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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1799: Landtag unterstützt Wildtierverbot (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 10 - Dezember 2011

Zirkus kann auch ohne Elefanten, Affen oder Raubkatzen ein Erlebnis sein.
Landtag unterstützt Wildtierverbot


Wildtiere wie Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner und Flusspferde sollen nach dem Willen des Bundesrats in der Zirkusmanege nicht mehr ihre Kunststücke vorführen. Die Länderkammer forderte die Bundesregierung am 25. November auf, eine Verordnung dafür zu erarbeiten. Bei den Wanderzirkussen, die von einem Ort zum anderen weiterziehen, seien Tierschutzprobleme bei Transport, Unterbringung und Dressur "systemimmanent", heißt es in der von Hamburg eingebrachten Entschließung, der sich eine Woche vor der Bundesratssitzung auch Schleswig-Holstein angeschlossen hat - mit fraktionsübergreifendem Votum.


Der Beschlussfassung im Kieler Landtag war allerdings eine lange Diskussion vorausgegangen. Denn: SPD, Grüne und Linke wollten auch Raubkatzen mit auf den Index setzen. Das hätte jedoch Probleme bereitet, denn diese Tiere sind in der Initiative von Hamburg nicht enthalten. Die fachpolitischen Sprecher der Fraktionen verständigten sich schließlich darauf, den Vorstoß der Oppositionsfraktionen an den zuständigen Umwelt- und Agrarausschuss zu überweisen. Dort soll nun versucht werden, eine separate Lösung für ein Haltungsverbot von Raubkatzen zu finden.

Löwen hätten ein ausgeprägtes Sozialverhalten sowie einen großen Bewegungsdrang, warb Antje Jansen (Linke) in der Debatte für die Aufnahme der Raubkatzen in die Verbotsliste. Dafür zeigte Günther Hildebrand (FDP) zwar Verständnis, gab aber zu Bedenken, dass dies die Einigung im Bundesrat gefährden könne. Am Ende hätte man dann nichts in den Händen, so Hildebrand.

Umweltministerin Juliane Rumpf (CDU) machte deutlich, dass das Parlament mit der Unterstützung der Bundesratsinitiative bei ihr offene Türen einrenne. Es könne nicht sein, so die Ministerin, dass "nicht domestizierte Tiere in engen Gehegen und Käfigen ihr Dasein fristen".

Nach einem ersten Vorstoß des Bundesrats für ein Verbot vor acht Jahren war der Bund nicht aktiv geworden. In der Begründung zu dem jetzt getroffenen Beschluss des Bundesrates wird darauf verwiesen, dass es mittlerweile in 13 Ländern der EU ein vollständiges Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus gebe.

Weitere Stimmen aus dem Plenum:

Barbara Ostmeier (CDU):
Die letzten Maßnahmen wie die Zirkusregisterverordnung haben zu keiner Verbesserung der Wildtierhaltung geführt. Das ist nicht hinnehmbar.
Sandra Redmann (SPD):
Angesichts der Mängel in der Tierhaltung gibt es zum Verbot von Wildtieren in Zirkussen keine Alternative.
Flemming Meyer (SSW):
An der unzumutbaren Haltung der Wildtiere hat sich nichts geändert. Den Großteil ihrer Zeit verbringen sie in engen Transportwagen. Außerdem verfügen nur wenige Zirkusse über ein Winterlager.

(Drs. 17/1864neu, /1981)


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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 10 im Dezember 2011, S. 9
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2012