Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → FAKTEN

PRESSEKONFERENZ/601: Statement von Kanzlerin Merkel anlässlich ihres Besuchs im Vatikan, 18.05.13 (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Mitschrift Pressekonferenz in Rom - Samstag, 18. Mai 2013
Pressestatement von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich ihres Besuchs im Vatikan



Guten Tag, meine Damen und Herren,

ich war heute bei Papst Franziskus eingeladen und hatte die Gelegenheit zu einem ausführlicheren Gespräch. Dies habe ich als eine große Freude, aber auch als Anerkennung und Ehre für Deutschland verstanden, und ich habe natürlich auch Grüße aus Deutschland überbracht.

Wir haben im Wesentlichen über die Themen der Globalisierung, der Europäischen Union und der Rolle Europas in der Welt gesprochen. Ich habe meinerseits noch einmal deutlich gemacht, dass es aus meiner Sicht sehr wichtig ist, dass wir die Grundlagen unserer Gesellschaften immer wieder pflegen und festigen.

Es wird ja mit Recht gesagt: Politik kann die Grundlagen einer Gesellschaft, von denen sie lebt, nicht alleine schaffen, sondern wir leben alle von Voraussetzungen, die nicht in unserer Hand liegen. In diesem Zusammenhang spielt die katholische Kirche aus meiner Sicht eine zentrale Rolle. Ich glaube, dass Papst Franziskus auch insbesondere deutlich gemacht hat, dass Europa auf der Welt gebraucht wird und dass wir ein starkes, ein gerechtes Europa brauchen. In diesem Sinne war dies für mich eine sehr ermutigende Diskussion.

FRAGE: Frau Bundeskanzlerin, Papst Franziskus hat diese Woche fundamentale Kritik an der Macht der Finanzmärkte geübt, an der fehlenden Ethik und auch der fehlenden Kontrolle des Staates. Er hat wörtlich gesagt: Geld soll dienen, nicht regieren. Inwiefern haben Sie diesen Gedanken für sich aufgegriffen? Inwiefern hat der heute auch in dem Gespräch eine Rolle gespielt?

MERKEL: Wenn ich über das Verhältnis von Globalisierung und der Arbeit der Regierenden spreche, dann hat das natürlich eine Rolle gespielt. Denn wir erleben, dass Krisen daraus entstanden sind, dass die soziale Marktwirtschaft nicht gegolten hat, dass Staaten alleine keine Leitplanken eingezogen hatten. Deshalb ist die Regulierung der Finanzmärkte ja auch unser zentrales Problem, unsere zentrale Aufgabe. Wir kommen dabei voran, aber wir sind längst noch nicht da, dass man sagen kann, dass eine solche Entgleisung aus den Leitplanken der sozialen Marktwirtschaft nicht wieder passieren wird. Insofern wird dieses Thema auch noch in diesem Jahr auf dem G20-Gipfel wieder eine fundamentale Rolle spielen. Es ist so: Die Wirtschaft ist dafür da, dass sie den Menschen dient. Dies ist in den vergangenen Jahren längst nicht überall der Fall gewesen.

FRAGE: Frau Bundeskanzlerin, ein Appell an Ihre bekannte Menschenkenntnis: Wie sehen Sie den Unterschied hinsichtlich der Akzente, sollten Sie ihn sehen, zwischen unserem ehemaligen deutschen Papst und dem jetzt ersten lateinamerikanischen Papst in der Geschichte der Kirche? Haben Sie ihn vielleicht auch nach Deutschland eingeladen?

MERKEL: Ich hatte ihn selbstverständlich schon bei der Amtseinführung als Papst Franziskus nach Deutschland eingeladen, zumal er ja auch schon in Deutschland war.

Ich möchte jetzt nicht die verschiedenen Päpste einordnen, aber ich freue mich sehr, dass es doch bereits zu sehr guten Begegnungen zwischen Papst Benedikt und Papst Franziskus gekommen ist. Ich sehe eine Kontinuität in der Frage der Missionierung und in der Frage des Bewusstmachens dessen, wie wichtig das Christentum für unsere europäischen Wurzeln ist. Ich glaube, dass Papst Franziskus durch zum Teil sehr einfache und berührende Worte Menschen erreicht und uns immer wieder deutlich macht, dass die Kirche nicht eingeschlossen sein darf, sondern dass die Kirche auch zu den Menschen gehen und Menschen ermuntern muss, sich dem Christentum zu öffnen. Diese Botschaft habe ich heute auch wieder gehört. Herzlichen Dank!

*

Quelle:
Mitschrift der Pressekonferenz vom 18. Mai 2013
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2013/05/2013-05-18-merkel-vatikan.html;jsessionid=FF4EE4AE5267849ED73D8C73567CA64D.s1t2
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Dorotheenstr. 84, 10117 Berlin
Telefon: 030 18 272-0, Fax: 030 18 10 272-0
E-Mail: internetpost@bpa.bund.de
Internet: www.bundesregierung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2013