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GESUNDHEIT/718: Tag der seelischen Gesundheit - Bahr ohne Gesamtkonzept


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 9. Oktober 2012

Tag der seelischen Gesundheit: Bahr ohne Gesamtkonzept



Zum Tag der seelischen Gesundheit erklärt Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Prävention und Patientenrechte:

Wir verlangen von der Bundesregierung endlich ein Gesamtkonzept, das Prävention, Behandlung und Unterstützung zusammendenkt. Das gehören: Arbeitsschutz und Stressreduktion am Arbeitsplatz, eine gut verzahnte gemeindenahe psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung sowie nachhaltige psychosoziale Begleitung.

Während die Krankenkassen in den letzten Jahren regelmäßig den Anstieg von psychischen Erkrankungen melden, antwortet das Bundesministerium für Gesundheit mit Fehlanreizen. Derzeit droht eine klammheimliche Einführung von Fallpauschalen für den Bereich der stationären Psychiatrie. Die wird dazu führen, dass gerade für die Schwerstkranken zu wenig Personal zur Verfügung steht - während es lukrativer wird, andere, weniger kranke, stationär zu behandeln, obwohl die in der ambulanten Versorgung besser aufgehoben wären. Auch die Vernetzung mit ambulanten Hilfen wird nicht befördert.

Im ambulanten Bereich sind Wartezeiten von 13 bis 15 Wochen auf eine Psychotherapie die Realität. Selbst bei schwerwiegenden Krankheitsfällen ist es nicht möglich, kurzfristig einen Termin zu bekommen. Da ist es schon paradox, wenn nach geltenden Kriterien für die Versorgungsplanung beinahe alle Regionen psychotherapeutisch als überversorgt ausgewiesen werden. Wir brauchen endlich neue Planungsgrundlagen; die jetzigen Zulassungsregeln für Psychotherapeuten gehen auf völlig veraltete Grundannahmen zurück und entsprechen nicht mehr dem realen Bedarf. Neun Monate nach In Kraft-Treten des Versorgungsstrukturgesetzes zeichnen sich hier noch immer keine Fortschritte ab.

Erwerbsarbeit ist ein wichtiger Faktor für die persönliche Zufriedenheit und die soziale Einbindung. Doch gleichzeitig nehmen durch Stress am Arbeitsplatz und die Angst vor einem Jobverlust seelische Belastungen und daraus resultierende Erkrankungen und Frühverrentungen massiv zu. Seit geraumer Zeit kündigt Minister Daniel Bahr eine nationale Präventionsstrategie an, legt aber außer einer Datenbank mit best-practise-Beispielen zur betrieblichen Gesundheitsförderung nichts vor. Wir fordern eine nachhaltige Strategie der Krankenkassen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung, die sich auch der psychischen Belastung am Arbeitsplatz annimmt und konkrete Arbeitsschutzregelungen zur Stressgefährdung und -reduktion einbezieht.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 9. Oktober 2012, Nr. 0861/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2012