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AFRIKA/1025: Simbabwe - Aus dem Chaos der Landreform in die Gewinnzone, ein Agro-Multi zieht Bilanz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. August 2011

Simbabwe: Aus dem Chaos der Landreform in die Gewinnzone - Ein Agro-Multi zieht Bilanz

von Busani Bafana


Bulawayo, Simbabwe, 24. August (IPS) - Auch in afrikanischen Ländern mit wenig attraktiven Wirtschaftsbedingungen lassen sich mit Investitionen in der Agrarwirtschaft beachtliche Gewinne erzielen. Das beweist der in Simbabwe ansässige Agro-Multi 'AICO Africa', der es in wenigen Jahren zu einem der 30 erfolgreichsten Unternehmen des südlichen Afrikas gebracht hat.

Seinen Erfolg verdankt der internationale Konzern, der sich 2008 in Simbabwe etablierte, der Strategie, vom wirtschaftlich und politisch instabilen Simbabwe aus in Nachbarländer wie Malawi und Sambia zu expandieren, die günstige agrarpolitische Vorgaben bieten. Die AICO Afrika-Tochterunternehmen 'Cottco', 'Olivine Industries' und 'Seedco' sind seit den 1950er Jahren in der damaligen britischen Kolonie Rhodesien in der Baumwoll-, Saatgut- und Nahrungsmittelindustrie präsent.

Stolz verwies der AIC-Vorstandsvorsitzende Pat Devenish darauf, dass sich das Expansionskonzept nicht nur für den Konzern gelohnt hat, sondern auch für die mehr als 200.000 einheimischen Landwirte in der Region, die Baumwolle und Getreide anbauen. Um die Erträge der Bauern zu verbessern und ihnen zu höheren Erzeugerpreisen zu verhelfen, beliefert AICO sie mit verbessertem Saatgut, Düngemitteln und Pestiziden. Überdies versorgt der Konzern vor allem in Simbabwe, Sambia und Malawi Baumwollfarmer mit Informationen über moderne Anbaumethoden.

"Die Landreform in Simbabwe hatte unsere Produktionsbasis zerstört", berichtete Devenish. "Wir mussten einen Weg aus dem Chaos finden, um das Unternehmen am Leben zu erhalten. Nach drei Jahren stellten sich die ersten Erfolge unserer innovativen Strategie ein. Unser Konzept bestand darin, Erfahrungen und Fachwissen der Menschen in Nachbarländer zu exportieren, in denen wir zuvor Marktnischen ausgemacht hatten."

"Nach Jahrzehnten, in denen besonders unsere Firmen Cottco und Olivine Industries unter Devisenmangel und Preiskontrollen gelitten hatten, setzten wir auf den US-Dollar als Handelswährung. Damit wird es leichter, grenzüberschreitende Geschäfte abzuwickeln, Kredite aufzunehmen und Investitionsgüter zu importieren", erklärte der Konzernchef.


Gute Ernten

Der Erfolg kann sich sehen lassen: In diesem Jahr produzierten Malawis Farmer 3,6 Millionen Tonnen Baumwolle, 1,2 Millionen Tonnen mehr als die einheimische Nachfrage ausmacht. In Simbabwe will AICO Africa zusätzlich 200 Millionen Dollar für den Ankauf von 200.000 oder mehr Tonnen Baumwolle aufbringen.

Devenish, der den Konzern seit 2010 leitet, ist Mitglied von 'Frontier 100', einem Netzwerk von afrikanischen, europäischen und US-amerikanischen Führungskräften, die sich im Rahmen der 'Initiative für Globale Entwicklung' (IGD) für die Armutsbekämpfung in Afrika und für mehr Investitionen in afrikanische Länder einsetzen.

"Als Wirtschaftsführer müssen wir weiterhin auf die Zusammenarbeit mit den Regierungen setzen, denn sie müssen die geeigneten Maßnahmen einleiten, die eine zunehmende wirtschaftliche Expansion und grenzübergreifende Wirtschaftsentwicklung gewährleisten", betonte Devenish.

Bei einer 2011 in ganz Afrika durchgeführten Umfrage ('Pioneers on the Front: Sub-Saharan Africa's Multinational Corporations') konnte sich AICO Africa unter den 30 erfolgreichsten Unternehmen platzieren. Mit einer zwischen 2006 und 2009 jährlich erzielten Wachstumsrate von fast 30 Prozent ließ diese Gruppe globale Konkurrenten wie die von der Rating-Agentur 'Standard & Poor's ermittelten 500 größten US-amerikanischen Firmen weit hinter sich.


Erfolg trotz aller Schwierigkeiten

"Dieser Bericht wirft ein bemerkenswertes Licht auf eine Reihe von afrikanischen Unternehmen, die es trotz regionaler politischer Barrieren und globaler Herausforderungen zu ansehnlichem Wachstum gebracht haben", betonte Jennifer Potter, Präsidentin und Vorstandsvorsitzende der IGD.

"Die international anerkannte Kreditwürdigkeit eines Landes ist für jedes Geschäft von vorrangiger Bedeutung", meinte dazu der Wirtschaftsanalyst Eric Bloch und fügte warnend hinzu: "Simbabwe gilt derzeit als Kreditrisiko. Zudem ist die politische und wirtschaftliche Lage des Landes nicht dazu angetan, mögliche Investoren zu überzeugen."

Unterdessen propagiert die Regierung in Harare den Ausbau der Textil- und Bekleidungsindustrie als Jobmaschine und wichtige Einkommensquelle. Allerdings fehlten der Textilindustrie die dazu notwenigen modernen Anlagen, räumte Stanislaus Mangoma, ein Beamter im Industrie- und Handelsministerium, auf einer Konferenz von Vertretern der regionalen Baumwoll-, Textil- und Bekleidungsindustrie ein. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.igdleaders.org/
http://www.aicoafrica.co/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=104845

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2011