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SCHLESWIG-HOLSTEIN/1926: Ausschuss sucht Rezepte gegen Stundenausfall (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 01 - Januar 2013

Ausschuss sucht Rezepte gegen Stundenausfall

Online-Datenbank auf dem Prüfstand



Viele Schüler freuen sich, wenn ihr Unterricht ausfällt. Die Eltern dagegen ärgern sich in der Regel, und die Politik sucht schon seit langem nach Gegenmitteln. Das Thema Unterrichtsausfall stand Anfang Januar erneut auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses. Ein Fazit der Diskussion: Einfache Lösungen gibt es nicht.


Die Zahlen des Bildungsministeriums sind auf den ersten Blick wenig dramatisch. Laut dem aktuellen Bericht zur Unterrichtssituation sind im vergangenen Schuljahr lediglich 2,09 Prozent der geplanten Stunden ausgefallen. Der Landesrechnungshof (LRH) geht jedoch an den Gymnasien von bis zu zehn Prozent Fehlzeiten aus. Vor diesem Hintergrund rief die CDU-Abgeordnete Heike Franzen in der Ausschusssitzung dazu auf, "erst einmal zu definieren, was Unterrichtsausfall eigentlich ist".

Der LRH, dessen Experten dem Bildungsausschuss Rede und Antwort standen, zählt zum Beispiel auch Vertretungsstunden als ausgefallen, wenn der geplante Fachunterricht nicht stattfindet - etwa wenn der Mathe-Lehrer in der Französisch-Stunde einspringt. Gegen diese strenge Messlatte äußerte Kai Vogel (SPD) Bedenken. Auch wenn die angesetzte Stunde nicht stattfinde, werde die Zeit oft pädagogisch sinnvoll genutzt, so Vogel, beispielsweise zur Berufsorientierung, für Exkursionen oder für "Bastelstunden vor der Weihnachtsfeier".

Im Ausschuss wurde zudem die Frage erörtert, wie die Ausfallstunden besser als bisher statistisch erfasst werden können. Denn: Die schleswig-holsteinische Online-Datenbank ODIS, in der die Schulen ihre Ausfälle eintragen, steht schwer in der Kritik. ODIS verzeichnet zwar den Unterrichtsausfall, aber eben nicht den "Fachausfall", wie Ulrich Eggeling vom LRH monierte. Er mahnte ein gemeinsames "Landesnetz Bildung" mit einem "elektronischen Klassenbuch" an, denn eine landesweit einheitliche Software für alle Schulen gibt es zurzeit nicht.

Das liege auch am Konnexitätsprinzip in der Landesverfassung, so die Ausschussvorsitzende Anke Erdmann (Grüne): Wenn das Land den Kommunen als Schulträger ein spezielles Computer-Programm vorschreibe, müsse es auch die Kosten tragen. Hier schlug Uli König von den Piraten als Lösung eine gebührenfreie Open-Source-Software im Internet vor.

Regina Kasten vom LRH rief die Schulen auf, den "vorhersehbaren" Ausfall herunterzufahren: Fortbildungen oder Konferenzen könnten auch am Nachmittag stattfinden, und während der mündlichen Abi-Prüfungen müsse man nicht allen anderen Schülern drei Tage frei geben. Diese Vorschläge unterstützte Jette Waldinger-Thiering (SSW) mit Blick auf das dänische Schulsystem: Dort gebe es grundsätzlich keine Konferenzen in der Schulzeit - "und auch kein Hitzefrei". Bildungsstaatssekretär Dirk Loßack warnte indes vor einer Straffung des mündlichen Abis. Wenn die Schule ihre Prüfungen auf zwei Tage konzentriere, würden die Examen bis in die Abendstunden dauern, so Loßack.

Das Thema hatte das Plenum zuletzt im Dezember beschäftigt (s. Landtagszeitung 09/12). Nun soll die Debatte Ende Januar im Ministerium fortgesetzt werden.

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 01 im Januar 2013, S. 13
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2013