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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2195: Dringend nötig ist mehr Schwimmunterricht (Der Landtag)


Der Landtag - Nr. 04 / Dezember 2017
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Dringend nötig: mehr Schwimmunterricht


Viele Kinder in Schleswig-Holstein erhalten nicht den gesetzlich vorgesehenen Schwimmunterricht - etwa weil Lehrer fehlen oder weil marode Schwimmhallen geschlossen bleiben. Die AfD forderte deswegen im November eine Bestandsaufnahme der Lage im Lande. Die anderen Fraktionen sahen ebenfalls Handlungsbedarf - allerdings nicht nur seitens der Politik.


"Es verstößt gegen die gesetzlichen Vorgaben", dass viele Grundschulen nur manchmal oder gar nicht Schwimmunterricht erteilten, so der AfD-Abgeordnete Frank Brodehl. Es sei endlich Zeit für eine "Erhebung des Ist-Zustandes", um dann ein Konzept gegen die Schwimm-Ausfälle zu erarbeiten.

"Wir wissen ganz genau, an welchen Schulen kein Unterricht erteilt wird", entgegnete Bildungsministerin Karin Prien (CDU). So böten 108 der 474 schleswig-holsteinischen Grundschulen derzeit keine oder zu wenige Schwimmstunden an - etwa, weil sie keine Fachlehrer haben. Um gegenzusteuern, müssen im Lande alle Lehramtsstudenten für Sport auch Schwimmlehrer werden. Pädagogen aus anderen Bundesländern müssen sich weiterbilden. Alle anderen Fraktionen stellten sich im Grundsatz hinter die AfD-Forderung, legten dazu aber einen eigenen Antrag vor. Demnach soll die Regierung bis Herbst 2018 konkrete "Umsetzungsschritte" benennen. Kathrin Wagner-Bockey (SPD) betonte: "Es ist nicht so, als hätte sich vorher niemand um das Problem gekümmert". Bereits vor der AfD-Initiative seien die Landesmittel für den Schwimmsport "immer wieder aufgestockt" worden - allein im Jahr 2017 um 750.000 Euro auf 2,75 Millionen Euro. Das Jamaika-Sportstättenkonzept sieht weitere 7,5 Millionen Euro für die laufende Wahlperiode vor.

Außerdem sei das Problem viel komplexer, als die AfD es darstelle. Ines Strehlau (Grüne) mahnte "die Kooperation mit außerschulischen Partnern wie dem Schwimmverband und der DLRG" an. Anita Klahn (FDP) beklagte, dass viele Eltern keine Zeit hätten, ihren Kindern selbst das Schwimmen beizubringen. Und Jette Waldinger-Thiering (SSW) kritisierte die Kommunen, die vielfach "Spaßbäder" gefördert hätten, aber keine richtigen Schwimmhallen.

Barbara Ostmeier (CDU) wies darauf hin, dass nur jeder zweite Viertklässler in Schleswig-Holstein schwimmen könne. Ertrinken sei eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern. Nach Angaben der Landesregierung gibt es 293 Hallen-, Frei- und Naturbäder im Lande. Allerdings müsse davon knapp die Hälfte saniert werden. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zeigt: Während in der Altersgruppe der Über-60-Jährigen 56 Prozent in der Grundschulzeit schwimmen lernten, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen nur 36 Prozent.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 04 / Dezember 2017, S. 19
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2018

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