann nichts mehr zu tun. Viele Universitäten haben sich längst auf den Weg gemacht, im Zuge der horizontalen Ausdifferenzierung ihre eigenen Zukunftskonzepte zu entwickeln. Dabei werden sie aber weitgehend allein gelassen.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. Juni 2012, Nr. 0546/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2012